Lebensmittel: Wissen schafft Vertrauen
Ernährung
Lebensmittel haben einen guten Ruf
Auf der einen Seite landen Lebensmittel in den
Negativschlagzeilen – auf der anderen Seite arbeitet die Ernährungsbranche am
guten Image. Kurz vor dem Start zur Internationalen Grünen Woche hat der Verein
„Die Lebensmittelwirtschaft“ [1] zum dritten Mal über TNS Infratest in einer
repräsentativen Umfrage die Reputation der deutschen Lebensmittel überprüfen
lassen. Fazit: Der Ruf ist gut, aber noch verbesserungsfähig. Und: Wer viel
weiß, hat ein höheres Vertrauen in Nahrungsmitteln aus deutschen Landen.
Vertrauen wächst
Mehr als die Hälfte der Bundesbürger (57 Prozent) ist der Meinung, dass sich das Vertrauen in Lebensmittel in den vergangenen Jahren „eher positiv“ verändert hat. Vor allem bei den jüngeren Menschen konnte die Branche Zuwachs verzeichnen. Die Senioren über 70 Jahre hingegen sind mehrheitlich der Meinung, dass sich die Lebensmittel verschlechtert haben. Joachim Bacher von Infratest konnte am Montag aufzeigen, dass die erfreuliche Nachricht im Zusammenhang mit den Informationen rund um die Lebensmittel steht. Fünf und 15 Prozent der Befragten fühlen sich „Ausgezeichnet“ und „Sehr gut“ informiert und weitere 45 Prozent noch immer „gut“. Lediglich zehn Prozent fühlen sich „schlecht“ informiert. Neben der Quantität hat ein kleiner Wissenstest die Qualität der Antworten überprüft. Damit sollte hinterfragt werden, ob sich die Menschen „gut informiert fühlen“ oder auch tatsächlich gut informiert sind. Dabei hat sich gezeigt, dass die Befragten ihr Lebensmittel-Wissen auch bei dieser Umfrage leicht überschätzen, aber nicht so, dass die Aussagen verworfen werden mussten, unterstrich Stephan Becker-Sonnenschein, Geschäftsführer des Vereins.
Woher kommt das Wissen?
Verbraucherschützer und Testorganisationen genießen in der Regel einen höheren Ruf als die Branche selbst. Infratest hat die Informationsquellen auf den Kopf gestellt. Warentest habe zwar ein hohes Vertrauen, aber nur eine geringe Reichweite, erklärte Bacher. Daher nutzen quantitativ 74 Prozent der Befragten die Verpackung als Hauptinformationsquelle, was nach diesem Ergebnis eine echte Herausforderung für die Lebensmittelbranche ist, die neben den Pflichtangaben und Kundenansprache über Werbung auch noch Informationen unterbringen muss. Die Testinstitutionen werden nur zu 31 Prozent als Informationsquelle genutzt.
Wichtig sind Familie, Freunde und Bekannte. Allerdings sind das auch starke soziale Gruppen, in denen eine einzelne abweichende Meinung nur schwer durchzusetzen ist. Wer in seinem Umfeld, das beispielsweise die Gentechnik ablehnt, diese bejahen will, der wird sich auf ständige Kommentare einstellen müssen.
Für dieses Problem hat die Branche keine wirkliche Lösung, bestätigt Becker-Sonnenschein diesen Effekt gegenüber Herd-und-Hof.de. Vor allem junge Menschen nutzen über die sozialen Medien „Communities“ mit geschlossenen Einstellungen, wo sich die Selbstverstärkungseffekte besonders hervortun. Wichtig sei daher, dass die Branche dieses erkennt und ebenfalls alle Kanäle für die Information nutzt, um abweichende Einzelmeinungen auch einen Rückhalt zu geben.
Auf allen Kanälen
Die Information über Lebensmittel fließt derzeit auf allen Kanälen, vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen bis zu You Tube. Während die Senioren überwiegend die erste Kommunikationsplattform nutzen, tummeln sich die jüngeren Konsumenten in den neuen Medien. Darauf müssen sich die Firmen einstellen.
Tierische Lebensmittel
In der Summe hat sich die Reputation der Lebensmittel seit der ersten Umfrage 2013 von 39 auf 46 Punkte deutlich verbessert. Den besten Ruf haben im Vergleich nur die deutschen Automobile, die mittlerweile ihre Produkte auch nur noch über Emotionen ohne ein einzelnes Fachdetail anbieten können.
Fleisch gehört nach wie vor auf den deutschen Teller. Nur drei Prozent lehnen tierische Lebensmittel vollkommen ab, wobei die Umfrage nicht zwischen Fleisch, Milch oder Joghurt unterschieden hat. Ob die Befragten bei dem Begriff „tierische Lebensmittel“ auch an Gelatine und Joghurt gedacht haben, bleibt offen.
In der Summe hat die Umfrage gezeigt, dass die Lebensmittel besser eingeschätzt werden, als manche Schlagzeile es weiß machen will. Und wer sich informiert, der weiß offenbar auch besser damit umzugehen.
Lesestoff:
[1] „Die Lebensmittelwirtschaft“ stellte sich 2013 erstmals der Öffentlichkeit vorf
Roland Krieg