Lebensmittelüberwachung optimieren

Ernährung

Konsequenzen aus den jüngsten mikrobiellen Belastungen

Nicht wenig überraschend ist die Aussage von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner am Freitag getätigte Aussage, dass die „Kompetenz und Zuständigkeit bei den Bundesländern liegt“. Die Ministerin hatte vor dem Hintergrund der aktuellen mikrobiellen Vorkommnisse mit Todesfällen, die für die Lebensmittelkontrollen zuständigen Minister nach Berlin geladen [1].

Offenbar gibt es Optimierungsbedarf und Klöckner will wissen, wo der in den Bundesländern liege. Außer der Einladung selbst, kann sie kaum aktiv werden. Die Mahnungen nach mehr Personal, mehr Geld und Ausbildung für Spezialwissen müssen am Ende nach Gutdenken und Kassenlage von den Ländern umgesetzt werden. Interessant wird es bei Task Forces, einer Zusammensetzung aus unterschiedlichen Behörden, um die Unabhängig der Kontrolleure zu gewährleisten und zwischen den Bundesländern, Maßnahmen grenzüberscheitend durchzusetzen.

Für den besseren Austausch von Daten hat das Ministerium eine Studie für eine zentrale Infrastruktur  in Auftrag gegeben. Mit Fingerabdrücken der Erreger, könnten Einträge in den Lebensmittelkreislauf schneller nachvollzogen werden. Dazu sollen Produktrückrufe für das Portal Lebensmittelwarnung.de künftig mit einem einheitlichen Formular, und nicht mehr „in einem Schuhkarton übermittelt werden, sondern einheitlich und sofort erfassbar.“

CSFO und CVO

Die Lebensmittelkontrolleure scheinen in der Regel immer zu spät zu kommen. Die Herausforderungen für die Zukunft werden komplizierter. Gabe es „früher“ einfachen Volumenbetrug wie Gips im Mehl stehen heute neben mikrobiellen Risiken auch gefälschte Lebensmittel im Vordergrund. Der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure hat im letzten Jahr seine Wünsche für die Kontrollen 2030 festgelegt und auch die Grenzen aufgezeigt [2].

Keime und Betrug kennen keine Grenzen. Was zwischen den Bundesländern funktionieren muss, ist auch eine Aufgabe zwischen den EU-Ländern und Drittstaaten. Seit Jahren gehen Europol und Interpol weltweit mit monatelangen Spezialfahndungen dagegen vor. In diesem Jahr lag einer der Schwerpunkte bei Kaffeefälschungen [3].

Aufgabe der Bundesebene ist die Schnittstelle zu den europäischen Ländern. Die illegale Anwendung von Fipronil in Legehennenbetrieben war Anlass für die Bundesländer auf der Agrarministerkonferenz im Herbst 2017 einen „Chief Food Safety Officer“ (CFSO) zu benennen. Seine Aufgabe ist „den Informationsfluss und die Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaaten und der Kommission zu verbessern“, teilt das Ministerium auf Anfrage von Herd-und-Hof.de mit.

Die Aufgabe des Chef-Koordinatoren für die Lebensmittelsicherheit nimmt mittlerweile die Referatsleiterin der Referates „Lebensmittelüberwachung und Krisenmanagement“ im Referat 312 wahr.

Personalmangel und wenig Zeit sind auch Probleme bei der Veterinärkontrolle, wie der Prozess um die Bayern-Ei zeigt. Wer Lebensmittelkontrolle sagt, der muss auch Veterinärkontrolle sagen. Hierfür gibt es beim Bundesministerium vergleichbar mit dem CFSO den Chief Veterinary Officer (CVO) in Person des Leiters der Unterabteilung „Tiergesundheit und Tierschutz“.  

Lesestoff:

[1] Wo die wahren Risiken bei Lebensmittel liegen: https://herd-und-hof.de/handel-/die-wahren-risiken-bei-lebensmittel.html

[2] Lebensmittelkontrollen in die Vorhand bringen: https://herd-und-hof.de/ernaehrung-/lebensmittelkontrolle-2030.html

[3] OPSON VIII gegen Kaffee und Fettburner: https://herd-und-hof.de/handel-/schwerpunktfahndungen-bei-opson-viii.html

roRo

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