Kinderketchup: Teuer und unnötig
Ernährung
Jahrespressekonferenz Stiftung Warentest
Die Reaktionen auf das neue Logo der Stiftung Warentest bewegen sich zwischen „sehr gut gelungen“ bis zur Abwertung, es sei ein „verhungertes Schweizer Kreuz“. Auf der Jahrespressekonferenz in Berlin zeigte sich Vorstand Dr. Werner Brinkmann in der Summe jedoch zufrieden, weil das neue Logo die Stiftung Warentest als Marke eindeutig transportiert. 237 Firmen haben zu Werbezwecken bereits das alte Logo gegen das neue für ihre Produkte ausgetauscht, 79 Anträge liegen zur Bearbeitung noch vor.
Gesundheit und Geld
Die zwei „G“s beschäftigen Verbraucher am meisten, blickt Brinkmann auf das Jahr 2007 zurück: Gesundheit und Geld. Beim Geld stehen Fragen nach Versicherungen und Investitionen im Vordergrund.
Obwohl das Bundesministerium für Verbraucherschutz als Stifterin ihren Etat von 6,5 auf 6 Millionen Euro gekürzt hat, ist die Bilanz der Tester mit einem Plus von 2 Millionen Euro zufriedenstellend. Die Zeitschrift „test“ hat gegenüber 2006 rund 12.000 Abonnenten verloren und die Auflage liegt jetzt bei 446.000. Im Einzelhandel kaufen rund 92.000 Leser die Zeitschrift als Einzelheft. „Finanztest“ hingegen hat zugelegt und wird jetzt von 207.000 Lesern im Abo bezogen. Ein Plus von 1.000 Bestellungen. Als Einzelheft im Handel ist der Verkauf leicht auf 64.500 Hefte zurückgegangen.
Recht stabil sind auch die Anzahl der Tests geblieben. Im vergangenen Jahr wurden 187 Warentests durchgeführt, 108 vergleichende Tests und 90 Dienstleistungsprüfungen, von denen sich die meisten auf Finanzdienstleistungen bezogen.
Die 17 durchgeführten Lebensmitteltests waren im Schnitt durchaus unbefriedigend. Beim Kochschinken beispielsweise war nur eines von 25 Produkten für „gut“ befunden worden. Am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatum wiesen alle Kochschinken Keime auf, einige Produkte gesundheitsgefährdende Listerienbesiedlung.
Gegen das allgemeine Image enden auch immer wieder die Tests zwischen ökologischen und konventionellen Waren. In der Summe gibt es auf beiden Seiten „Tops und Flops“, so Dr. Brinkmann. Ein Problem der Bioprodukte ist die mikrobielle Belastung und bei steigender Verarbeitung der Geschmacksverlust. Punkten konnte die Bioware immer, wenn es um Rohprodukte ging.
Weiterentwickelt hat sich die Arbeit der Tester in der Bewertungsskala. Längst geht es um mehr als die Gebrauchstauglichkeit. Mittlerweile werden Umweltverträglichkeit und Schadstoffbelastung regelmäßig mit überprüft. Als neue Testkriterien werden soziale und ethische Parameter entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit betrachtet. Gegenüber Herd-und-Hof.de unterstrich Dr. Brinkmann allerdings, dass damit der Testaufwand erheblich ansteigt. Ein Test koste zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Für die Zusatzbewertung nach sozialen und ethischen Kriterien muss noch einmal die gleiche Summe investiert werden. Als Referenzsystem gelten allgemein Standards, die in den Testbewertungen immer angegeben sind, sagte Dr. Brinkmann.
Ketchup im Test
Eine Soße aus eingelegten Schalentieren in Asien des 15. Jahrhunderts gilt als „Ur-Ketchup“. Den „koechiap“ oder „ke-tsiap“ gab es also zunächst ohne Tomaten. Erst die Amerikaner gestalteten um 1804 das erste Ketchup-Rezept auf der Basis von Tomaten. Ein Liter Ketchup gießt, quetscht, rüttelt und schüttelt der Durchschnittsdeutsche auf Gegrilltes und Fastfood im Jahr. Mittlerweile auch auf Nudeln und Käsebrote.
