Kinder, lernt Essen

Ernährung

Dahlem fördert Gesunde Kinderernährung

>Zu süß, zu fett, zu wenig Obst und zu wenig Bewegung. Das Ergebnis ist an den Gewichten der Kinder abzulesen. Mit Beginn des neuen Schuljahres führte Berlin in 400 Grundschulen den Mittagstisch ein und bereits die erste Zwischenbilanz zeigte, dass der kritischste Faktor die Finanzierung ist. Vor Weihnachten gab es die ersten ernüchternden Meldungen, dass viele Eltern das Essensgeld nicht bezahlen können und wollen.
"Feed me better" heißt hingegen ein britisches Ernährungsprogramm, das die Regierung mit 417 Millionen Pfund unterstützt, blickt Dr. Burkhardt Sonnenstuhl, Geschäftsführer der Projektagentur Domäne Dahlem, auf die Nachbarn. Was nütze es, wenn die Grüne Woche das Essen der Welt präsentiert, aber die Kinder meckern: "Eß´ ich nicht!?" Kinder wissen zu wenig über eine ausgewogene Ernährung und müssen erst wieder schmecken lernen. Dazu sei mehr Verantwortung in der Schule nötig, den Kindern die Wertigkeit des Essens wieder beizubringen. Das Tauschen eines Apfels gegen einen Schokoriegel auf dem Schulhof, zeige, was verloren gegangen ist.
Die Projektagentur forderte daher heute auf der Grünen Woche Berlins Schulsenator Klaus Böger auf, die Erstklässler kostenfrei an das Schulessen heranzuführen.
Dieser allerdings verwies auf die leeren Kassen der Hauptstadt und antwortete klar: "Gegenwärtig ist es nicht finanzierbar." Seinen Ausführungen zu Folge, ist das Ernährungsproblem nicht primär eines der Kinder, sondern "man müsse sich generell in Deutschland daran gewöhnen, dass man für gutes Essen mehr bezahlen muss." Mit 23 Euro Elternanteil, komme man nicht weit.

Pfiffige Ideen
Am Rande der Veranstaltung sagte Dr. Sonnenstuhl zu Herd-und-Hof.de, dass man Böger als Unterstützer durchaus zu schätzen wisse, aber eben nicht als Finanzier. Da brauche es schon pfiffige Ideen, mit denen auch beteiligte Caterer in das Boot geholt werden sollen, preiswert, eine ausgewogene Versorgung zu gewährleisten.
Mit der Lehr- und Erlebnisküche in Dahlem konnten bereits 3.000 Kinder im letzten Jahr eigene Erfahrungen mit dem Thema Ernährung erlernen. Und gleich mit der ökologischen Landwirtschaft der Domäne erfahren, welche Vorgeschichte Lebensmittel haben. Die Freiflächen sind mit Feldern und Tieren praktisch 24 Stunden geöffnet.
Für die Kinder wurde ein mehrstufiger Haushaltsführerschein (HAFÜ) eingeführt. Bis zur vierten Klasse gibt es den "kleinen Haushaltsführerschein" der nicht nur Kompetenzen im Bereich Ernährung bündelt. Dazu zählt die Zubereitung einer kompletten Mahlzeit. Die Kinder lernen zudem Haushaltsgeräte wie die Getreidemühle kennen, bedienen und zu reinigen. Nach der kleinen Abschlussprüfung können die Kinder auch Waschetiketten lesen und verstehen. Der HAFÜ bis zur sechsten Klasse, vermittelt den Kindern mehr - beispielsweise auch "das Lesen von Handyrechnungen".
Dass das Projekt ankommt, bestätigte die Rektorin der Neuköllner Grundschule Am Sandsteinweg, Petra Balzer. 120 Kinder aller vierten Klasse haben jeweils in einer Woche je Klasse den "kleinen Haushaltsführerschein" bereits erworben. Vorher mäkelten die Kleinen herum, dass sie doch eigentlich schon alles wüssten. Hinterher waren Kinder wie Eltern von dem Ergebnis begeistert. Nicht alle Kinder kennen heute schließlich alle Obst- und Gemüsesorten.

Lektüre:
Kontakt zur Domäne Dahlem finden Sie unter www.domaene-dahlem.de
Die Berliner Qualitätskriterien der gesunden Schulverpflegung und Ansprechpartner bei Fragen über den Mittagstisch gibt es unter: www.vernetzungsstelle-berlin.de/bilder/aktuelles-files/Berliner_Qualitaetskriterien.pdf
Leitlinien für eine Ernährungswende:
www.ioew.de/home/downloaddateien/leitlinienErnaehrungswende.pdf
Die bundeseinheitlichen Rahmenkriterien der DGE gibt es unter www.biokannjeder.de oder gedruckt bei geschaeftsstelle-oekolandbau@ble.de

Roland Krieg

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