Leguminosen, Insekten, Algen
Ernährung
Pflanzliche Proteine in der Ernährung – ein Beitrag zur Nachhaltigkeit?
Die bedarfsgerechte Proteinversorgung „von Anfang an“ ist eine unabdingbare Voraussetzung zur optimalen körperlichen und geistigen Entwicklung sowie für das Funktionieren des menschlichen Organismus. Hierzulande versorgt sich die Bevölkerung hauptsächlich durch den Konsum von Lebensmitteln tierischen Ursprungs mit Protein – Fleisch, Wurstwaren, Milch und Eier – und zwar mit mehr als ausreichenden Mengen.
Ist diese Ernährungsweise aber auch zukunftstauglich? Die zu deren Bereitstellung notwendige intensive Nutztierhaltung ist in vielfältiger Weise eine Herausforderung für die Umwelt und die Gestaltung einer nachhaltigen Landwirtschaft. Professor Peter Stehle, Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften der Uni Bonn ging anlässlich einer Informationsveranstaltung „Uni im Rathaus“ in Bonn der Frage nach: Können pflanzliche Proteine in der Humanernährung unter Qualitätsaspekten, ihrer Anwendbarkeit zur Lebensmittelproduktion und unter Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit eine Alternative darstellen?
Für Stehle steht fest, dass sich die Landwirtschaft am Scheideweg befindet. Die Weltbevölkerung wird zunehmen, insbesondere in Afrika und Asien, die verfügbaren Produktionsflächen werden deutlich weniger, der Klimawandel wird sinkende Ernteerträge und Qualitätseinbußen bedingen – um nur einige Herausforderungen zu nennen. Daraus folgt, dass eine ausreichende Versorgung auf der Basis traditioneller Lebensmittel nicht mehr gewährleistet sein werde.
Als Alternative zu proteinreichen tierischen Produkten wurden in den vergangenen Jahren eiweißreiche heimische Nutzpflanzen diskutiert, insbesondere Leguminosen. Sie besitzen zwar eine etwas geringere biologische Wertigkeit als tierische Proteine, können aber den Bedarf an essenziellen Aminosäuren problemlos decken. Vorteile im Sinne der Nachhaltigkeit sind: anspruchslos im Anbau, keine langen Transportwege, bisher keine gentechnisch veränderten Sorten in der Nutzung. Der Nachteil, dass bekannte Lupinenmehle bitter und grasig schmecken, ist zurzeit Gegenstand einer Selektionsforschung am Fraunhofer Institut in Freising.
Professor Stehle beleuchtete als weitere Alternative den Einsatz von Insekten- und Algenprotein als Lebensmittelzutat. Deren biologische Wertigkeit ist ähnlich hoch wie die tierischer Proteine und eine großtechnische Produktion ist möglich. Vorbehalte gegen Insekten als Proteinquelle seien unbegründet, da nicht die Insekten an sich, sondern – als Lebensmittelzutat – das daraus isolierte Protein verwendet wird.
Die größte Ernährungslücke bei stetig steigender Weltbevölkerung besteht bei der Erzeugung/Bereitstellung von hochwertigem Protein. Die Produktion von tierischen Proteinquellen ist nicht nachhaltig und kann nicht weiter gesteigert werden. Alternative Proteinquellen müssen deshalb zwingend gefunden werden, wobei Leguminosen, Insekten und Algen mögliche Lösungsansätze sind, so das Fazit von Stehle.
Rüdiger Lobitz (BZfE)