Low Carb ungünstig fürs Herz
Ernährung
Eiweiß statt Kohlenhydrate?
Low-Carb-Diäten sind zum Abnehmen weit verbreitet. Anstelle kohlenhydratreicher Backwaren, Nudeln oder Kartoffeln kommt vermehrt Eiweißreiches wie Eier, Fleisch und Fisch auf den Tisch. Ob eine solche Kost auf Dauer gesund ist, gilt als umstritten. Es gibt kaum Studien, die die Auswirkungen einer geringen Kohlenhydratzufuhr über längere Zeit beobachteten. Jetzt wurde eine Untersuchung aus Schweden veröffentlicht, die den Einfluss des Kohlenhydratverzehrs auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei über 40.000 schwedischen Frauen beobachtet hat. Die Frauen wurden zu Beginn der Studie nach ihren Essgewohnheiten befragt und anhand ihres Kohlenhydrat- und Eiweißverzehrs in ein Punktesystem eingeteilt. Nach einer Beobachtungszeit von mehr als 15 Jahren zeigte sich, je weniger Kohlenhydrate und je mehr Eiweiß die Frauen aufnahmen, desto höher war ihr Risiko, an Herzinfarkt und Schlaganfall zu erkranken. Dabei ließen jede 20 Gramm Kohlenhydrate weniger und jede fünf Gramm Protein mehr, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um fünf Prozent steigen. Aus welchen Quellen die Proteine überwiegend stammten, ob pflanzlich oder tierisch, machte in dieser Untersuchung keinen großen Unterschied. Die Wissenschaftler stellten zwar einen etwas ungünstigeren Einfluss von tierischem Protein fest, der Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant. Ob es sich bei den aufgenommenen Kohlenhydraten eher um komplexe oder raffinierte handelte, wurde in der Untersuchung nicht berücksichtigt. Zudem aß selbst die Gruppe mit dem geringsten Kohlenhydratverzehr noch mehr, als den in vielen Low-Carb-Diäten empfohlenen Kohlenhydratanteil von 15 Energieprozent und weniger. Das kontinuierliche Ansteigen des Herz-Kreislauf-Risikos bei sinkendem Kohlenhydratanteil weise auf mögliche Langzeitschäden durch eine Low-Carb-Ernährung hin, so die Autoren.
Lesestoff:
Pagona L et al. Low carbohydrate-high protein diet and incidence of cardiovascular diseases in Swedish women: prospective cohort study. British medical Journal, Juni 2012, doi: 10.1136/bmj.e4026
Verband für Unabhängige Gesundheitsberatung (UGB)