Kiwis aus Frankreich

Ernährung

Kiwis aus dem Tal Adour

1904 kam die chinesische Stachelbeere nach Neuseeland und schmückte wegen ihrer gelben Blüten manchen Garten. Die sommergrüne Schlingpflanze bringt aber auch Früchte hervor, die wie in einer Rebe vom Ast herunterhängen. Ein helles Braun, haarige, sehr dünne Schale und erfrischend grün: 1959 hatten die Neuseeländer der Frucht einen neuen Namen gegeben - Kiwi. Sie beinhaltet das Siebenfache an Vitamin C einer Zitrusfrucht, ist appetithemmend, reich an Kalium und verdauungsanregend. In 100 Gramm Fruchtfleisch sind auch drei Milligramm Vitamin E enthalten. A Kiwi a day keeps the doctor away, möchte man sagen.

Kiwi mit Prüf und Siegel

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Kiwi auch nach Frankreich. Die Bauern im Tal der Adour, der nördlich der Pyrenäen beschaulich dem Atlantik zustrebt, haben die Kiwi zu ihrer Wirtschaftsfrucht gemacht. 380 Kleinbauern hegen, pflegen und ernten in einem 50 Kilometer langen Talabschnitt die Kiwi aus Frankreich. Zusammen mit anderen Anbauregionen ist Frankreich heute hinter Italien der zweitgrößte Kiwi-Produzent Europas, der fünftgrößte weltweit.
Die Kiwi-Bauern haben sich in den 1990er Jahren während einer Absatzkrise zusammengetan und vermarkten die Frucht gemeinsam. 1992 bekamen besonders gut gereifte Kiwi de l´Adour mit dem „Label Rouge“ das amtliche Gütesiegel für hochwertige französische Lebensmittel. Das Siegel wird seit 1960 vergeben und zeichnet besondere Qualitäten im Geschmack, der Hygiene und Ernährungsphysiologie aus. Ein Pflichtenheft sowie interne und externe Kontrollen sichern dabei die Qualitätsstandards.
Auf der Fruit Logistica zeigte sich die Kiwi de l´Adour mit einem neuen Gewand: Mit dem europäischen Siegel des geschützten Ursprungsgebietes. Zehn Jahre hat es gedauert, bis die Kiwi es 2009 zugesprochen bekam. Drei Qualitätsmerkmale zeichnen die Kiwi de l´Adour Zeichen aus: Zum Erntezeitpunkt hat die Kiwi einen Zuckergehalt von mindestens 6,5 Grad Brix. Das garantiert, dass die Frucht nach der Ernte noch nachreifen kann. Zusätzlich muss der Festigkeitsindex bei einem Kilogramm je Quadratzentimeter sein und die Früchte der Güteklasse Extra oder 1 angehören. Keine andere französische Kiwi trägt eine Ursprungsgarantie.
Und das soll den Verbrauchern bekannt gemacht werden. In Frankreich sind neben Anzeigen, Broschüren und Plakaten noch 175 Aktionstage im Handel eingeplant. In Berlin wurde der Startschuss für die internationale Kampagne gegeben.
Im Adour-Tal wächst jede vierte französische Kiwi. Im letzten Jahr waren es 21.800 Tonnen. Für die kommende Saison werden bereits 10.000 Tonnen mit dem Herkunftssiegel erwartet. Das ist viel Arbeit. Die durchschnittliche Größe je Betrieb liegt bei zwei Hektar. Eine weibliche Kiwi-Pflanze kann bis zu 1.000 Früchte tragen, die alle von Hand geerntet werden.

Zartes Fleisch durch Kiwis

Die Kiwi enthält Actinidain. Das ist ein Katalysator für den Eiweißabbau. Diese Cysteinprotease macht Milchprodukte bitter, wenn rohe Kiwi zugegeben werden. Gegart oder mindestens mit kochendem Wasser übergossen, verliert das Enzym seine Wirkung. Der Stoff hat dadurch aber auch sehr positive Eigenschaften und macht Fleisch durch Zelltypentrennung zarter. Die Kiwi eignet sich daher wunderbar zum Marinieren. Einem Fonds können die Früchte eine feine Säure verleihen. Dazu müssen die Kiwi rund 20 Minuten vor Ende der Garzeit püriert zugegeben werden.
Noch einen Gourmet-Tipp a la France für raffinierte Geniesser? Honigkuchen mit Kiwischeiben und Ziegenkäse belegen und mit etwas Schnittlauch bestreuen.

Bon appetit

Roland Krieg (Text und Fotos)

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