Radioaktivität verdünnt sich

Ernährung

Erste maritime Messbefunde und Vor-Ort-Kontrollen

Mittlerweile liegen die ersten Messbefunde aus dem Meeresgebiet vor dem japanischen Atomreaktor Fukushima vor. Im Meer ist die Gefahr einer Anreicherung radioaktiver Materialien, die über die Nahrungskette bis nach Europa gelangen können, am größten.

Starke Verdünnungseffekte

Am 24. März hat das japanische Forschungsministerium (MEXT) Aktivitätsmesswerte veröffentlicht, die ein Forschungsschiff am Vortag eingeholt hat. Demnach befinden sich 30 Kilometer vor der Küste des Reaktors im Mittel 42 Becquerel (Bq) Iod-131 und 16 Bq Cäsium-137 in einem Liter Meerwasser. Die japanischen Grenzwerte liegen bei 40 und 90 Bq je Liter.
Der Anlagenbetreiber führt Messungen unmittelbar im Auslauf des Kühlungskreislaufes durch. Dort sind am gleichen Tag, dem 23.März, 5.900 Bq I-131 und 250 Bq Cs-137 gemessen worden.
Auf Grund der starken Verdünnung geht das Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) davon aus, dass für deutsche Verbraucher keine Gesundheitsgefährdung durch radioaktive Stoffe aus pazifischen Fanggebieten bestehen.
Das nächst gelegene größere Fanggebiet für Alaska-Seelachs liegt in der Beringsee – 2.500 Kilometer von Fukushima entfernt. Nach derzeitiger Datenlage ist dort nicht mit einer Erhöhung der radioaktiven Stoffe im Meer zu rechnen, so das vTI. Dort liegen die Konzentrationen auf Grund der oberirdischen Atomwaffentests der 1950er und 1960er Jahre bei 0,002 Bq Cs-137 je Liter Meerwasser.

Momentaufnahmen

Das vTI kommt auf Grund der Belastung zu dem Schluss, dass die Aussichten für die pazifische Fischindustrie positiv seien. Doch Werte und Analysen sind nur Momentaufnahmen, weil sich die Situation vor Ort ständig ändern kann. Eine Lösung ist derzeit überhaupt nicht in Sicht. So teilte die Betreibergesellschaft am Wochenende mit, dass wegen ausgelaufenen Wassers das Meer vor den Reaktoren den Wert von Jod-131 tausendfach überschritten hat.

Importe vor Ort kontrolliert

Seit Ende der letzten Woche müssen die wenigen Lebensmittelimporte aus Japan in die EU auch vor Verlassen des Landes schon kontrolliert und zertifiziert werden. Darauf einigte sich EU. Bereits vor der Verladung müsse sicher gestellt sein, dass die Produkte keine erhöhten Strahlenwerte aufweisen.
Um längere Wartezeiten zu vermeiden müssen Importe zwei Tage vor der Ankunft an den EU-Außenkontrollstellen angemeldet werden. Ausschließlich hierüber dürfen bis auf weiteres japanische Lebensmittel in die EU eingeführt werden.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMELV) kommen nur 0,1 Prozent der Lebensmittel von Drittstaaten aus Japan. Es handelt sich dabei vor allem um Spezialitäten, wie Sojasaucen und Nori-Algen. Dieser Handel ist seit dem Erdbeben praktisch zum Erliegen gekommen. Außerdem wird Japan darauf bedacht sein, zunächst die einheimische Bevölkerung mit Lebensmittel zu versorgen, so das BMELV.
Für den Fall eines nuklearen Unfalls hat die EU mit den Verordnungen EuroAtom Nr. 3954/87 und EuroAtom Nr. 770/90 besondere Höchstwerte für Nahrungs- und Futtermittel festgelegt. Besteht die Gefahr, dass diese Werte erreicht werden, erlässt die EU eine Verordnung zur befristeten Gültigkeit der Werte. Die Geltungsdauer darf drei Monate nicht überschreiten.

roRo

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