Kurze Wege ? langer Genuss

Ernährung

3. Wartenberger Erntefest

> Vor 100 Jahren aßen die Menschen noch hauptsächlich Lebensmittel aus der Region. Heute ist eine Fülle verschiedenster Lebensmittel aus vielen Ländern der Welt zu jeder Zeit verfügbar. Und damit geht die Wertschätzung gegenüber den Produkten verloren, so das Aktionsbündnis ?Tag der Regionen?, der eigentlich die Zeitspanne seit dem 24. September umfasst und noch bis zum 09. Oktober bundesweit über 800 Veranstaltungen führt.

Die Idee
Im Rahmen des Land- und Handwerkertages, der am 02. Mai 1998 unter dem Motto ?Der lange Weg zu kurzen Wegen? verschiedene regionale Produkte präsentierte, entstand bei der fränkischen Regionalinitiative ?Artenreiches Land ? Lebenswerte Stadt e.V.? die Idee zum jährlichen ?Tag der Regionen?. Was ein Jahr später mit 180 Veranstaltungen in Bayern und Nordrhein-Westfalen langsam begann, entwickelte sich dann ab 2000 jeweils am Erntedanksonntag zu einer bundesweiten Veranstaltung. So auch wieder am kommenden 02. Oktober. ?Entgegen zum Trend zum Fast Food und ?essen im Vorübergehen? macht sich bei vielen Menschen eine Rückbesinnung auf regionale Spezialitäten und Genuss bemerkbar?, so Brigitte Hilcher Geschäftsführerin des Bundeskoordinationsbüro-Nord. Seit 2002 steht der bundesweite Aktionstag unter dem Motto ??wurzeln in einer globalisierten Welt?, um das Spannungsfeld zwischen Regionalisierung und Globalisierung zu betonen.

Theorie?
Regionaler Wohlstand lässt sich nicht einseitig an der wirtschaftlichen Größe des Bruttosozialproduktes messen, definierte Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer vom Zentrum für Technik und Gesellschaft der TU Berlin (Herd-und-Hof.de vom 26.02.2005). Ehrenämter, Gemeindearbeit und Hoffeste gehören zu einem lebendigen Raum dazu.

?und Praxis
Das Wartenberger Erntefest im Norden der Hauptstadt war bis 2004 die einzige Veranstaltung, die im Land Berlin im Rahmen des ?Tag der Regionen? durchgeführt wurde. Vor der Wende war das Erntefest der Höhepunkt im dörflichen Leben Wartenbergs und hatte bis zu 30.000 Besucher. Das Dorf hatte vor allem mit der LPG 1. Mai eine große wirtschaftliche Bedeutung. Aber auch kulturelle und sportliche Betätigungen waren für alle Altersgruppen als Grundlage für ein gemeinsames Miteinander möglich. Beispielsweise wurde mit dem Maxim-Gorki-Theater zusammen gearbeitet.
Das heutige Erntefest orientiert sich an dieser Tradition. Lokale Partnerschaften sollen entstehen und zur Sicherung eines intakten Gemeinwesens beitragen. Das ist umso wichtiger, da es seit einigen Jahren vor allem im Dorf Wartenberg viele Zuzüge gibt, so die Initiatoren. Die Naturschutzstation Malchow zeigt auf dem Fest beispielhaft wie mit Landschaftspflege, Vermarktung von Highland-Rindern und Streuobstwiesen das Bild einer nachhaltigen Landwirtschaft umgesetzt werden kann. So gibt es naturbelassenen Apfelsaft von Hohenschönhausener Streuobstwiesen. Die Highländer grasen auf den Falkenberger Rieselfeldern, um die Vegetation für Brutvögel und Amphibien kurz zu halten. Hier weiden auch die Heckrinder, die auf Grund ihrer Kälte- und Schneeverträglichkeit auch im Winter die Flächen ökonomisch-ökologisch beweiden können. Sie sind Rückzüchtungen auf den verloren gegangenen Auerochsen, die von den Gebrüder Heck in den Zoos von Berlin und München entstanden sind. In diesem Jahr beteiligen sich am Wartenberger Erntfest wiederum kleine Unternehmen wie ein Sattler, ein Recyclingunternehmen und die Buchhandlung, aber auch das Heimatmuseum und die Volkshochschule des Bezirksamtes. Produkte der ?Einen Welt? können ebenso wie Eier, Honig, Gemüse, Kartoffeln, Kräuter und Pflanzen erworben werden.
Das Erntefest am Sonntag lädt zwischen 13 und 20:00 Uhr auf dem Sportplatz, Eingang Schweriner Ring , zum Verweilen zwischen Stadt und Land ein. Die S-Bahn 75 und die Busse 256 und 359 bringen Sie hin. Zum Ausklang des Festes findet in der Kirche Wartenberg ein Abend-Konzert statt.

Der Initiativkreis
Neben dem Förderverein Naturschutzstation Malchow gehören zu den Initiatoren des Erntefestes Lebensmut e.V. / Kieztreff Falkenbogen, der Sportverein Wartenberg, Kiezaktiv Wartenberg, die Freiwillige Feuerwehr des Ortes und das Kulturprojekt JDR.
Das Fest ist Bestandteil der Aktivitäten zur Nachhaltigen Regionalentwicklung der Dörfer Malchow, Wartenberg und Falkenberg und Bestandteil des Berlin Brandenburg übergreifenden Planungsinstruments ?Regionalparks Barnimer Feldmark?. In diesem Zusammenhang kann die www.naturschutzstation-malchow.de auf ihr im Land Berlin anerkanntes Leitprojekt 19 zur nachhaltigen Regionalentwicklung verweisen. Im Rahmen der Lokalen Agenda 21 geht es dabei um die Potenziale von Regionalparks für die Entstehung neuer Kulturlandschaften. Die Kurzfassung des aktuellen Entwurfes kann unter www.agenda21berlin.de/bilder/kurfass-2005-2auflage-deutsch.pdf eingesehen werden.

Alle bundesweiten Termine des Aktionsbündnis bis zum 09. Oktober gibt es nach Bundesland geordnet unter www.Tag-der-Regionen.de. Das eingangs erwähnte Projekt der TU Berlin finden sie unter www.regionalerwohlstand.de.

Roland Krieg

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