Nano-Partikel in Biolebensmittel?

Ernährung

Nano-Partikel: Vor- und Nachteile für den Biobereich

Es gibt auch natürliche Nanopartikel: Sie sind in Vulkanasche enthalten, entstehen beim Mahlen von Mehl und werden als Nano-Kohlenstoffröhrchen absichtlich hergestellt. Dennoch sind die verschiedenen Oxide von Silicium, Zinn und Titan neben Nanosilber in der Biobranche umstritten. IFOAM, Naturland und Bio Suisse lehnen den Einsatz ab, während der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft den Einzelfall untersuchen möchte, erläutert Karin Wegner vom Bundesverband Naturkost Naturwaren BNN auf der BioFach. Für die Ökobranche ist der EU-Vorschlag zur Definition der Nanomaterialien nicht ausreichend. Die kleinen Teilchen verändern ihre physikalischen und chemischen Eigenschaften, was im EU-Entwurf 2011/696 nicht berücksichtigt werde.

Vor allem fehlt die Kennzeichnungspflicht. So kann sich Siliciumdioxid auch in Biosalz als Rieselhilfe wiederfinden, damit das Salz nicht klumpt. Ob Nanomaterialien verwendet wurden hat eine Diplomarbeit der Beuth Hochschule in Berlin analysiert. Die Hersteller sind verschlossen, verraten sich jedoch über Werbeaussagen. „Antimikrobiell“, „Barriereschutz“, „Kratzfest“ oder „Langlebigkeit“ können nach Daniela Wannemacher vom BNN ein Hinweis sein, dass Nanomaterialien verwendet wurden.

Die kleinen Teilchen, die in einem Kubikzentimeter mindestens 60 Quadratmeter Oberfläche aufweisen sind in der Biobranche umstritten – gerade auch weil sie Vorteile mit sich bringen. Dr. Regula Bickel vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) aus der Schweiz zeigte eine Aluminiumbeschichtete Chipstüte. Wird die Frischhalteschicht mit Nanopartikeln aufgedampft, verringert es den Aluminiumverbrauch und reduziert den Abfall. Allerdings ist das aufgedampfte Aluminium brüchiger und könnte auf die Chips migrieren. Die Tüte lässt sich zudem nicht mehr recyceln, weil das Aluminium nicht mehr herauszulösen ist.

Nanomaterialien können in Recyclingverpackungen den Austritt von Mineralöl vermeiden, doch ist nicht geklärt, wie die Mitarbeiter der Verpackungsindustrie den Stoffen ausgesetzt sind.

Nach Bickel ist eine Einzelfallanalyse wegen der verschiedenen Aspekte äußerst schwierig. Vor allem gibt es keinen transparenten Markt. Die meisten Biohersteller sind auf große Verpackungsfirmen angewiesen und haben kaum einen Einfluss, ihre Wünsche geltend zu machen.

In Einzelfall hilft statt Nanoteilchen auch Bewährtes: Reiskörner im Salzstreuer haben den gleichen Effekt wie Siliciumdioxid.

Lesestoff:

Umweltrat zur Vorsorgestrategie bei Nanomaterialien

Roland Krieg

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