Medizinische Ernährungsforschung

Ernährung

Zehn Jahre EKFZ an der TU München

Rund zwei Drittel der Gesundheitskosten werden für chronische Krankheiten bei falscher Ernährung ausgegeben. Die Art und Weise der Ernährung beeinflusst das Entstehen von Adipositas, chronischer Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Osteoporose. Der Risikofaktor Ernährung ist durch eine Umstellung der Ernährung beeinflussbar.

Die Kombination zwischen Ernährungswissenschaften und biowissenschaftlicher Disziplin war vor zehn Jahren bei der Gründung des Else Kröner-Fresenius-Zentrums (EKFZ) an der TU München ein neuer Ansatz. Seitdem wurden zahlreiche Studien in den Bereichen fötale Programmierung, genetisch bedingte Erkrankungen des Verdauungstraktes oder zu braunem Fett durchgeführt.

Neuer Ansatz

„Als die Else Kröner-Fresenius-Stiftung und die TU München im Jahr 2000 beschlossen, ein ernährungsmedizinisches Zentrum aufzubauen, war dies für die Wissenschaftslandschaft der Bundesrepublik etwas grundlegend Neues“, sagt Professor Hans Hauner – woran sich bis heute nichts geändert habe. „Lediglich im Bereich der Rehabilitationsmedizin wird Ernährungsmedizin in größerem Umfang auch praktisch angewandt“, sagt der EKFZ-Direktor. In einem Land, in dem der „inadäquat hohe Verzehr von Zucker, Salz und gesättigten Fetten das deutsche Gesundheitssystem im Jahr 2008 mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 16,8 Milliarden Euro belastete“, wie Hauner eine Studie aus dem Wissenschaftsjournal PLOS zitiert, tut eine intensive Ernährungsforschung wie sie am EKFZ betrieben wird Not.

Drei Säulen

Mit der INFAT-Studie (Impact of nutritional fatty acids during pregnancy and lactation on early human adipose tissue development) über fast zehn Jahre wurde in einer randomisierten kontrollierten Studie von Hauners Team erstmals der Effekt einer gezielten Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit auf die Fettgewebsentwicklung bei Neugeborenen und Kleinkindern bis zum Alter von fünf Jahren untersucht. Dabei ging es insbesondere um einen möglichen Nutzen einer Supplementierung mit Omega-3-Fettsäuren, um den Nachwuchs vor Übergewicht zu schützen. Dies ließ sich nicht bestätigen.

Das Team um Professor Heiko Witt von der Pädiatrischen Ernährungsmedizin am EKFZ beschäftigt sich mit den erblichen Faktoren, die zu Erkrankungen oder Störungen der Verdauungsorgane führen. So konnten Witt und seine Mitarbeiter zeigen, dass die Mehrzahl der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündungen im Kindesalter erblich bedingt ist. Insgesamt wurden von seiner Gruppe bislang fünf verschiedene Gene identifiziert, die eine chronische Entzündung der Verdauungsdrüse verursachen. Alle fünf Arbeiten wurden in der renommierten Zeitschrift Nature Genetics veröffentlicht.

Professor Martin Klingenspor erforscht die braunen und beigen Fettzellen: Welche biochemischen Schalthebel müssen betätigt werden, um diese fettverbrennenden Fettzellen zu vermehren und ihre „molekulare Heizung“ in Betrieb zu nehmen? Da seit 2009 klar ist, dass auch Erwachsene solche Fettzellen besitzen, sind sie ein Therapieansatz im Kampf gegen Adipositas. Für das Entkopplerprotein in den Mitochondrien, die als Heizkraftwerke der braunen und beigen Fettzellen arbeiten, hat das Team von Klingenspor mehrere neue Verfahren entwickelt, um die Aktivierung der Fettverbrennung zu messen. Damit können nun neue Aktivatoren identifiziert und auf ihre Eignung zur Bekämpfung von Übergewicht geprüft werden.

roRo; Foto: TUM

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