Jod: Natürlich heißt nicht gleich gesund

Ernährung

Die Schilddrüse braucht Jod

Die Schilddrüse braucht Jod für den Aufbau von wichtigen Hormonen für den Stoffwechsel. Fehlt das Spurenelement findet die Bildung von Knochen und die Entwicklung des Gehirns nicht in normalem Maße statt. Starker Jodmangel führt zu kleinwüchsigen und geistig zurückgebliebenen Kindern. Jodmangel äußert sich in stark angeschwollenen Schilddrüsen, den sogenannten Kröpfen.

Seit Ende der 1980er Jahren haben die Deutschen den Jodmangel mit jodiertem Speisesalz ausgeglichen. Wie in der Schweiz und Österreich sind die Böden jodarm und die Kulturpflanzen entsprechend auch. Mit dem jodierten Jodsalz konnten nach dem Endokrinologen Joachim Feldkamp am Klinikum Bielefeld bis 2004 den Jodmangel in Deutschland fast beseitigen. Seit dem aber geht die Jodversorgung allerdings wieder zurück, führt er im Interview mit dem Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ aus. Ein Drittel der deutschen Bevölkerung erreicht die empfohlenen 100 Mikrogramm Jod am Tag nicht mehr. Das kann in 15 bis 20 Jahren wieder zu einem Jodmangel führen, wenn auch die stärkste Form der unterentwickelten Kinder ausbleiben mag.

Dennoch sollten die Menschen auf ihre Jodversorgung achten, denn außer Seefisch, der zwei- bis dreimal in der Woche gegessen werden sollte, fehlt es unseren Lebensmitteln an Jod. Die Ursachen für den Rückgang sind vielfältig. Menschen verzichten unter dem Begriff „Natürlichkeit“ auf Zusatzstoffe und weichen auf Meersalz oder Himalayasalz aus, welche kein Jod enthalten. Bäckereien haben früher mit Jodsalz gebacken und ihre Qualität hervorgehoben. Großbäckereien verzichten heute aus Kostengründen auf Jodsalz. Landwirte geben jodiertes Salz ihren Tieren in den Trog. So kommt Jod über Fleisch und Milch noch auf den Speiseteller.

Als weiteren Grund nennt Feldkamp den internationalen Handel. Die Beigabe von Jod ist in Deutschland freiwillig. Viele Länder haben unterschiedliche Bestimmungen über Jodmengen, so dass eine verpflichtende Vorgabe auf Handelshemmnisse stoßen könnte.

In den bundesweiten Haushalten hat die Verwendung von jodiertem Speisesalz von einst 80 Prozent abgenommen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat ausgerechnet, dass mit 30 Milligramm Jod pro Kilogramm Speisesalz die Jodversorgung in Deutschland sicher gestellt ist. Dafür reiche es aus, wenn jodiertes Speisesalz in mindestens 36 und maximal 42 Prozent aller Lebensmittel vorhanden sein muss.

Roland Krieg

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