Mein Meal, Dein Meal, Unser Meal
Ernährung
Auf jeden Fall ist es nicht Klöckners Meal
Was für ein Paukenschlag. Blicken wir zurück auf die Internationale Grüne Woche 2016. Genauer gesagt auf den 20. Januar 2016. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) startet die ersten deutschen Total-Diet-Studie mit einer großen Pressekonferenz. „Was ist im Essen drin?“ wird endlich nicht mehr nur aus der Sicht eines Nur-Brokkoli-Essers oder Ausschließlich-nur-Schweinefleischessers untersucht. Kochen, dämpfen, grillen und frittieren von Lebensmitteln, lassen unerwünschte Stoffe verschwinden, fügen, wie Acrylamid, neue Stoffe hinzu. Was also ist wirklich im Essen drin, so wie er im Alltag auf den Teller kommt?
350 Lebensmittelgruppen sind für die Studie benannt, 4.000 Poolproben werden gezogen, was im Einkauf 60.000 Teilproben für die Labore ergibt [1]. Wie das exakt gemacht wird, darüber gibt es einen harmonisierten Leitfaden der FAO, der WHO und der EFSA.
Damals begeisterte sich auch Dr. Helmut Heseker von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Studie könnte Lücken bei den Ernährungsempfehlungen füllen.
Rücken wir auf dem Zeitstrahl weiter vor und halten am 05. Juni 2019. Ein Zeitreiserutsch von mehr als drei Jahren. Temporär krankheitsbedingt musste der Autor den Pressetermin am Vortag absagen. Vielleicht wäre das Malheur dann wegen einer verwirrten Nachfrage nicht passiert. Offenbar war kein Journalist vor Ort, der die Zeitreise zwischen Januar 2016 und Juni 2019 überlebt hat. Im Juni 2016 hieß der Landwirtschaftsminister Christian Schmid. Zeitreisende, die während der Fahrt eingedöst sind, wachen mit einer neuen Ressortleitung auf. Im März 2018 wechselte das Gesicht in der Berliner Wilhelmstraße von Schmidt zu Julia Klöckner.
Warum ist das wichtig geworden? In der aktuelle Presseabteilung des Bundeslandwirtschaftsministeriums heißt es: „Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, sprach am Berliner Standort des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) über die von ihr in Auftrag gegebene MEAL-Studie (Mahlzeiten für die Expositionsschätzung und Analytik von Lebensmitteln).“
Es ist schön und der wissenschaftlichen Größe der BfR-Studie nie ausreichend genug zu würdigen, dass das BMEL die Total-Diet-Studie mental und finanziell unterstützt. Doch selbst im Begeisterungssturm muss man zwischen Dein und Mein unterscheiden können und sich nicht im fremden Gewand zeigen. Die Meal-Studie kann nur über künftig vielleicht mögliche Zeitreisen schon gestern (2016) von heutigen Ministerinnen (ab März 2018) „in Auftrag“ gegeben worden sein.
Mein Meal, Dein Meal, Unser Meal. Sorry, Frau Klöckner, bezogen auf den Auftraggebenden, es ist leider nicht Ihr Meal.
Lesestoff:
[1] Wir können Essen nicht vermeiden: https://herd-und-hof.de/ernaehrung-/erste-total-diet-studie-in-deutschland.html
Roland Krieg