Lebensmittel in der Recyclingverpackung
Ernährung
Ist Recyclingpapier als Lebensmittelverpackung geeignet?
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart
(CVUA) hat in einem Forschungsprojekt 119 Kartonverpackungen für die
Lebensmittelindustrie untersucht. Verpackungen sollen den Inhalt vor Verderb
schützen und sind gleichzeitig Träger von Informationen über das Produkt, den
Hersteller und für den Verbraucher.
Rund 90 Prozent der Faltschachtelkartons werden heute
mit Hilfe von Recyclingpapier hergestellt und zum zweiten Mal in einen
Warenkreislauf geschickt. Sie enthalten jedoch Druckfarben und Klebstoffe und
geraten daher immer wieder in die Schlagzeilen, weil solche Stoffe in das
Lebensmittel migrieren können.
Das Ausmaß der Migration hängt nach dem CVUA von
verschiedenen Faktoren ab:
Art der chemischen Substanz: Polarität, d.h. ist die Substanz eher hydrophil („wasserliebend“) oder lipophil („fettliebend“), Molekulargewicht und sterischer Anspruch: je kleiner der Raumbedarf eines Moleküls, desto mobiler ist es Dampfdruck: dieser ist abhängig von der chemischen Struktur; je höher dieser ist, desto schneller verdampfen die Moleküle und lagern sich ggf. im Lebensmittel wieder ab
Art des Lebensmittel: fettige Lebensmittel nehmen z.B. lipophile („fettliebende“, unpolare) Moleküle leichter auf als wässrige Lebensmittel
Dauer des Kontaktes zwischen Lebensmittel und Verpackung: je länger die zeitliche Einwirkdauer, desto größer die Menge an Substanzen, die ins Lebensmittel wandern.
Temperatur der Abfüllung und Lagerung: je wärmer die Umgebung, desto schneller bewegen sich die Moleküle und desto schneller erfolgt die Gleichgewichtseinstellung und somit die Wanderung in das Lebensmittel
Ergebnisse
Zusammen mit der TU Dresden, dem Landesuntersuchungsamt
Sachsen und dem Kantonalen Labor Zürich wurde untersucht, wann welche Stoffe
auf welchem Weg in Lebensmittel migrieren können und welche Methode die beste
ist, dieses zu verhindern.
Die meisten Stoffe, wie Mineralöle, Druckfarben sowie
Konservierungsstoffe wie Benzoesäure waren als migrierende Bestandteile vor dem
Projekt bekannt. Keine Altpapierqualität war frei von diesen Stoffen, so dass
eine verbesserte Auswahl und Sortierung der Altpapiere keinen Vermeidungseffekt
hervorbringen würde.
Im Recyclingprojekt lassen sich durch Deinking und
Trocknung zwar unerwünschte Bestandteile reduzieren, aber nicht in dem Maße, um
sie gänzlich aus dem Altpapier zu entfernen.
Alleine eine Barriereschicht zwischen Karton und
Lebensmittel zeigt Wirkung. Bei den verwendeten Kunststofffolien muss aber
zwischen Polypropylen mit geringerer und Polyethylenterephtalat mit höherer
Wirkung unterschieden werden. Die Folien können als Innentüten oder innere
Beschichtung Verwendung finden.
Um Herstellern geeignete Empfehlungen geben zu können,
müssen erst noch belastbare Tests durchgeführt werden.
Lesestoff:
www.cvuas.de -> Bedarfsgegenstände -> Fachbeiträge
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