Preis für Schnellnachweis von Listerien
Ernährung
Otto von Guericke-Preis für Prof. Loessner
Listerien sind kleine stäbchenförmige Bakterien, die Infektionskrankheiten auslösen können. Sie kommen praktisch überall in unserer Umwelt vor. Menschen erkranken jedoch hauptsächlich über infizierte Lebensmittel, die mit Listeria monocytogenes kontaminiert sind. Sie finden sich vor allem in Milchprodukten und Lebensmitteln, die roh verzehrt werden.
Lange Nachweisdauer
Sind Produkte mit Listerien kontaminiert müssen sie vom Markt genommen werden und dem Produzenten entsteht neben dem materiellen Schaden auch ein Imageverlust.
Es gibt ein international einheitliches Verfahren, Listerien nachzuweisen – aber das dauert zwischen fünf und 12 Tage. Nach fünf Tagen liegt frühestens ein negatives Ergebnis vor. Insbesondere für Produkte mit kurzer Haltbarkeit ist das problematisch, da diese erst nach erfolgter Probe auf den Markt dürfen. Es fallen unnötige Lagerkosten an und es besteht ein Risiko weiterer Fehlproduktionen.
Paramagnetische Partikel statt Antikörper
Ein Vorhaben der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) des Forschungskreis Ernährungsindustrie (FEI) hatte sich zum Ziel gesetzt den Nachweis von Listerien schneller zu erbringen. Unter Federführung von Prof. Dr. Martin Loessner vom Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) hat mit einem Team des Lehrstuhls für Hygiene und Technologie der Milch der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) München einen anderen Nachweisansatz verfolgt. Bislang haben Antikörper geholfen, Listerien aus Lebensmitteln zu isolieren. Prof. Loessner vertraute auf die Hilfe von Enzymen. Die kleinen Proteine erden an paramagnetische Partikel, den so genannten Mangent-Beads, gekoppelt, die nach Immobilisierung der Zielzellen auf ihrer Oberfläche isoliert und in sauberer Form dargestellt werden können. Mit zwei konventionelle Separierungsverfahren können vorhandene Listerien schnell entdeckt werden.
Das neue Verfahren hat mehrere Vorteile: Die eingesetzten Proteine sind preiswert, sie erweisen sich als stabil, können wegen ihrer geringen Größe leicht gehandhabt werden und sind vor allem - schneller und sensitiver. Damit ist das neue Verfahren dem bisherigen überlegen und bereits nach ein bis zwei Tagen liegen die Ergebnisse vor.
Die neue Methode wird von einem Start-up Unternehmen in Regensburg bereits umgesetzt. Mehr als 50 Mitarbeiter stellen und vertreiben die beschichteten Magnet-Beads her. Mikrobielle Laboratorien in der Industrie haben die zeitsparende Methode bereits übernommen und die Unternehmen der Milchindustrie bekunden weiteres Interesse an den paramagnetischen Partikeln.
Prof. Loessner gewürdigt
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) hat am Mittwoch in Darmstadt den diesjährigen Otto von Guericke-Preis an Prof. Loessner verliehen. Offiziell für die „Verkürzung und Optimierung des Nachweises von Listerien und L. monocytogenes in Milcherzeugnissen“.
„Die Ergebnisse des Projekts sind von hoher wirtschaftlicher Relevanz. Bereits drei Jahre nach Projektabschluss stehen wir heute, nach der Weiterentwicklung zur Marktreife durch ein deutsches mittelständisches Unternehmen, kurz vor einer weltweiten kommerziellen Verwertung der Ergebnisse“, bemerkte Dr. Volker Häusser, Geschäftsführer des FEI zur Preisverleihung.
Martin J. Loessner ist Jahrgang 1963 und seit April 2003 ordentlicher Professor für Lebensmittelmikrobiologie am Institut für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften der ETH Zürich.
roRo; Foto: AiF