Mehr Adipositas in Deutschland

Ernährung

Robert Koch-Institut zur Gesundheit Erwachsener

Zwischen 2008 und 2012 hat das Robert Koch-Institut (RKI) die Gesundheit Erwachsener erfasst und das Ergebnis am Donnerstag vorgestellt. Die Daten des Erwachsenen-Gesundheitssurveys beziehen sich auf Übergewicht, Diabetes, körperliche Aktivität, psychische Gesundheit und Funktionseinschränkungen im Alter. Die Daten „sind eine solide Basis für die bedarfsgerechte gesundheitspolitische Planung und die Weiterentwicklung der Präventionsmaßnahmen in Deutschland“, kommentiert Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr die Studie.

Anstieg Adipositas

Obwohl sich der Anteil Übergewichtiger bei Männern mit 67,1 und bei Frauen mit 53,0 Prozent gegenüber 1998 kaum verändert hat, ist aber vor allem bei Männern ein deutlicher Anstieg von Adipositas zu verzeichnen. In den letzten 14 Jahren stieg der Anteil von 18,9 auf 23,3 Prozent. Bei Frauen nahm der Anteil adipöser nur leicht von 22,5 auf 23,9 Prozent zu. „Besorgniserregend ist, dass sich die Gruppe der Adipösen insbesondere im jungen Erwachsenenalter weiter vergrößert hat“, erklärte Bärbel-Maria Kurth, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung im RKI.

Diabetes

Die Studie hat auch die Häufigkeit eines bekannten Diabetes mellitus und eines nicht erkannten Diabetes mellitus erfasst. Gegenüber 1998 hat die Prävalenz mit 7,2 Prozent um zwei Prozentpunkte zugenommen.

Sport, aber zu wenig

Körperliche Betätigung ist gesund. 51,7 Prozent der Männer und 49,5 Prozent der Frauen sind regelmäßig mindestens einmal die Woche aktiv und ist gegenüber 1998 deutlich um 14 und 16 Prozentpunkte gestiegen. Aber: Nur jeder vierte Mann und jede siebte Frau erreichen die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Mindestaktivitätszeit von 2,5 Stunden in der Woche.

Stress und Hunger

Die einen entwickeln sich zu Frustessern mit Übergewicht und schwer kontrollierbaren Hungergefühlen, die anderen verlieren den Appetit und werden depressiv. Nach Adipositas-Forscher Achim Peters sind das zwei Strategien des Körpers, mit Stress umzugehen.
In Stresssituationen verbraucht das Gehirn mehr Energie und signalisiert Energiemangel. Der Körper versucht dann alles, um Glukose aus den Energiespeichern zu lösen und an das Zentralnervensystem zu transportieren. Anhaltender Stress wie Unzufriedenheit am Arbeitsplatz oder Drang nach sozialer Anerkennung führen nach Peters zu permanenten Stress, der zu permanenten Gewichtsverlust führen würde. Aus Sicht der Adipositas-Forschung zwar positiv, aber es besteht die Gefahr für ernst zu nehmende Depressionen.
Bei anderen Menschen dämpft hingegen der Körper die regelmäßige Stressbelastung durch ein körpereigenes Beruhigungssystem. Sie zeigen in Stresssituationen eine große innere Ruhe. Da das Gehirn seine Energie nicht mehr aus den Energiespeichern erhält, muss es sich die Zufuhr über ein gesteigertes Hungergefühl holen. Nach Peters sind diese Attacken besonders mit kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Schokolade, Chips oder Nudeln verbunden. Diese Menschen nehmen nach Peters durch Stress kontinuierlich zu.

Stressbekämpfung

Peters stellt daher die Stressbewältigung in den Vordergrund. Denn eine strenge Diät mit Verboten löse auch wieder Stress aus. Sinnvoller sei es, Maßnahmen gegen den Stress zu ergreifen. Dazu gehört das erstellen von Prioritäten, das Einhalten bewusster Entspannungsphasen, die Abkehr von überzogenen Ansprüchen an sich selbst und der Aufbau eines unterstützenden sozialen Umfelds. Dadurch soll sich ein normales Essverhalten einstellen und die erfolgreiche Aussicht auf eine langfristige Gewichtsabnahme.

Lesestoff:

Die Studie beim RKI finden Sie unter www.rki.de/degs

Achim Peters: „Das egoistische Gehirn“. Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft. Ullstein Verlag, Berlin 2011

Roland Krieg / Christine Langer (Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V, Aachen)

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