Kunstaroma statt Frucht

Ernährung

Warentest: Wasser mit Geschmack

Frucht ist drauf, aber nicht drin: Knackige Früchte auf dem Etikett versprechen vollen Fruchtgeschmack, doch die getesteten Wässer mit Geschmack enthalten nur Kunstaromen. Das ist Verbrauchertäuschung. Außerdem steckt in fast allen Produkten reichlich Zucker. Die Stiftung Warentest hat für die Mai-Ausgabe der Zeitschrift test 25 Wässer mit Fruchtgeschmack in acht beliebten Sorten - von Apfel über Erdbeere bis Zitrone - untersucht. Das Ergebnis: 5 Produkte schneiden „mangelhaft“ ab, nur 6 sind „befriedigend“, der Rest ist „ausreichend“.
Mit einer Ausnahme schmecken die Produkte nicht einmal typisch wie die abgebildeten Früchte, sondern aromatisiert und nur fruchtähnlich. Die Bezeichnung „natürlicher Fruchtgeschmack“ auf einigen Wässern ist irreführend. Auf fünf Wässern ist das Aroma im Zutatenverzeichnis nicht korrekt angegeben - sie sind deshalb nicht verkehrsfähig und dürften so nicht verkauft werden. Nur zwei Produkte im Test sind zuckerfrei. Alle anderen sind gesüßt, am meisten die Getränke mit Erdbeergeschmack. In den 1,5-Liter-Flaschen stecken gut 70 Gramm, das entspricht etwa 23 Stücken Würfelzucker.
Außerdem fanden die Tester krebserregendes Benzol in drei Wässern mit Kirschgeschmack. In einem Fall betrug die Belastung sogar das Dreifache des Grenzwertes, der für Trinkwasser gilt.

Last-minute-Befund: Schad­stoff Benzol gefunden

Kurz vor Veröffent­lichung der Test­ergeb­nisse kommt die Nach­richt aus dem Labor: Die Tester wiesen den Schad­stoff Benzol in den Wässern Penny/Elitess aqua plus Kirsch, Volvic Kirsche und Vitrex Kirsche nach. Benzol kann beim Menschen Krebs auslösen. In Vitrex Kirsche lag der Benzol­gehalt mit 3 Mikrogramm pro Liter deutlich über dem Grenz­wert von 1 Mikrogramm Benzol pro Liter, der für Trink­wasser gilt. Einen Grenz­wert für Erfri­schungs­getränke gibt es nicht. Die anderen beiden Wässer lagen mit 0,9 Mikrogramm je Liter (Penny/Elitess aqua plus Kirsch) und 0,6 Mikrogramm je Liter (Volvic Kirsche) unter dem Grenz­wert.

Herkunft ist noch unklar

Anlass für die Nach­unter­suchungen waren kritische Benzolmengen, die bei einer Unter­suchung der NDR-Sendung „Markt“ in Erfri­schungs­getränken gefunden und Anfang dieser Woche veröffent­licht worden waren. Bekannt ist bisher aus Studien: Benzol entsteht aus dem Konservierungs­stoff Benzoesäure, wenn ein Getränk zugleich Ascorbinsäure enthält. Doch die klaren Wässer mit Geschmack im Test der Stiftung Warentest enthalten gar keine Ascorbinsäure. Ascorbinsäure wird vor allem einge­setzt, damit Getränke mit Frucht­saft­anteil ihre schöne orange oder gelbe Farbe nicht verlieren. Woher das Benzol kommt, ist also noch zu klären. Im Augen­blick laufen weitere Unter­suchungen. Für die Veröffent­lichung im test-Magazin kamen die Schad­stoff­funde zu spät. Sobald der Stiftung Warentest neue Erkennt­nisse vorliegen, werden sie auf www.test.de gratis veröffent­licht. Die kosten­pflichtige Fassung zum Download enthält derzeit noch die Ergebnis­tabelle ohne die Last-minute-Funde.

Fruchtabbildungen führen in die Irre

Zurück zu den Aroma­stoffen: Ein knackiger Apfel, reife Erdbeeren oder spritzige Zitronenscheiben – auf fast jedem Etikett prangen frische Früchte. Dabei enthalten alle 25 Wässer mit Geschmack im Test nur ein individuelles Kunst­aroma. Doch der Verbraucher erwartet echte Frucht. Ist sie drauf, aber nicht drin, ist das eine Verbraucher­täuschung. Tatsäch­lich kommen die Produkte durch zugesetztes Aroma auf den Geschmack. Das aber steht erst im Klein­gedruckten in der Zutaten­liste.

