Leitlinien statt Fettsteuer
Ernährung
Leitlinien zur Minimierung von trans-Fetten
Dänemark hat eine Steuer auf Fette eingeführt. Je Kilogramm gesättigte Fettsäure werden etwa 2,15 Euro fällig. Ziel ist die Steuerung zu gesünderer Ernährung, weil die ungesunden Fettsäuren vor allem in Butter, Milch, Pizzen und Fertiggerichten stecken. Alles das, was in den meisten Köpfen genau das Gegenteil einer ausgewogenen Ernährung ausmacht. Jüngst hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen in seinem neuesten Gutachten aus klimatischen Gründen eine Besteuerung ungünstiger Lebensmittel vorgeschlagen und die Bundesregierung aufgefordert, das dänische Modell für eine Anwendung in Deutschland zu prüfen. Mindestens eine Aufhebung des ermäßigten Steuersatzes sollte überdacht werden [1].
Trans-Fettsäuren
Trans-Fettsäuen sind Fettsäuren mit mindestens einer Doppelbindung, die eine bestimmte räumliche Struktur bedingt. Solche Fettsäuren haben einen höheren Schmelzpunkt und entstehen natürlicherweise im Wiederkäuermagen durch Hydrierung ungesättigter Fettsäuren oder bei der Teilhärtung von Ölen in der Lebensmittelverarbeitung. Die industrielle Fetthärtung macht aus den flüssigen Ölen halbfeste und feste Fette. Die trans-Fettsäuren entstehen auch zu Hause, wenn mit hohen Temperaturen erhitzt und gebraten wird.
Ihren schlechten Ruf haben die trans-Fettsäuren erhalten, da sie das „schlechte Cholesterin“ (LDL) erhöhen können [2]. Bei einer ausgewogenen Ernährung nimmt der Durchschnittsbürger mit drei Gramm trans-Fettsäuren die von der Weltgesundheitsorganisation als maximale Dosis empfohlene Menge zu sich. Pommes mit 15 Prozent Fett schöpfen die Menge alleine schon aus, ermittelte die Stiftung Warentest bereits im Jahr 2007. Ab fünf Gramm trans-Fettsäuren steigt das Risiko für Herzerkrankungen deutlich an. Der Slogan „Zuviel Chips und Co.“ bekam mit der Übersetzung „zu viel trans-Fettsäuren“ einen definierten Gegner im Kampf gegen das Übergewicht.
Leitlinien beschlossen
Statt Steuer hat der Bund für Lebensmittelkunde und Lebensmittelkunde (BLL) mit dem Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz (BMELV) in dieser Woche eine Initiative unterzeichnet und Produkt-Leitlinien für die Reduzierung der trans-Fettsäuren herausgebracht. Die Lebensmittelwirtschaft hat seit Jahren den Gehalt an trans-Fettsäuren reduziert und nach eigenem Bekunden damit die durchschnittliche Aufnahmemenge auf ein gesundheitlich unbedenkliches Niveau gesenkt.
Dennoch nehmen vor allem Männer noch immer zu viele trans-Fettsäuren zu sich. Die Leitlinien wollen dem entgegenwirken. „Die Reduktion von trans-Fettsäuren (TFA) aus teilgehärteten Fetten ist ein erklärtes Ziel der Lebensmittelwirtschaft“, erklärte BLL-Hauptgeschäftsführer Prof. Matthias Horst. Wegen der Erhöhung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen will das BMELV die Gehalte jedoch noch weiter absenken: „Aus diesem Grunde haben wir uns mit der Lebensmittelwirtschaft auf eine entsprechende Initiative verständigt“, erklärte Bernhard Kühnle, Abteilungsleiter im BMELV.
Unter fachlicher Beratung des Max Rubner-Instituts (MRI) wurden eine Rahmenrichtlinie und Produkt-Leitlinien erstellt, um die Bildung von trans-Fettsäuren außerhalb des Wiederkäuermagens zu senken.
Für die Industrie sind die Leitlinien eine besondere Herausforderung, da der Gehalt an TFA nicht gekennzeichnet und die Auswahl zwischen den Produkten für die Händler schwierig ist, teilte das BLL mit. Der TFA-Gehalt dürfe nach EU-Recht auch nicht gekennzeichnet werden.
Auch die Chemie stellt ein Problem dar. Werden Fettsäuren durch Hydrierung vollständig gehärtet entstehen keine trans-Fettsäuren. Nur teilweise gehärtete Fette sind das Problem. Kennzeichnungspflichtig ist aber nur die Hydrierung, was keinen Rückschluss auf die Vollständigkeit der Härtung zulasse.
Lesestoff:
Die Leitlinien finden Sie unter www.bll.de -> Themen -> trans-Fettsäuren
[1] Umweltgutachten 2012 zum Nachhaltigkeitstag:
[2] Das gute und das schlechte Cholesterin
Die Ursachen für Übergewicht sind komplex. So hat das Robert Koch-Institut in seiner jüngsten Studie herausgestellt, dass zwar mehr Sport, aber noch immer zu wenig betrieben wird. Auch Stress und die „Kopfsache“ ist ein Treiber für falsche Ernährung
Roland Krieg