Milchprodukte im Öko-Test

Ernährung

Öko-Test überprüft Weideversprechen

Glaubt man den Verpackungen von Milch, Butter, Joghurt und Käse, tummeln sich in Deutschland nur glückliche Kühe, die von morgens bis abends sattes Grün von der Weide fressen. Das Öko-Test-Magazin enthüllt nun in der aktuellen April-Ausgabe, dass diese Werbeaussagen mit der Realität wenig zu tun haben: Rund zwei Drittel der Produkte, die mit „Weidemilch“ oder grünen Wiesen locken, sind von Kühen, die selten Gras gesehen haben. Zudem verbieten die wenigsten Molkereien Gen-Soja im Futtertrog.

Das Verbrauchermagazin Öko-Test wollte wissen, ob Milchprodukte, auf deren Verpackungen grüne Landschaften oder weidende Kühe abgebildet sind, auch wirklich von Kühen stammen, die viel Grünfutter erhalten haben. Das lässt sich im Labor ermitteln. Denn Kühe, die viel Gras fressen, leben nicht nur gesünder, ihre Milch enthält auch mehr Omega-3-Fettsäuren. Diese stehen im Ruf, das Risiko für Herzinfarkte zu senken. Untersuchungen zeigen außerdem, dass mit der Grünfütterung die Anteile weiterer wertvoller Bestandteile im Milchfett steigen.

Die Laborergebnisse beweisen, dass die Verbraucher von den meisten Anbietern getäuscht werden: 20 von 28 konventionell erzeugten Produkten wurden als „wiesenfern“ entlarvt. Selbst Namenszusätze wie „Weidebutter“ oder „Weideglück“ bedeuten nicht, dass die Kühe regelmäßigen Weidegang hatten. Gleiches gilt für Aussagen wie „artgerechte Haltung“. Öko-Test kritisiert zudem, dass die meisten konventionellen Anbieter den Milchbauern Kraftfutter mit Gen-Soja nicht verbieten. Das ist auch bei dem Hersteller Almette der Fall, der seinen Alpenfrischkäse Natur mit „100 Prozent natürliche Zutaten“ anpreist.

Laut dem Verbrauchermagazin sind Bio-Produkte die bessere Alternative. Sie garantieren, dass keine Gen-Technik im Futter steckt. Außerdem hatten nur bei einem von sechs Produkten aus Bio-Erzeugung die milchgebenden Kühe zu wenig Gras im Futtermix. Laut Bio-Statuten besteht nicht zwingend Weidepflicht. Die Landwirte geben ihren Tieren aber schon deshalb mehr Gras, weil Kraftfutter in Bio-Qualität sehr teuer ist.

Apfelschorlen

Der gute Ruf von Apfelsaftschorlen ist oftmals unverdient. Die Hersteller setzen ihnen Aromen, Zitronensaftkonzentrat oder Entkeimungsmittel zu, so ein weiteres Testergebnis.

Für so ein einfaches Produkt wie eine Apfelsaftschorle ist es erstaunlich, wie viele Mängel Öko-Test aufgedeckt hat: Zwar gibt es auch viele „sehr gute“ und „gute“ Produkte, doch gerade bekannte Marken kassieren schlechte Noten. So wurden bei fünf Schorlen, die auf der Basis von Apfelsaftkonzentrat hergestellt wurden, die ursprünglichen Apfelsaftaromen nur teilweise bzw. kaum wiederhergestellt wurden. Zwei Hersteller peppen ihre Schorlen mit zusätzlichen Aromen auf. Einige versuchen mit Zitronensaft aus Zitronensaftkonzentrat den im Laufe der Zeit nachlassenden Geschmack zu verbessern.

In sieben Apfelschorlen wies das beauftragte Labor ein Entkeimungsmittel nach. Dieses ist zwar erlaubt, da es innerhalb weniger Stunden zerfällt. Doch es ist äußerst reaktiv und baut nicht nur Keime ab, sondern führt auch zu zahlreichen Nebenreaktionen mit den Inhaltsstoffen der Schorlen. Die Tester bemängelt, dass der Einsatz auf den Etiketten nicht deklariert werden muss.

Ebenso zurückhaltend mit Informationen zeigen sich die Anbieter, wenn es um die Herkunft der verwendeten Äpfel geht. Auf Anfrage geben sie Floskeln an wie „wir beziehen weltweit“ oder „die Herkünfte unterliegen saisonalen Schwankungen“. Von den konventionellen Herstellern werden lediglich Hassia, Lidl und Edeka konkreter und geben meist Polen als Herkunft an. In der Lidl-Schorle steckt ein kleiner Anteil chinesischer Ware. Nur fünf Schorlen wurden überwiegend aus deutschen Äpfeln hergestellt.

Pflanzliche Mittel gegen Gedächtnisstörung

Hersteller nicht rezeptpflichtiger Gingko-, Ginseng- und Taigawurzel-Präparate versprechen, dass ihre Produkte Demenzkranken oder bei nachlassender Konzentrationsfähigkeit helfen. Doch es gibt keine Studien, die das belegen. „Ungenügend“ oder „mangelhaft“ ist daher das Testergebnis für fast alle 14 Mittel, die Öko-Test in der aktuellen April-Ausgabe untersucht hat.

Die Werbeversprechen der Anbieter von Ginkgo-Präparaten sind zwar vollmundig, Doch eine umfassende Analyse, die mehrere Studien zu diesem Thema ausgewertet hat, kommt zu dem Ergebnis, das die Wirksamkeit nicht richtig belegt werden konnte. Andererseits erkennt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen an, dass manche Patienten dank Ginkgo alltägliche Tätigkeiten wie Haushaltsarbeiten oder die eigene Körperpflege wieder besser erledigen können. Wichtig dabei ist jedoch, dass der Spezialextrakt EGb 761 in den Produkten steckt: Nur dessen Wirksamkeit gilt als “gut” belegt. Laut Einschätzung der Tester können die entsprechenden Präparate – auch aus Mangel an Alternativen – einen Versuch wert sein. Nach einer Einnahme über drei Monate sollte allerdings ein Arzt überprüfen, ob eine weiterführende Behandlung sinnvoll ist.

Ginseng- und Taigawurzel-Präparate werden vor allem als Tonikum zur Stärkung und Kräftigung bei Müdigkeit- und Schwächegefühl sowie bei nachlassender Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit angeboten. Die aktuelle Datenlage rechtfertigt den Einsatz jedoch nicht. Studien, die die Wirksamkeit belegen können, gibt es nicht. Dazu kommt, dass einige Produkte bedenkliche oder umstrittene Hilfsstoffe wie Azo-Farbstoffe enthalten.

Lesestoff:

Das Öko-Test -Magazin April 2013 gibt es seit dem 28. März 2013 im Zeitschriftenhandel. Das Heft kostet 3,80 Euro.

Öko-Test; Fotos: Ralf Lienert (MUVA), Öko-Test

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