Ist der Qualitätsweizen in Gefahr?

Ernährung

Sichert nur Rohprotein die Backqualität?

Weizen

Mit dem Begriff Qualitätsweizen ist ein bestimmter Rohproteingehalt verbunden. Die A- und E-Weizen stehen für 13 und 14 Prozent Rohproteingehalte. Der Rohproteingehalt gilt als Zeichen für eine gute Backqualität und Deutschland kann mit höheren Werten an Rohprotein auf dem Weltmarkt punkten. Was jahrzehntelang als sicher galt, hat die Novellierung der Düngeverordnung schnell über den Haufen geworfen, denn hohe Rohproteingehalte sind auch von einer höheren Stickstoffdüngung abhängig. Die Reduzierung der N-Düngung in den so genannten Roten Gebieten mit hohen Nitratwerten im Grundwasser wird Einfluss auf den Rohproteingehalt im Weizen haben.

Mit Blick auf die neue Ernte unter Bedingungen der neuen Düngeverordnung war Anlass für den Pflanzenschutzmittelspezialisten Adama aus Köln einmal bei den Praktikern nachzufragen, wie sie die Zukunft des Qualitätsweizenanbaus sehen. Das Ergebnis von 112 Landwirten zeigt, dass die Antwort recht komplex ist.

Qualitätsweizen wird nicht mehr überall angebaut werden können. Mit 87 Prozent ist die Mehrheit der Ackerbauern überzeugt, dass der Anbau von Qualitätsweizen nur noch in vereinzelten Gebieten möglich sein wird. Lediglich sechs Prozent der Landwirte glauben, dass die Angebote von A- und E-Weizen gleich bleiben.

Solange Weizen in den Grünen Gebieten angebaut werden kann, wird es keine Abstriche geben. In den kommenden Jahren wird sich durchsetzen, dass in den Roten Gebieten auch ein Feld mit Qualitätsweizen ohne Stickstoffreduktion voll gedüngt werden kann – sofern auf den angrenzen Flächen in den Roten Gebieten, diese N-Menge zusätzlich und gleichwertig verringert wird. In diesem und zusammen mit dem nächsten Erntejahr wird sich tatsächlich zeigen, ob sich die Erntemenge an Qualitätsweizen reduziert.

Denn, ob sich die Ertragsmenge an A- und E-Weizen, wirklich reduziert, da sind sich die Landwirte nicht mehr ganz so sicher. Nur noch 74 Prozent der Landwirte befürchten eine Reduzierung des Angebots und mit 21 Prozent ist jeder Fünfte Landwirt davon nicht überzeigt.

Zum einen spiegelt sich darin die Entscheidung des Bundessortenamtes wider, seit 2019 die Menge an Rohprotein zwar noch anzugeben, aber nicht mehr als Qualitätsparameter zu werten. Die einzelnen Sorten weisen beträchtliche Unterschiede in der N-Verwertung auf. Es gibt Sorten, die mit weniger Stickstoff ähnlich hohe Rohproteinwerte erzielen können.

Zum anderen werden in den USA bereits andere Qualitätsparameter für die Backqualität herangezogen: Die Solvent Retention Capacity (SRC). Ursprünglich für die Erzeugung von Hartkeksen entwickelt, bestimmt SRC bei vier Schlüsselelementen die Mehlfunktionalität im Backprozess. Und der SRC-Wert ist unabhängig vom Rohproteingehalt.

Die Düngeverordnung wird mit ihren Restriktionen des Stickstoffeinsatzes bei Qualitätsweizen den Prozess einer veränderten Betrachtung der Backqualität beschleunigen. Wenn 21 Prozent der Landwirte glauben, dass sich das Angebot an A- und E-Weizen nicht verändern wird, sind das die innovativen Landwirte, die auf veränderte Qualitätsansprüche am ehesten reagieren.

Roland Krieg; Foto: roRo

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