Mineralölrückstände in Lebensmitteln
Ernährung
BLL wehrt ich gegen Panik-Kampagnen
Aktuell warnen Nichtregierungsorganisationen vor Mineralölrückständen in Lebensmitteln. Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL) hingegen warnt vor diesen Kampagnen.
Darum geht es
Aromatische Mineralöle. Fachleute nennen sie Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons, kurz MOAH. Sie bestehen aus einer komplexen Mischung aus überwiegend alkylierten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Die exakten Zusammensetzungen der MOAH sind noch ungeklärt. Man geht davon aus, dass darunter krebserregende Teilfraktionen sind. MOAH sollen nach Forderung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) gänzlich aus Lebensmitteln herausgehalten werden.
Nicht-aromatische Mineralöle. Zu dieser Gruppe zählen die sogenannten MOSH (Abkürzung für Mineral Oil Saturated Hydrocarbons). Dabei handelt es sich um gesättige Kohlenwasserstoffketten, die auch ringförmig oder verzweigt sein können. Insbesondere die kürzerkettigen können sich im menschlichen Geweben einlagern. Im Tierversuch mit Ratten wurden sie mit Entzündungsreaktionen der Leber in Zusammenhang gebracht. Mittelkettige nicht-aromatische Mineralöle können vermutlich etwas leichter aufgenommen werden als längerkettige nicht-aromatische Mineralöle. Weil die toxikologische Einschätzung für den Menschen noch fehlt, liegt kein Grenzwert vor. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hat eine provisorische festgelegte täglich tolerierbare Aufnahmemenge (Acceptable Daily Intake, ADI) zurückgerufen. Sie lag bei 0,01 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Bezogen auf Lebensmittel wären das 0,6 Milligramm je Kilogramm Lebensmittel. Der ADI soll jetzt überarbeitet werden.
Mineralölähnliche Substanzen. Dazu zählen die POSH. Die Abkürzung steht für Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons. Es handelt sich dabei um gesättigte Kohlenwasserstoffe, welche als Oligomere aus Kunststoffen in Lebensmittel übergehen können. In ihrer chemischen Struktur ähneln sich POSH und MOSH sehr stark. Im Labor lassen sie sich derzeit kaum auseinanderhalten.
Mineralöle aus Maschinenöl. Dazu gehören die Poly-Alpha-Olefine (PAO). Es sind synthetische Kohlenwasserstoffe, die Hauptbestandteil von synthetischen Motorenschmierölen sein können oder von Maschinenölen, die für Geräte in der Lebensmittelproduktion eingesetzt werden.
Keine Gefahr bei normalem Verzehr
BLL-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff erklärt: „Wir möchten die Konsumenten nicht der willkürlichen Panikmache überlassen, sondern die ‚falschen‘ Fakten berichtigen. So stellten die in den vergangenen Monaten von Foodwatch angeprangerten Produkte zu keinem Zeitpunkt bei normalen Verzehrgewohnheiten eine gesundheitliche Gefährdung der Konsumenten dar. Sobald dies der Fall gewesen wäre, hätten sowohl die zuständigen Behörden und natürlich die Hersteller unverzüglich reagiert. Der Schutz der Verbrauchergesundheit steht immer an erster Stelle - diesen Leitsatz unterschreibt jeder Hersteller und Händler sofort.“
Das Recyceln von Zeitungen und Zeitschriften hält der BLL für vernünftig. Der überwiegende Teil der MOSH und MOAH stammt aus den Druckfarben und sollten als Eintrag in Lebensmittel vermieden werden, führt der BLL weiter aus. Daher minimiere die Lebensmittelindustrie den Übergang von MOSH und MOAH durch Ausschluss von Recyclingkartons, verwende zusätzliche Innenverpackungen oder entwickelt neue Kartonvarianten.
Die Lösung könne nicht allein von der Lebensmittelindustrie getragen werden, sagt Minhoff am Montag. „Speziell die Zeitungsverleger sind aufgefordert, auf mineralölfreie Druckfarben umzustellen, um so die Haupteintragsquelle von vorneherein auszuschließen.“
Roland Krieg