Policies against Hunger

Ernährung

Hohe Erwartungen an das CFS

An jedem Konferenztag „Policies against Hunger“ starben mehr als 8.000 Kinder an Hunger. „Wer denkt, dass das heute noch möglich ist?“, fragte Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen. Acht Millionen Kinder im Jahr erleben ihren fünften Geburtstag nicht. Sie sind mangelernährt, das schwächt ihr Immunsystem und sie sterben ohne Sinn. Hunger tötet langsam, sagt Christiansen am Freitag zum Abschluss der Berliner Konferenz „Politik gegen Hunger“. Wenn er sichtbar wird, ist es bereits zu spät.

Falsche Politik
Mehr als eine Milliarde Menschen hungert in der Welt. Nach Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner ist das „Recht auf Nahrung“ das am meisten verletzte. Flavio Valente, Generalsekretär der Menschenrechtsorganisation FIAN weiß es längst: Die Situation hat sich nicht verbessert, weil die Politik in den letzten 20 bis 30 Jahren falsch gewesen sei. Die Lösung des Hungerproblems liegt bei den Menschen, die heute hungern und weniger als einen Dollar am Tag zum Leben haben.
So hat die internationale Konferenz nur wenig Neues hervorgebracht – am ehesten die Hoffung auf den reformierten Ausschuss für Welternährungssicherung (CFS). Ilse Aigner möchte ihn zu einem erweiterten UN-Sicherheitsrat der Welternährung ausbauen. Im Oktober tagt er zum ersten Mal.

Immer noch kein Gesamtkonzept
In den letzten Jahren sind neue Themen auf die politische Agenda gesetzt worden und die Berliner Konferenz hat sie erneut benannt. Das Recht der Armen soll gestärkt werden, die Wirtschaft müsse verantwortungsbewusst investieren, die Korruption müsse bekämpft und die Menschen vor Ort müssen am Lösungsprozess teilhaben, so Aigner. Die Kräfte bündeln sei wichtig, was sie vor der Konferenz bereits mit Entwicklungsminister Dirk Niebel vereinbart hat.
Nach David Nabarro, UN-Sonderbeauftragter für Nahrungssicherheit und Ernährung fehlt es an „Governance“, die auf der Tagung allerdings gezeigt wurde. Ein administrieren vorhandener Konzepte und Ideen, die aber viel effektiver eingesetzt werden müssten.

Keine Generallösung
Mit einem Dollar am Tag können sich die Menschen keine Betriebsmittel leisten. „Low Input“ Systeme in der landwirtschaftlichen Arbeit stehen da an erster Stelle. Gleichzeitig soll aber die Differenz zwischen mehr Menschen und weniger werdendem Land auch mit modernen Produktionen ausgeglichen werden. Cathrina Claas-Mühlhäuser nannte ein Beispiel: Oft dreschen die Bauern ihr Korn auf dem staubigen Feld mit hohen Verlusten. Mit Maschinen wäre es hygienischer und sorgfältiger. Ohne höhere Erträge je Flächeneinheit würden keine neun Milliarden Menschen zu ernähren sein. Mit Musterfarmen trage der Landtechnikhersteller zur Information in Entwicklungsländern bei.
Gleichzeitig sagt sie aber auch, dass die lokalen Märkte überhaupt erst funktionieren müssen, damit eine Wertschöpfung überhaupt zustande käme.
High-Tech-Landwirtschaft oder Low input-Farming ist nicht die alleinige Wahl. Je nach Land und Region müsse die Vorgehensweise angepasst werden. Für Uganda steht nach Landwirtschaftsministerin Hope Mwesigye die landwirtschaftliche Beratung an erster Stelle. Technologien müssen auf die Möglichkeiten der Bauern heruntergebrochen werden und vor allem In Afrika müssen die Frauen stärker beteiligt werden, da oft sie die Farmarbeit durchführen.

CFS
Der CFS hat sich Ende des letzten Jahres innerhalb der FAO etabliert, weil die gängigen Projekte und Ideen nicht zum Erfolg im Kampf gegen den Hunger geführt haben. Im CFS sitzen jetzt nicht nur Regierungen am Tisch, sondern auch die Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Eine Vertretung von Kleinbauern soll mit den anderen Gruppen auf Augenhöhe an Lösungen mitarbeiten.

Lesestoff:
Ergebnisse und Folien der Konferenz werden auf der Seite www.policies-against-hunger.de eingestellt werden.
In Berlin machten FIAN und Inkota kürzlich auf das Thema „Land Grabbing“ aufmerksam.
Nichtregierungsorganisationen diskutierten im vergangenen November über das Thema Welternährung

Roland Krieg; Fotos: roRo

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