Mehr Speiseöl durch Kohlendioxid
Ernährung
Speiseölgewinnung mit CO2-unterstütztem Verfahren
Für die Ölgewinnung gibt es zwei Verfahren. Einerseits wird aus den Samen der Ausgangsfrucht das Öl mit Lösungsmittel extrahiert, oder die Kerne werden gepresst. Mit oder ohne Vorwärmung.
Auch bei der Kaltpressung entsteht Wärme durch den Druck. Bis zu 60 Grad können es werden. Die Warmpressung erfolgt bei Temperaturen um die 100 Grad Celsius. Nach Angaben des aid infodienstes steigt dabei die Ölausbeute um bis zu acht Prozent. Aber es geht noch mehr und in dezentralen Ölmühlen ist die Kaltpressung oft die einzige gängige Methode.
Mehr Öl durch Kohlendioxid
In der Vergangenheit wurde schon mit Kohlendioxid experimentiert, die Ölausbeute über das Ergebnis der mechanischen Pressung hinaus, zu erhöhen. Zwar ist die geringe Löslichkeit der Lipide im Kohlendioxid eher hinderlich und lässt einen wirtschaftlichen Einsatz nicht zu, doch löst sich Kohlendioxid gut in den Lipiden.
Daraufhin nimmt die Zähflüssigkeit, die Viskosität, ab und erleichtert die Drainage des Öls aus dem Presskuchen.
Die Physiker unterscheiden dabei zwei Effekte. Zum einen nimmt die Fließgeschwindigkeit zu, zum andern erhöht das eingespeiste Gas das Flüssigkeitsvolumen, woraufhin es zu einem Verdrängungseffekt aus dem Presskuchen kommt. Am Ende ist die Speiseölausbeute höher.
Der Weg in die Praxis
In der Grundlagenforschung sind die Effekte bekannt. In der Praxis aber gibt es noch offene Fragen, die derzeit von der Technischen Universität Hamburg-Harburg im Institut für thermische Verfahrenstechnik bei Prof. Dr. Eggers geklärt werden.
In den Schneckenpressen der Ölmühlen bildet sich beim Pressen eine dünne, kompakte Presskuchenschicht, aus der das Öl noch gewonnen werden kann. Die Hamburger Experten wollen bis 2012 klären, wie das Kohlendioxid in der nur knappen Zeit des Pressens am besten eingelöst werden kann.
Außerdem kühlt freigesetztes, komprimiertes Kohlendioxid die Umgebung. Das ist zwar für die schonende Gewinnung des Speiseöls von Vorteil, doch senkt die niedrigere Temperatur wiederum die Fließfähigkeit des Öls herab.
Quantifizierbar
Das Kohlendioxid kann sowohl bei der Kalt- als auch bei der Warmpressung eingesetzt werden. Nach Berechnungen der TU Hamburg-Harburg kann der Restfettgehalt von 12 auf neun Prozent sinken. Im Jahr 2006 wurden rund vier Millionen Tonnen Salatöl aus Raps, Sonnenblumen und anderen Pflanzen hergestellt. Die Forschungsergebnisse könnten der ölverarbeitenden Industrie ein Plus von 30.000 Tonnen Speiseöl im Jahr erwirtschaften. Gerade kleine und dezentrale Anlagen fänden im Kohlendioxid eine Alternative zum Einsatz von Lösungsmitteln. Eine Mühle mit 100 Tonnen Raps am Tag könnte mit einem Mehrerlös von 1.000 Euro rechnen.
Lesestoff:
Das Projekt „Lösungsmittelfreie Gewinnung von Pflanzenöl mit CO2-unterstützten Pressverfahren“ ist Projekt des Monats beim Forschungskreis der Ernährungsindustrie Bonn. www.fei-bonn.de
roRo; Foto: FEI