Olivenöl wieder fehlerhaft getestet
Ernährung
Stiftung Warentest prüft Olivenöl
Olivenöl aus den Mittelmeerländern ist in deutschen Küchen beliebt. Die Stiftung Warentest allerdings fragt, ob sich das lohnt. In einem Test mit 26 Olivenölen zwischen 5,35 und 40,00 Euro je Liter schnitt nur ein einziges Produkt mit der Note „gut“ ab. 13 Öle mit der Güteklasse „native extra“ fallen mit „mangelhaft“ durch. In fünf Fällen konnte eine Laboranalyse die Herkunftsangaben nicht bestätigen. Das beste Olivenöl kommt aus Spanien, kostet 40,00 Euro und ist im Spezialitätenhandel sowie Online erhältlich. Vier weitere Öle sind „befriedigend“, eines davon steht im Biosegment.
MOAH und MOSH
Mineralöle setzen sich aus zwei Fraktionen zusammen. Die größere wird als „mineral oil saturated hydrcarbons“ (MOSH) und die kleinere mit bis zu 25 Prozent Anteil als „mineral oil aromatic hydrocarbons“ (MOAH) bezeichnet. Bedie Fraktionen kommen über Lebensmittelverpackungen, eingesetztem Recyclingkarton oder auch schon vorher beim Transport mit Jutesäcken und bei der Verarbeitung durch Schmierstoffe der Technik in das Produkt. Warentest hat in vier Produkten eine hohe Belastung mit MOSH und MOAH gefunden. Die Stoffe reichern sich im Fettgewebe an.
Stichig, modrig, ranzig
Die meisten Olivenöle im deutschen Handel verheißen höchste Qualität – „nativ extra“ steht auf ihren Etiketten. Die EU-Olivenölverordnung stellt eine Reihe von Anforderungen an diese erste Güteklasse: So müssen „native Olivenöle extra“ Grenzwerte für viele chemische Parameter einhalten und den Vorgaben entsprechend exakt gekennzeichnet sein; außerdem dürfen die Öle nicht den kleinsten Fehler in Geruch und Geschmack haben. Doch viele Produkte im Test erfüllen diese Anforderungen nicht. Sie schmecken beispielsweise stichig, ranzig oder modrig und hätten deshalb auf die niedrigere Güteklasse „nativ“ herabgestuft werden müssen. Vier Olivenöle schneiden sensorisch immerhin sehr gut ab. Die Tester beschreiben sie zum Beispiel als „fast intensiv fruchtig“, „leicht bitter“, „deutlich scharf“ und „sehr gut ausgewogen“.
Herkunftsangaben
Jedes Olivenöl, das in der EU verkauft wird, muss eine Herkunftsangabe tragen. Sie kann zum Beispiel lauten: „Ursprungsland Spanien“, „Mischung von Olivenölen aus EU-Ländern“, „Mischung von Olivenölen aus Drittländern“. Die Olivenölverordnung schreibt aber nicht vor, dass die Herkunft im Labor überprüft werden muss. Die Stiftung Warentest hat das für die Olivenöle im Test gemacht. Mit den derzeit verfügbaren Methoden lässt sich nur verifizieren, dass die Oliven eines Öls aus einem Land kommen. Bei Mischungen aus mehreren Ländern können die Anteile nicht geografisch zugeordnet werden. Weil die Öle im Test nur ein Land als Herkunft nennen, war eine Laboranalyse per Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) möglich. Das Ergebnis: Bei fünf Olivenölen – vier laut Etikett aus Italien, eins aus Spanien – ergaben sich große Diskrepanzen zwischen Analyseergebnissen und Herkunftsangaben.
Mineralöl, PAK, Pestizide, Weichmacher
Vom Anbau der Oliven bis zur Abfüllung in der Ölmühle – auf jeder Produktionsstufe von Olivenöl kann es zu Schadstoffeinträgen kommen: Bereits die fettreichen Oliven am Baum können fettlösliche Schadstoffe aus der Umwelt aufnehmen, zum Beispiel Substanzen aus Abgasen und Verbrennungsprozessen. Olivenbauern setzen teils Pflanzenschutzmittel ein, und in den Ölmühlen dürfen Anlagen mit technischen Ölen geschmiert werden. Die Tester haben die Olivenöle auf viele Schadstoffe geprüft und kamen dabei zu kritischen Befunden: Fünf Produkte bekamen wegen Mineralölbelastungen das test-Qualitätsurteil mangelhaft. Weitere Öle fielen durch hohe PAK-, Weichmacher- und Pestizidgehalte negativ auf. Die Stiftung Warentest hatte bereits im September 2015 beim Test von Gourmetölen in zahlreichen Produkten hohe Schadstoffgehalte nachgewiesen.
Kein Anbieter im Test kennzeichnet sein Produkt korrekt
Korrekte Angaben auf dem Olivenöl-Etikett sollen Verbraucher vor Täuschung schützen. Was draufstehen muss, schreibt die EU-Olivenölverordnung genau vor. Kein Anbieter der Öle im Test hält sich komplett daran. Pflicht ist beispielsweise folgende Dreierangabe fürs Hauptsichtfeld: „Natives Olivenöl extra“, „erste Güteklasse – direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen“, sowie eine Herkunftsangabe. Um den Geruch und den Geschmack zu beschreiben, dürfen die Anbieter nur wenige Vokabeln benutzen wie „fruchtig“, „bitter“ und „scharf“. Darüber hinaus gehört der Hinweis, dass Olivenöl dunkel und kühl gelagert werden soll, auf jede Olivenölverpackung. Der Spielraum für Werbung mit gesundheitsbezogenen Angaben, sogenannte Health Claims, beschränkt sich auf eine Aussage: „Olivenöl-Polyphenole tragen dazu bei, die Blutfette vor oxidativem Stress zu schützen.“
Olivenöl kann Cholesterinwerte senken helfen
Auch wenn beim Olivenöl im Test viel im Argen liegt, darauf verzichten sollte niemand. Es veredelt Salate; Kenner braten, frittieren und backen damit. Wer viel Olivenöl verzehrt, kann gesundheitlich profitieren. Studien zeigen: Die traditionelle Mittelmeerkost mit wenig Fleisch, viel Gemüse, Fisch, Nüssen und Olivenöl kann Herz und Kreislauf gut tun. Das liegt an der Zusammensetzung: Olivenöl besteht zu mehr als zwei Dritteln aus Ölsäure. Diese einfach ungesättigte Fettsäure kann helfen, das schlechte LDL-Cholesterin im Blut zu senken – aber nur, wenn sie gesättigte Nahrungsfette ersetzt.
Was sagt die Expertin?
Trotz aller Mängel besteht beim Genuss der getesteten Olivenöle keine „akute gesundheitliche Gefahr“ sagt Dr. Birgit Rehländer von der Stiftung Warentest. Sie beschreibt auch, wie Olivenöle deklariert werden müssen: „Für Olivenöl der höchsten Güteklasse sind unter anderem folgende Angaben vorgeschrieben: es muss NATIVES OLIVENÖL EXTRA heißen, die Güteklasse ist zu charakterisieren mit dem Wortlaut: „Erste Güteklasse, direkt aus Oliven ausschließlich mit mechanischen Verfahren gewonnen“. Und es muss eine Herkunft angegeben sein. Zusätzlich sind auch noch Lagerungsempfehlungen Pflicht, damit der Verbraucher weiß, wie er das Olivenöl in seiner Qualität bewahren kann.“
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roRo, Warentest, Foto: Stiftung Warentest