Gerade große Marken enttäuschen

Und nicht einmal auf das Zutaten­verzeichnis ist stets Verlass. So täuscht bei Volvic Apfel nicht nur der Apfel auf dem Etikett. Im Zutaten­verzeichnis steht „Apfelaroma“. Das bedeutet: Für den Geschmack dürfte hier nur das authentische Aroma des Apfels sorgen. Doch im Labor entdeckten die Tester ein aus verschiedenen synthetischen Aroma­stoffen zusammengesetztes Fantasiearoma, das geschmack­lich ein Apfelaroma vortäuscht. Das bedeutet: test-Qualitäts­urteil mangelhaft für Volvic Apfel. Auch vier andere Produkte fallen wegen falscher Zutaten­liste durch.

Nur ein Produkt kann im Geschmack über­zeugen

Keines der Wässer im Test enthält ein voll­ständiges Fruchtaroma. Das hat Folgen für den Geschmack. So schme­cken fast alle aromatisiert und bloß frucht­ähnlich. Dem natürlichen Frucht­geschmack recht nah kommen immerhin die drei Wässer in den Geschmacks­richtungen Zitrone und Zitrone-Limette. Hier haben die Aromatüftler, die sogenannten Flavor­isten, offen­bar bei Geruch und Geschmack ein glück­liches Händ­chen bewiesen. Bei zwei der drei Produkte kommt aber Zitrusschale durch – das gibt Minus­punkte. Nur ein Wasser mit Geschmack kann daher im Test mit einer guten Note im Geschmack punkten.

Fast alle Wässer mit Zucker­zusatz

Aromen sind nicht alles, was in den Wässern steckt. Fast allen wird Zucker zugesetzt. Am meisten Zucker enthalten die Getränke mit Erdbeer­geschmack. Außerdem werben 16 der 25 Produkte damit, kalorien­arm zu sein. Das dürfen sie laut EU-Verordnung, so lange sie pro 100 Milliliter nicht mehr als 20 Kilokalorien enthalten. Wichtig für Figurbewusste: Mineral­wasser pur hat null Kalorien, die Wässer mit Geschmack bis zu 200 Kilokalorien pro Liter. Im Test waren nur zwei Produkte zucker- und kalorienfrei.

Wasser mit Geschmack selber machen

Mit wenigen Hand­griffen lässt sich Wasser aufpeppen. Wer seinen Durst­löscher selber mixt, kann Frucht­zusatz, Süße oder Sprudelgrad je nach Vorliebe selbst bestimmen.

Und so geht's:

Mit Tee. Ungesüßter Tee hat so gut wie keine Kalorien, von Kräuter bis Frucht ist alles möglich. Wer es nicht zu intensiv mag, kann auf einen Liter Tee statt drei einen Teebeutel verwenden. Oder einfach eine Tasse Tee in einen Liter kaltes Wasser geben.

Mit Saft. Schon ein Schuss Frucht­saft verleiht Wasser einen leichten Frucht­geschmack. Nur etwas mehr Arbeit macht es, Zitrone, Limette, Orange oder Grapefruit frisch auszupressen.

Mit Scheibchen. Einen Hauch Geschmack bekommt Wasser durch Frucht­stück­chen. Dafür eignet sich jedes Obst von Apfel über Erdbeere bis Zitrone. Für Pfiff im Wasser sorgen Gurken- und Ingwerscheibchen oder Zitronenmelisse, Minze und Basilikum. Sie sind auch gut zu kombinieren.

Tipp: Waschen Sie Früchte und Kräuter und verwenden Sie am besten unbe­handelte Zutaten. Probieren Sie Wasser mit Gurke und Minze, Zitronen und Ingwer oder Erdbeeren und Basilikum. Die Mischung sollte etwa 10 Minuten durch­ziehen. Wasser mit Früchten, Kräuters­tängeln und Eiswürfeln in einer Karaffe ist ein echter Hingu­cker.

Lesestoff:

Der ausführliche Test "Wässer mit Geschmack" erscheint in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift test (ab 26.04.2013 am Kiosk)

Stiftung Warentest

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