Macht Globalisierung dick?
Ernährung
Freihandel fördert Western Style Diät
Die lokalen Ernährungsmuster in Asien, Lateinamerika und Afrika gelten vielen Nordamerikanern und Westeuropäern als Vorbild für eine gesunde Ernährung. Viel Obst, wenig Fleisch, Fisch und exotische Gewürze und Früchte. Die heute erscheinende Studie über den Zusammenhang zwischen Globalisierung und Ernährung beschreibt aber eher ein nüchternes Bild: Der Handel fördert den „Ernährungsübergang“ der westlichen Küche in die Entwicklungsländer.
Förderfaktor Makroökonomie
Natürlich spielt die individuelle Auswahl der Nahrungsmittel auch in den Entwicklungsländern eine gewichtige Rolle, sich gesund zu ernähren. Doch die Autoren Anne Marie Thow von der Universität Sydney und Corinna Hawkes von der Universität Sao Paulo haben sich mit der Globalisierung einen makroökonomischen Wirkfaktor für die Änderung der Ernährungsmuster in den Entwicklungsländern angeschaut.
Demnach erfahren die Entwicklungsländer mit der „Ernährungsübertragung“ eine rapide Veränderung in den Bereichen der Nahrungsverfügbarkeit und des Nahrungsmittelkonsums. Ernährungsmuster mit einheimischen, traditionellen Lebensmittel werden durch Fett, tierische Produkte und Süßigkeiten ersetzt, die aus den Industrieländern kommen. Zeitgleich sinke das Maß an körperlicher Bewegung, so die Autorinnen. Folgen sind Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen, die in den Entwicklungsländern zunehmen. Eine der Ursachen machen Thow und Hawkes in der Globalisierung aus. Besonders analysiert haben die beiden die Länder in Lateinamerika.
Der Zugang wird leichter
Zwischen 1985 und 2000 sind in Zentralamerika die Zölle von durchschnittlich 45 auf sechs Prozent gesunken. Im vergleichbaren Zeitraum sind die Nahrungsmittelimporte von 4,5 auf 9,6 Millionen Tonnen angestiegen. Hauptexporteur für die Waren ist die USA. Seit 1990 haben sich ihre Importe nach Zentralamerika verdreifacht.
Das der Import eine so große Rolle spielt, belegen die Autorinnen mit dem geringeren Anstieg der heimischen Produktion. Auch ist die Verfügbarkeit von Lebensmitteln in den Ländern weniger angestiegen, als es Import und Eigenproduktion vermuten lassen müssten. Daraus folgern Thow und Hawkes, dass ein großer Teil entweder für den Export produziert wird, oder zur Herstellung von Futtermitteln. Dieser Trend ist sei bei allen Unterschieden zwischen den Ländern in ganz Lateinamerika zu beobachten.
Mit der Abschaffung von Importlizenzen, Preisober- und -untergrenzen, die Einführung von zollbegünstigten Quoten sowie die Erleichterung phytosanitärer Erfordernisse sind Maßnahmen, die einen direkten Effekt auf die Importentwicklung haben. Honduras beispielsweise hat verschiedene Maßnahmen zugelassen und verzeichnet seit 1997 einen stetigen Import an Reis.
Selbst wenn wie bei Hühnchen-Fleisch die gestiegene Inlandsverfügbarkeit meist durch heimische Produktion gedeckt wird, so tragen die Handelserleichterungen dennoch ihren Anteil bei: Beim Import von Futter.
Weniger leichteren Zugang, denn vor allem neuen Zugang haben die Handelserleichterungen im Nord-Süd-Fluss für Schokolade, Bonbons und Pralinen sowie Knabbersnacks gebracht. Auch wenn nur wenig Zahlen über die Verfügbarkeit von Süßwaren in den einzelnen Ländern vorhanden sind, zeigten Costa Rica und Guatemala, dass der Konsum der süßen Waren stetig zunimmt.
Es gibt Argumente für und gegen den Handel, so Thow und Hawkes, doch sei es auch an der Zeit, die Auswirkungen auf die Armen zu untersuchen: „Faktoren, die Einkommen und Verteilung beeinflussen sind wichtige Determinanten für die Gesundheit. Und vor allem für die Armen, die besonders eine ungleichen Entwicklung ihrer Diät erfahren.“
Lesestoff:
Thow, A, Hawkes C: „The implications of trade liberalization for diet and health: a case study from Central America“. BioMed Central (Globalization and Health); noch in Druck. www.globalizationandhealth.com
roRo