„Nord-Kiwis“ vermehrt im Anbau

Ernährung

Knapp 800.000 Tonnen Kiwi aus dem Norden

Eine Lehrerin nahm 1904 die Kiwifrucht aus Ostasien nach Neuseeland mit. 1910 soll ein neuseeländischer Gartenbauer aus dem Samen den Grundstein der noch heute am meisten verbreiteten Sorte „Hayward“ gezüchtet haben. Die in China seit mehr als 300 Jahren bekannte Frucht Yang Tao gelangte über den Export 1952 erstmals nach Europa. In den späten 1970er Jahren kam die Beerenfrucht auch nach Deutschland. Überall wo sich die sanft bestachelte Frucht ausbreitet, erfreut sie sich bei Verbrauchern großer Beliebtheit. Sie ist frisch, schmeckt lecker und besitzt viele Vitamine und Mineralstoffe.

Den Namen Kiwi bekam die „Chinesische Stachelbeere“ Actinida deliciosa von den Briten – wegen der neuseeländischen Herkunft der Exporte. Nur in Deutschalnd stotterte der Marktmotor. Der „Spiegel“ berichtete 1982 von einer Münchener Marktfrau, die auf dem traditionellen Viktualienmarkt die Kiwi erstmals zu sehen bekam: „Ja so was Greißliges!“. Selbst Deutschlands Vorzeige-Koch Wolfram Siebeck bezeichnete die Kiwi, die schnell vom Luxusartikel zur Massenware im Supermarkt wurde, noch als „geschmacklosen Softie“, als Modeprodukt, das „überhaupt nichts taugt“ [1].

Was für ein Irrtum. China steht in der Kiwi-Produktion zwar klar auf Platz eins, doch gleich auf Platz zwei folgt Italien, das die meisten der im Handel befindlichen grünen Früchtchen produziert. Kiwi werden aber auch in Frankreich, Spanien und Portugal in nennenswerten Mengen angebaut. Anfang September traf sich die International Kiwifruit Organisation (IKO) in Bordeaux. Mit 800.000 Tonnen Kiwi haben die Produzenten der Nordhalbkugel außerhalb Chinas neun Prozent mehr Früchte als im Vorjahr angebaut und ein vergleichbares Niveau wie 2016 erreicht. Für das Kiwi-Jahr 2018/2019 werden rund 732.000 erwartet. Der Rückgang resultiert aus der witterungsbedingten Angebotsverknappung in Italien und leichten Rückgängen in Spanien und Portugal.

Seit Jahren gibt es gelbfleischige Kiwi im Handel, die auch bei den Erzeugern vermehrt angebaut werden. Im Gegensatz zu den „Hayward“-Sorten werden die goldenen Kiwi in Lizenz von Erzeuger- und Vermarktungsorganisationen angebaut. In Italien hat die goldene die grüne Kiwi zu acht Prozent bereits verdrängt. Für das laufende Jahr werden auf der Nordhalbkugel ohne China rund 60.000 Tonnen Gold-Kiwi geerntet werden.

Lesestoff:

[1] Farbe im Salat; Der Spiegel 06.12.1982: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14356643.html

Roland Krieg

Zurück