Lösliche Ballaststoffe machen Mäuse dick

Ernährung

Lösliche Ballaststoffe machen Mäuse dick

Wissenschaftler des Deutschen Institut für Ernährung (DIfE) haben in einer Langzeitstudie gezeigt, dass Mäuse bei zusätzlicher Vorlage von löslichen Ballaststoffen an Körperfett zulegen, Übergewicht bekommen und unter Insulinresistenz leiden. Das sind die Vorstufen der Zuckerkrankheit. Die Kontrollmäuse hingegen bekamen unlösliche Ballaststoffe vorgelegt, die dieser Entwicklung entgegen wirkte.

Langfristige Stoffwechseleffekte
Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass ein hoher Ballaststoffverzehr Übergewicht und Alterszucker entgegenwirken könnte. Daher haben die Studienleiter Frank Isken und Martin O. Weickert die langfristigen Stoffwechselwirkungen am Tiermodell untersucht. Bei Tieren lassen sich die Versuchsbedingungen besser kontrollieren, so Isken.

Zu den löslichen Ballaststoffen gehören beispielsweise Pektine. Lösliche Ballaststoffe bilden einen viskösen Schleim, der sowohl die Magenentleerung als auch die Aufnahme von Zuckern verlangsamen kann. Zudem kann er Fette binden und dadurch den Fettstoffwechsel positiv beeinflussen. Darmbakterien wandeln die für Menschen unverdaulichen Ballaststoffe in kurzkettige Fettsäuren um. Diese Fettsäuren tragen vermutlich dazu bei, das Darmkrebsrisiko zu senken, dienen aber auch als Nahrungsgrundlage für Darmbakterien, vor allem Milchsäurebakterien.

Zu Übergewicht neigenden Mäusen wurde eine fettreiche Diät im Sinne der Western-Style-Diät vorgelegt. Eine Mäusegruppe erhielt zusätzlich lösliche, die andere unlösliche Ballaststoffe. Über einen Zeitraum von 45 Wochen maßen die Experten Gewichtszunahmen und Körperfettverteilung.
Am Ende wogen die Tiere, die mit löslichen Ballaststoffen gefüttert wurden, 8,2 Gramm mehr als ihre Artgenossen aus der Kontrollgruppe. „Würde man diese Gewichtszunahme in Relation zu einer 60 Kilogramm schweren Person setzen, so hätte diese am Ende stattliche 16 Kilogramm mehr auf die Waage gebracht“, erklärt Weickert.

Zu den unlöslichen Ballaststoffen zählen vor allem pflanzliche Gerüst- und Stützsubstanzen. Sie gelangen als Partikel in den Dickdarm, wo sie zum Teil von Bakterien fermentiert werden. Zum Teil verlassen sie den Körper aber auch unverdaut. Sie binden im Dickdarm Wasser, wodurch der Speisebrei quillt und weicher wird. Die Darmbewegung wird hierdurch gefördert und die Transitzeit des Stuhls verkürzt.

Außerdem wiesen die Mäuse, die mit löslichen Ballaststoffen gefüttert wurden eine mit steigendem Körpergewicht zunehmende Insulinempfindlichkeit auf. Da die löslichen Ballaststoffe leicht im Darm mikrobiell umgewandelt werden können, stieg die Konzentration der kurzkettigen Fettsäuren stark an. „Obwohl diese Fettsäuren in der Regel günstige Eigenschaften zugeschrieben werden, tragen sie aber auch deutlich zur Gesamtenergiezufuhr bei, was die erhöhte Körperfettzunahme erklären könnte“, erläutert Weickert. Die kurzkettigen Fettsäuren beteiligen sich auch am Fettaufbau.
Die mit unlöslichen Ballaststoffen gefütterten Tiere waren dagegen weniger Insulinempfindlich und wiesen eine geringere Leberverfettung auf.
Lösliche Ballaststoffe können kurzzeitig positive Effekte hervorrufen, doch, so die beiden Forscher, die beobachtete Körperfettzunahme und Insulinempfindlichkeit heben die wieder auf.

Lesestoff:
Die Forschergruppe publizierte ihre Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift Journal of Nutritional Biochemistry (Isken et al., 2009, doi:10.1016/j.jnutbio.2008.12.012).

Dr. Gisela Olias (DIfE); roRo

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