Nano in Lebensmitteln?

Ernährung

BfR startet Dialog über Nanotechnik

Ob und wie viel Nanotechnik in Lebensmitteln ist, steht nicht fest. Mit der Verkleinerung auf einen milliardsten Teil eines Meters vergrößert sich die reaktive Oberfläche fast ins Unermessliche und bietet viele Möglichkeiten. So richtiges Wissen über die neue Technologie fehlt jedoch, formulierte Prof. Dr. Horst Weller auf einem Lebensmittelkongress in Hamburg.

Dialog mit Verbrauchern und Experten
In den Laboren ist die Nanotechnologie schon ein großes Betätigungsfeld für Wissenschaftler. In der Praxis aber ist sie nur wenig angewandt und Verbraucher lesen über das neue Fachgebiet fast nur positives – was alles verbessert werden kann. Zum Dialog über Chancen gehört aber auch das Gespräch über Risiken. Nur dann kann beim Verbraucher eine Akzeptanz geschaffen werden, Nanomaterialien in Lebensmitteln und in Verbraucherprodukten zu verwenden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat dazu eine Kommunikation gestartet, überhaupt erst einmal festzustellen, in welchem Umfang Verbraucher mit Nanomaterialien in Kontakt kommen und wie diese auf den Organismus wirken. Dazu werden aktuell bereits Experten befragt. Im Anschluss kommt der Bürger in einer Verbraucherkonferenz zu Wort, wie er die neue Technik wahrnimmt und welche Hoffnungen und Ängste er mit ihr verbindet. „Beide Projekte werden dazu beitragen, naturwissenschaftlich abgeleitete und emotional gefühlte Risiken frühzeitig zu erfassen und sie als gestaltete Elemente in den Kommunikationsprozess einzubeziehen“, sagt Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel, Präsident des BfR.

Delphi-Methode und Verbraucherkonferenz
Mit der Delphi-Methode, einem mehrstufigen, qualitativen Prognoseverfahren wird aktuelles Expertenwissen von rund 100 Personen aus Forschung, Industrie und Behörden systematisch abgefragt. Verbraucherschutzorganisationen und Nichtregierungsorganisationen sind darin einbezogen, teilt das BfR mit. Begonnen wurde damit bereits im Juli. Die Ergebnisse sollen mit dem Ziel in ein „Risikobarometer“ einfließen, die verwendeten und möglichen Nanomaterialien zu erfassen, um sie konkreten Anwendungen zuzuordnen. Daraus soll eine Exposition für den Verbraucher abgeleitet werden.
Danach werden gegen Ende des Jahres 18 repräsentativ ausgewählte Verbraucher an drei Wochenenden in Berlin intensiv über das Thema Nanotechnologie zusammen sitzen. Sie sollen ihre Chancen und Risiken bestimmen und im November einen Abschlussbericht formulieren, der als Verbrauchervotum an „wichtige Akteure aus Politik, Behörden, Wissenschaft, Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen“ überreicht“ wird.
Ob die Ergebnisse dann zu einer sachlichen Auseinandersetzung führen werden, bleibt abzuwarten, denn zur Zeit ist das Wissen über Risiken noch sehr gering und nur das Spekulieren über Chancen sehr groß.

roRo

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