Kein zusätzliches Vitamin D in der Schwangerschaft
Ernährung
Hohe Vitamin D – Dosen in der Schwangerschaft vermeiden
Das so genannte „Knochen-Vitamin“ schützt gerade in der kalten Jahreszeit vor Infektionen und unterstützt das Immunsystem. Ende 1990 aber erschienen erste Arbeiten über den Zusammenhang zwischen einem hohen Vitamin D – Spiegel und der Entstehung von Allergien.
Vitamin D – Spiegel in der Schwangerschaft
Dr. Kristin Weiße vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig (UFZ) hat zusammen mit der Arbeitsgruppe um Prof. Gabriele Stangl vom Institut für Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg folgende Fragen untersucht: Lässt sich eine Korrelation zwischen der Vitamin D – Konzentration im Blut von werdenden Müttern und im Nabelschnurblut einerseits sowie dem Immunstatus zum Zeitpunkt der Geburt und allergischen Erkrankungen des Kindes später im Leben andererseits nachweisen? Oder anders formuliert: Beeinflusst der Vitamin D – Spiegel der werdenden Mutter das Allergierisko des Kindes?
Die Wissenschaftler nutzten Daten der LiNA-Kohorte des UFZ zu Lebensstil und Umweltfaktoren zum Allergierisiko. Darin wurden Vitamin D – Spiegel und Allergierisiken gemessen. Das Fazit: Wird bei werdenden Müttern ein niedriger Vitamin D – Spiegel im Blut nachgewiesen, dann treten bei ihren zweijährigen Kindern Nahrungsmittelallergien seltener auf als bei Müttern mit höheren Vitamin D – Werten. In der Umkehrung bedeutet das: Ein hohes Vitamin-D-Niveau bei Schwangeren trägt zu einem erhöhten Risiko für die ungeborenen Kinder bei, im Kleinkindalter an einer Nahrungsmittelallergie zu erkranken. Zudem zeigen die Kinder einen erhöhten Wert an spezifischem Immunglobulin E gegenüber Nahrungsmittelallergenen wie Hühnereiweiß, Milcheiweiß, Weizenmehl, Erdnuss oder Sojabohne. Außerdem fanden die UFZ-Wissenschaftlerinnen einen Hinweis auf den Mechanismus, der dem Zusammenhang Vitamin D-Nahrungsmittelallergie zugrunde liegen könnte. Dr. Gunda Herberth – gleichfalls aus dem Department Umweltimmunologie des UFZ – schaute sich die Immunantwort der betroffenen Kinder genauer an und analysierte vor allem regulatorische T-Zellen im Nabelschnurblut. Diese Zellen können eine Überreaktion des Immunsystems auf Allergene verhindern und damit vor Allergien schützen. Aus ihren früheren Analysen wissen die UFZ-Forscher: Gibt es zu wenig dieser regulatorischen T-Zellen im Nabelschnurblut steigt das Risiko für Allergien. Das erstaunliche Ergebnis aus der aktuellen Untersuchung: Je mehr Vitamin D im Blut von Mutter und Kind zu finden war, umso weniger regulatorische T-Zellen waren nachweisbar. So könnte der gefundene Zusammenhang bedeuten, dass ein Zuviel an Vitamin D die Entwicklung von regulatorischen T-Zellen unterdrückt und damit das Allergierisiko steigert.Dr. Weiße hat bei ihren Analysen äußere Faktoren wie Jahreszeit und Sonnenexposition heraus gerechnet. Vitamin D ist sicher nicht die einzige Ursache für Nahrungsmittelallergien, aber, so das Fazit, Vitamin D – Ergänzungspräparate sind für Schwangere eher nicht zu empfehlen.
Lesestoff:
Weisse, K., Winkler, S., Hirche, F., Herberth, G., Hinz, D., Bauer, M., Roeder, S., Rolle-Kampczyk, U., von Bergen, M., Olek, S., Richter, T., Diez, U., Borte, M., Stangl, G.I., Lehmann, I. (2013): Maternal and newborn vitamin D status and its impact on food allergy development in the German LINA cohort study. Allergy 68 (2), 220 – 228. http://dx.doi.org/10.1111/all.12081
Tilo Arnhold (UFZ) / roRo; Foto: André Künzelmann (UFZ)