Lang lebe die Milch

Ernährung

“Gläserne Meierei” nach US-Standards

Zum fünften Mal nimmt Mecklenburg-Vorpommern mit einem Gemeinschaftstand an der Nürnberger BioFach teil. In Halle 6 präsentieren sich auf 120 qm Firmen aus dem hohen Norden. Das Schweriner Landwirtschaftsministerium unterstützt die Präsenz mit 21.000 Euro. Mit 785 zertifizierten Unternehmen ist der Ökolandbau ein wichtiger Wirtschaftsbereich. 660 Ökohöfe bewirtschaften 116.000 Hektar Land, was 8,5 Prozent der Landesfläche entspricht. Gegenüber 2005 wuchs die Fläche um 2.000 Hektar und nahm die Zahl der zertifizierten Unternehmen um 21 zu. Für Agrarminister Dr. Till Backhaus zeigt MV mit der Präsenz “auf dieser internationalen Messe seine Stärke im Bereich der ökologisch produzierten Lebensmittel.” Es gelte “Marktanteile zu behaupten und in Anpassung an das derzeitige Wachstum im Bereich der ökologischen Ernährungswirtschaft weitere Absatzpotenziale zu erschließen.”

Gläserne Meierei in Upahl
Verarbeiter wie Bäcker und für Schokolade nahmen schon lange Bio-Milch von der Molkerei Upahl aus der Nähe von Schwerin auf. Einige haben ihre Produkte in die USA geliefert, was allerdings nicht so einfach ist, denn die Amerikaner haben sehr strenge Vorschriften in ihren Ökostandard (National Organic Program – NOP). So wurde die Molkerei gefragt, ob sie nicht auch nach diesem Standard liefern könnte, denn bisher musste Milch aus den USA nach Deutschland geliefert werden, um dann weiter verarbeitet wieder als Schokolade zurück zu gelangen. 2003 begann die Molkerei dann nach Betrieben zu suchen, die ihren Kühen nicht nur natürlichen Weidegang anbieten, sondern auch zu 100 Prozent Bio-Futter aus eigenem Anbau verwenden können, sowie im Krankheitsfall auf homöopathische Behandlungen setzen. Selbst eine Wartezeit nach erfolgter Antibiotika-Behandlung wird nicht akzeptiert, berichtet Dr. Kirsten Böhman aus der Geschäftsleitung gegenüber Herd-und-Hof.de. Diese Tiere dürfen keine NOP-Milch mehr liefern. 2005 bekam die Meirei dann daraufhin den Innovationspreis für Bio-Lebensmittel-Verarbeitung.
Schwer sei es nicht gewesen, genug Bauern für diese besondere Produktion zu finden, denn einige hatten schon lange in ähnlicher Weise gearbeitet.
Da allerdings die Bauern nicht alle in direkter Nachbarschaft wirtschaften, muss die Molkerei diese Milch, die auch zu koscherem Milch-Pulver verarbeitet werden kann, mit Extratouren des Milchlasters erfassen. Die Bauern bekommen einen Preismehrwert für ihre Produktion von 5 Cent je Liter.
Auf der Milchverpackung ist das rötliche Anglerrind abgebildet. Eine Rinderrasse, die erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt wurde und sich so erfolgreich entwickelte, dass sie noch in den 1930er Jahren 94 Prozent des Rinderbestandes in Schleswig-Holstein stellten. Heute haben sie nur noch einen Anteil von 0,5 Prozent an der nationalen Rinderherde. Aber duch die Gläserne Meierei erleben sie wieder einen Aufschwung.
Im Gegensatz zu den durchschnittlichen 2,7 Laktationen der “modernen Hochleistungskuh” können die NOP-Angler viel länger genutzt werden. Das liegt auch an der stressfreien artgerechten Haltung bei den Bauern.
Dr. Böhmann sieht in dem NOP-Zertifikat eine zusätzliche Profilierung, denn die Gläserne Meierei ist ihres Wissens nach die einzigeMolkerei in Europa, die dieses Zertifikat besitzt. Die “andere Nicht-NOP-Milch” ist natürlicherweise ebenso Ökostandard.

Langlebige Milch
Frischmilch wird schonend pasteurisiert, um alle für den Menschen schädlichen Keime abzutöten. So erfordert es das Gesetz. Normalerweise geschieht das über die Dauer von 10 Sekunden bei einer Temperatur von 72 Grad Celsius. Kleine Naturkostläden oder Patchworkfamilien, die so unterschiedlich arbeiten gehen, müssen öfters ihre eingekaufte Milch nach wenigen Tagen wieder wegschütten, haben sie diese nicht verkauft oder verzehrt. So bietet die ESL-Milch vorwiegend dem Handel, aber auch dem Verbraucher die Möglichkeit, frische Vollmilch 14 Tage lang aufbewahren zu können. Das geschieht, indem die Milch kurze Zeit auf über 100° C erhitzt wird. Sie kann im Geschäftsregal länger präsentiert werden, weswegen ihr der Name “Extende Shelf Life” (ESL) verliehen wurde.

Die Meierei und die Bauern, die Milch nach US-Standard produzieren, können Sie im internet unter www.glaeserne-meierei.de besuchen.

roRo

[Sie können sich alle Artikel über die diesjährige BioFach mit dem Suchbegriff „BF-07“ im Archiv anzeigen lassen]

Zurück