Ist vegane Ernährung wirklich öko?

Ernährung

Flächenbedarf hebt Emissionsvorteile auf

Wandeln sich alle Verbraucher zu Veganern und verzehren nur noch Obst und Gemüse, würde die Reduzierung der landwirtschaftlichen Treibhausgase lediglich sieben Prozent betragen. Eine weltweit übernommene vegetarische Esskultur würde sogar noch weniger Einsparungen hervorrufen, weil die organische Landwirtschaft aktuell die Treibhausgase verstärkt, schreiben Forscher um Helmi Risku-Norja und Sirpa Kurppa in dem Journal „Progress of Industrial Ecology“.

Tofu statt Bratwurst?
Die aktuelle Umfrage der Apotheken Umschau zeigt, dass sich viele eine Umstellung auf eine vegetarische Kost gar nicht vorstellen können. Männer sind dabei „deutlich versessener auf Wurst und Fleisch“. Vier von zehn der Befragten (41,5 %) gaben dort tatsächlich an, bei ihnen müsse „mindestens einmal am Tag“ Fleisch oder Wurst auf den Tisch. Besonders versessen auf Steaks, Schweinebraten, Geschnetzeltes, Salami und Bierschinken sind dabei die Männer. Von ihnen sagt mehr als jeder Zweite (53,9 %), ein Tag ohne Fleisch komme bei ihnen nicht in Frage. Bei den Frauen können immerhin drei von zehn (29,9 %) nicht ohne eine tägliche Fleischportion auskommen.

Die Bodennutzung bestimmt die Treibhausgase
Zusammen mit Juha Helenius von der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Helsinki haben sie herausgefunden dass die Bodenbearbeitung der Schlüssel für die Menge an Treibhausgasen ist – egal ob für die Pflanzen- oder Tierproduktion. Die Emissionen aus dem Boden seien noch bedeutsamer als die der Düngerherstellung, der Tierproduktion oder des Energiebedarfes.
Das Team hat die finnischen Verhältnisse untersucht und ermittelt, dass Böden rund 62 Prozent aller Emissionen der Landwirtschaft bedingen. Kühe stoßen lediglich 24 Prozent und die Düngerherstellung und der Energieeinsatz verursachen nur jeweils acht Prozent der Emissionen.
Die Emissionen der extensiven Landbewirtschaftung ist geringer, weswegen diese Form als „grüne Alternative“ eingestuft werde – doch benötige die extensivere Bewirtschaftung eine größere Menge Land. Das hebe den Einspareffekt wieder auf, so die Studie.
Um die Emissionen von Treibhausgasen über das Ernährungsverhalten zu reduzieren, müsste nach Ansicht von Risku-Norja und Kurppa ein größerer Wandel in der ganzen Bevölkerung stattfinden. Anstelle die Diät jedes einzelnen Menschen zu ändern, wäre es sinnvoller, den Begriff „Nachhaltigkeit“ zu beleben. Im Non-Food-Bereich seinen Alternativen sinnvoller einzusetzen und im Ernährungsbereich sollte auf der Haushaltsebene mehr die Nahrungsbeschaffung und die Reduzierung von Essensabfällen beachtet werden.
„Es gibt einen hohen Druck auf die Bereitstellung von effektiven Nachhaltigkeitskriterien“, so Risku-Norja. „Aus Sicht der Ernährung und Nachhaltigkeit sind Verbraucherinformationen künftig immer wichtiger, insgesamt zu einem nachhaltigeren Lebensstil zu führen.“

Lesestoff:
Risku-Norja, Kurppa: „Dietary choices and greenhouse gas emissions – assessment of impact of vegetarian and organic options at national scale”; Progress in Industrial Ecology n Intenational Journal, Vol. 6, No 4 pp. 340-354

roRo

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