Praktikable Lösungen für sichere Lebensmittelkontaktmaterialien
Ernährung
Internationale Konferenz über Lebensmittelkontaktmaterialien
In diesem Jahr stehen die EU-Vorschriften für Lebensmittelkontaktmaterialien auf dem Prüfstand: Im Rahmen eines Revisionsverfahrens führt die EU Kommission eine Reihe von Konsultationsverfahren durch und hat wissenschaftliche Fokusgruppen eingerichtet. Den aktuellen Stand des Verfahrens und die erwarteten Veränderungen diskutierte eine internationale Konferenz der Akademie Fresenius am 13. und 14. Juni in Düsseldorf.
EU-Vorschriften „nicht praktikabel“
Konrad Grob vom Kantonalen Labor Zürich ging mit den EU-Vorschriften zu Lebensmittelkontaktmaterialien (englisch: Food Contact Materials, kurz FCM), die zurzeit überarbeitet werden, hart ins Gericht. Er hält sie schlicht für „nicht praktikabel“. So sei nur ein Bruchteil der heute verwendeten FCMs überhaupt von der EU-Gesetzgebung erfasst. Die offiziellen Kontrollen seien lediglich auf einige wenige bekannte Verbindungen ausgerichtet. Verunreinigungen und Reaktionsprodukte könnten gar nicht erfasst werden. Zu den unzureichenden gesetzlichen Vorgaben käme die mangelhafte Ressourcenausstattung der Behörden, so dass diese oft nicht mehr als Stichprobenkontrollen durchführen könnten.
Das Konzept für die Überprüfung der Materialien stammt aus den 1970er Jahren und teilte die FCM in 17 Typen ein. Ziel war die Erstellung eine Liste mit spezifischen Regelungen der autorisierten Ausgangsstoffe sowie Anleitungen zu Migrationstests. In den vergangenen 40 Jahren ist nur ein sehr kleiner Teil davon umgesetzt worden. Die Ressourcen der Behörden reichen bei weitem nicht aus, dieses Konzept zu Ende zu führen. Deswegen besteht seit langem eine große Lücke zwischen den allgemeinen Anforderungen an die Sicherheit der FCM und der Realität – kaum ein FCM auf dem Markt erfüllt die Anforderungen an die Sicherheit der migrierenden Stoffe.
Die Hersteller müsse die große Mehrheit der nicht spezifisch geregelten migrierenden Stoffe selber auf Sicherheit überprüfen. Entsprechend muss die Gesetzgebung angepasst werden: Die Autorisierung von rund zehn neuen Stoffe im Jahr kann nicht mehr das wichtigste Der Ämter sein. Es müssen die vielen Zehntausende von Stoffen sein, die aus den FCM auf dem Markt in die Lebensmittel übergehen. Das Einfordern und die Überprüfung dieser Selbstkontrolle der Hersteller fallen in den Aufgabenbereich der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Die Gesetzgebung muss diese Überprüfung unterstützen, indem sie für klare Anforderungen der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) sorgt, effiziente Kontrollen ermöglicht und diese europäisch harmonisiert. Der heutigen amtlichen Lebensmittelüberwachung fehlt weitgehend die Kompetenz, toxikologische Beurteilungen zu überprüfen. Die Beanstandungen müssen in der EU harmonisiert werden. Mit Hilfe von Arbeitsplänen muss der Umgang mit nicht konformen FCM festgelegt werden. Die Gesetzgebung muss also den Fokus von der pre-market Beurteilung von eingesetzten Stoffen auf die Kontrolle der FCM auf dem Markt verschieben.
Anforderungen an die Sicherheit der FCM können nur durchgesetzt werden, wenn sie von den Abpackern und der Lebensmittelindustrie eingefordert werden. Dazu brauchen sie aber eine verlässliche Beurteilung der Materialien. Hilfreich wäre nach Grob Liste mit konformen Materialien.
Rebecca Keuters (Akademie Fresenius) / Roland Krieg