Für das neue Heft wurden 23 Ketchups getestet und eine Wahrheit gleich zu Beginn aufgezeigt: „Komplett zuckerfrei geht nicht“. Deshalb ist es besonders ärgerlich, wenn Aldi Nord seinen Süßstoff-Delikato light „als gänzlich zuckerfrei“ bewirbt, so die Tester. Die vier Prozent Tomaten in der Flasche enthalten nämlich Fruchtzucker. Die Deklaration wurde generell bemängelt, denn fünf Hersteller gaben den Zuckergehalt, der bis zu einem Viertel der Gesamtmenge betragen kann, falsch im Etikett an, oder bewarben ihn falsch.
So sind auch die Kinderketchups fragwürdig. Mit der Aussage „30 Prozent weniger Zucker“ werben alle drei untersuchten Kinderketchups. Bei Knorr Ketchupi und Bautz´ner Quetch´up trifft die Aussage nicht zu, als die Tester den klassischen Ketchup des jeweiligen Hauses als Referenzwert nahmen. Bei Heinz Kids trifft die Aussage zwar zu, „der aber war die größte Zuckerbombe im Test“. In der Halbliter-Flasche drängeln sich 48 Stück Würfelzucker. Eineinhalb pro Esslöffel.
Schlechten Eindruck hinterlässt auch Ketchup, der wegen der Kinder zusätzlich mit Calcium versetzt wird. Die zwei von Bautzen zugesetzten Esslöffel decken nur vier bis sechs Prozent des empfohlenen Tagesbedarfes. Nimmt das Kind ausreichend Milch und Milchprodukte zu sich, reicht das für den täglichen Calcium-Bedarf. Bedenklich ist auch der Gehalt an nicht-jodiertem Salz.
Geschmacklich allerdings kann die Auswahl am Ketchup-Regal nicht schief gehen, denn 18 von 23 getesteten Tomatensaucen wurden mit „gut“ bewertet.
Nahrungsergänzungsmittel für Kinder: Bestenfalls überflüssig
Gleich im nächsten Test hat die Stiftung Nahrungsergänzungsmittel für Kinder untersucht. Beispielsweise versprechen die Multivitamin YayaBären gut schmeckende Vitamine. Der Hersteller empfiehlt einen pro tag. Doch nimmt ein Schulanfänger mit einem Gummibären gleich doppelt so viel Vitamin A auf, wie es durch ein Nahrungsergänzungsmittel sein sollte. Ein zuviel erhöht das Risiko für Erkrankungen. Ein zweiter Bär würde sogar gleich einen Erwachsenen überversorgen. Weil die Tester zu „viel überflüssige Vitamine und Mineralstoffe zusätzlich zur normalen Kost“ finden, sind gleich 18 getestete Produkte „nicht geeignet“. Ausgerechnet die gebildeten Eltern setzen auf die Hilfe der Ergänzungsmittel und verabreichen sie ihren Kindern täglich. Der Markt setzt jährlich rund 30 Millionen Euro um.
Eine Lampe spart 180 Euro
Am Samstag erscheint das neue Spezial der Warentester. „Energie“ beschreibt auf über 100 Seiten Stromsparen, sinnvolles Kühlen und verbesserten Wärmeschutz. Wer seine Heizung erneuern will, der findet einen Systemvergleich von Wärmepumpen, Ölbrennkesseln, aber auch einen Test über Solaranlagen für Warmwasser.
Dr. Brinkmann nutzte die Jahrespressekonferenz für den Hinweis, dass eine Energiesparlampe bei einer Brenndauer von 10.000 Stunden 180 Euro Energiekosten sparen kann.
roRo; Foto: roRo