Klimaschutz auf dem Teller

Ernährung

Verbraucherzentrale legt 12-Punkte-Programm vor

Vom Acker bis zum Teller. Was einen transparenten Produktionsweg beschreibt, gilt auch für die Emission von Treibhausgasen. Was wir essen, bestimmt nicht nur die Produktionsweise, den Verarbeitungsgrad und soziale Standards, sondern auch den Grad der Klimaänderung. Unterschiedliche Formen des Anbaus, der Verarbeitung und Zubereitung füllen jedem Lebensmittel seinen CO2-Rucksack, der letztlich zwischen Rotkohl und Schweineschnitzel auf dem Teller liegt. Was Verbraucher essen, bestimmt auch die Höhe der erzeugten Treibhausgase.

Politik ist noch nicht so weit
Gerd Billen, Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband, vermisst das Thema in der Klimapolitik des Bundes. Während es für Autos und Gebäude Höchstwerte gebe, fehlen sie bei Lebensmitteln.
Durch den Verzehr von Lebensmitteln produzieren die Bundesbürger etwa zwei Tonnen Kohlendioxid, berechnete Dr. Ulrike Eberle vom Öko-Institut. Nur etwa 45 Prozent davon fallen bei der landwirtschaftlichen Produktion an. Die andere Hälfte entsteht bei Lagerung, Verarbeitung, Zubereitung und bei Einkaufsfahrten.
Das gestern im Vorfeld der IGW vorgelegte umfangreiche 12-Punkte-Programm zum Klimaschutz im Bereich Landwirtschaft und Ernährung beschäftigt sich in den vier letzten Punkten auch mit dem Ernährungsverhalten.
Billen will Verbrauchern nicht vorschreiben, was sie essen sollen, aber mit einer Verschiebung hin zur mediterranen Ernährung, die auch gesund ist, verringern Konsumenten den CO2-Rucksack auf ihrem Teller. Voraussetzung ist dabei, dass Lebensmittelwirtschaft und -handel ihre Emissionen systematisch erfassen und mit glaubwürdigen Kennzeichnungssystemen für Transparenz in der Klimabilanz sorgen.
Dr. Eberle bezieht den privaten Haushalt ausdrücklich in die Bilanz ein. Gemüse aus der Tiefkühltruhe belaste das Klima dreimal mehr als Frischgemüse. Die Haushaltsgeräte müssen auf Energieeffizienz hin ausgewählt werden.

Verbraucher nicht überfordern
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Tabellen, die Lebensmittel mit ihrem CO2-Gehalt ausweisen. Herd-und-Hof.de hat Gerd Billen befragt, ob die Signale aus den Bewertungen, Verbraucher nicht fürchten lässt, dass Ihnen ihr Schnitzel vom Teller genommen wird, während Schwerlastverkehr ausgebaut und nicht weniger geflogen wird?

Tier. LM

gCO2/kg

Pflanzl. LM

gCO2/kg

CO2-Äquivalente (g/kg LM)

Käse

8.340

Tofu

1.100

Treibhaus, beheizt

Freiland

Rindfleisch

6.430

Bio-Tofu

700

Bohnen

6.360

220

Quark

1.930

Obst

450

Lauch

5.430

190

Geflügel

1.330

Gemüse

150

Gurken

2.300

170

Q: s. u.

„Wir müssen zunächst mit der Landwirtschaft und dem Handel Fakten ermitteln“, so Billen. Schnellschüsse für einzelne Lebensmittel lehne er ab und man wolle den Verbraucher auch nicht überfordern. Sicher gebe es im Bereich des Verkehrs und der Gebäudesanierung ein höheres Einsparpotenzial.

Ernährungsökologie
Den Begriff der Ernährungsökologie gibt es schon seit 1986 und bezeichnet ein interdisziplinäres Wissenschaftsfach zwischen Ökotrophologie und den Ernährungswissenschaften. Es umfasst neben der ökologischen Dimension bis hin zur Abfallentsorgung auch die ökonomische, soziale und gesundheitliche. Zwischen Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt und Individuum. Ähnlich komplex sind dann auch die allgemeinen Empfehlungen der Ernährungsökologen: Regionale, frische Produkte mit geringem Verarbeitungsgrad.

Lesestoff:
In München gibt es das Beratungsbüro für Ernährungsökologie von Dr. oec. troph. Koerber, der auch Lehrbeauftragter an der TU München ist.: www.bfeoe.de
Die Zahlen entstammen aus Tabellen des Artikels „Bewusst essen – Klima schützen“ im UGB-Forum 5/07; S. 214 – 217. Den Unabhängigen Gesundheitsberater UGB in Giessen steht Prof. Leitzmann vor, der die Ernährungsökologie aus einem studentischen Arbeitskreis in die Wissenschaft überführt hat: www.ugb.de
Noch mehr Tabellen hat das Öko-Institut in Freiburg errechnet: www.oeko.de
Das 12-Punkte-Programm können Sie unter www.vzbv.de einsehen.

Roland Krieg

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige Grüne Woche mit dem Suchbegriff „IGW-08“ im Archiv anzeigen lassen]

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