Obst und Gemüse zeigen sich krisenfest

Ernährung

AMI-Europäisches Obst- und Gemüseforum

Seit gestern trifft sich die europäische Obst- und Gemüsebranche in Berlin zum Obst- und Gemüseforum der AMI, der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft als Nachfolger der ZMP.

„Gegessen wird immer“
Die Analyse der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat gezeigt, dass die Lebensmittelbranche gut durch die Wirtschaftskrise gekommen ist. Nach Dietmar Pech-Lopatta von der GfK haben die Verbraucher, vor allem in Deutschland, wieder vertrauen in die Wirtschaft und bis auf Spanien geht die Arbeitslosigkeit runter. Der Anteil der Lebensmittelausgaben am Haushaltsbudget ist in Europa recht unterschiedlich. Während es in Deutschland lediglich elf, in England sogar nur 9,1 Prozent sind, geben die Tschechen 16,5, die Ungarn 16,8 und die Polen sogar ein Fünftel ihres Geldes für Lebensmittel aus.
So haben die Verbraucher in jedem Land auf ihre Weise auf die Wirtschaftskrise reagiert. Den Rückgang des Wertvolumens um 1,6 Prozent hat zur Hälfte die Inflation geschuldet. Das Mengenvolumen ist um 0,6 Prozent zurückgegangen, was nach Pech-Lopatta eher darin liegt, dass weniger weggeworfen wurde. In Spanien habe die Menschen mit einem Down-Trading reagiert: Es landete die gleiche Menge im Einkaufswagen, aber es wurden die preiswertere Ware gekauft. Den idealen Kunden gibt es derzeit in Russland. Dort kaufen die Verbraucher mehr und teurer ein.
Gegenüber den Preisschwankungen hat sich der Lebensmittelpreis in Europa als wesentlich stabiler gezeigt.
Die Discounter konnten entgegen der Prognosen durch die Wirtschaftskrise nicht zulegen Zum einen haben sie mit einem Anteil von rund 44 Prozent im Lebensmittelmarkt in Deutschland bereits ein hohes Niveau erreicht, nach Dr. Hans-Christoph Behr von der AMI finden die Konsumenten aber auch keinen Grund mehr dort einzukaufen, wenn es überall billiger wird.

Es gibt keinen Eurokonsumenten
Auf dem Obst- und Gemüsemarkt der EU gibt es Verschiebungen. Italien und Spanien liefern zwar immer noch mehr als die Hälfte des europäischen Obstes und ein Drittel des Gemüses, aber dahinter holen die anderen Staaten auf. Beim Obst zeigen Deutschland und Österreich ein überdurchschnittliches Wachstum. Polen holt mit Kern-, Beeren- und Steinobst in ganzer Breite auf, in England gibt es einen „Beerenboom“. Ungarn gehört nach Dr. Behr zu den Verlierern, weil ihnen der ehemalige Hauptabsatzmarkt Russland weggebrochen ist.
Ein Blick auf die Verzehrsgewohnheiten zeigt dass es keinen „Eurokonsumenten“ gibt. Während fast überall die Tomate das beliebteste Gemüse ist, steht bei den Engländern die Möhre auf Platz eins. Sie wird dort traditionell besonders stark beworben. Während in Deutschland die Gurke den dritten Platz einnimmt, gehört sie in den mediterranen Ländern nicht zu den „Top Ten“.
Die Verbraucher in Belgien und den Niederlanden verzehren auch im Sommer gerne Orangen und Mandarinen. Dort ist der Konsum an Zitrusfrüchten nicht saisonal ausgeprägt.
Auch bei den Einkaufsstätten gibt es Unterschiede. In Deutschland haben die Discounter eine starke Position. In den mediterranen Ländern werden Obst und Gemüse noch traditionell auf dem Wochenmarkt oder im Fachgeschäft gekauft. In Frankreich kommen derzeit filialisierte Obst- und Gemüsefachgeschäfte, so Dr. Behr.

Lesestoff:
Am Montag folgt Teil II: Nachhaltigkeit und Regionalität

Roland Krieg

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