Reduktionsstrategie ist kein Gewinnerthema

Ernährung

Was ist gesunde Ernährung?

Am Dienstag hat Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die Praxis zur Reduzierungsstrategie bei Fertigproduken eingeleitet. Weil die Deutschen zu fett, zu salzig und zu süß essen, sollen in Fertiggerichte weniger Salz, Zucker und Fett verarbeitet werden. Solche Produkte haben Hochkonjunktur, weil Verbraucher in den letzten Jahren schon alleine durch die vielfältige Diskussion von der Lebensmittelampel bis zur Reduktionsstrategie sensibilisiert wurden. Klöckners Ziel setzt den Wunsch fort. Dazu hat sie ein Begleitgremium eingesetzt. Klöckner: „Mit dem Begleitgremium, dass sich aus Fachleuten rund um die Ernährungsfragen zusammensetzt, zeigen wir, dass wir es ernst meinen. Mit dem Begleitgremium stellen wir sicher, dass der Fokus nicht verloren geht und vereinbarte Ziele auch erreicht werden. Fünf Verbände der Lebensmittelwirtschaft stellen in der Sitzung ihre konkreten produkt- und branchenbezogenen Prozess- und Zielvereinbarungen vor. Weitere konkrete Maßnahmen werden folgen – auch von Vertretern der Gesundheits- und Verbraucherseite.“

Damit ist natürlich nicht alles getan. Solche Ziele erreichen meist nur die Willigen, die Informierten. Wer einen gesunden Lebensstil pflegt, der wird sich auch gesund ernähren und die Produkte nutzen. Für die anderen bleiben die Effekte offen. Mehr als einen Beitrag können sie nicht leisten, denn wer sich dazu nicht bewegt, wer zu wenig Obst und Gemüse isst, der wird durch die neuen Lebensmittel nicht gesund.

Begleitforschung

Dazu wird das Max Rubner-Institut ein Monitoring durchführen. Unter diesem Aspekt ist es ein Fehler, wenn die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) die Teilnahme an dem Begleitgremium ablehnt. „In seiner jetzigen Form hat die Wissenschaft in dem Gremium praktisch keinen Einfluss auf die Formulierung konkreter Reduktionsziele“, sagt DDG-Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland, „bisher bleiben diese weit hinter dem zurück, was aus wissenschaftlicher Sicht notwendig wäre, um den Anstieg von Übergewicht und Diabetes in Deutschland zu stoppen.“ Der deutsche Sonderweg, eine Reduktion nur freiwillig und im Konsens mit der Industrie zu erreichen, müsse bereits jetzt als gescheitert angesehen werden.

Die Reduktionsstrategie allein wird die Menschen nicht gesünder machen. Damit wird Klöckner nicht gewinnen. Durch die Weigerung der DDG allerdings werden die Menschen ebenfalls nicht gesünder. Die gewünschten Lebensmittelkennzeichnung und Werbeverbot zum Schutz von Kindern  bleiben ebenfalls nur Bausteine in einer notwendigen Gesamtstrategie. Auch die DDG steht damit nicht auf der Gewinnerseite.

Wie viel Chips sind gesund?

Konsumenten wollen nicht auf Snacks verzichten, die sie in den letzten Jahren lieb gewonnen haben. Die Firmen der Ernährungsindustrie wissen das. 34 Prozent der Konsumenten schauen sich nach einer gesunden Snack-Alternative in den Regalen um. 49 Prozent bevorzugen schmackhafte Alternativen über die mit normalem „Salz- oder Zuckergehalt“. KP-Snacks aus Großbritannien weiß das. Der Hersteller der bekannten Pom-Bears hat Mitte Januar eine Werbung im Wert von zwei Millionen britischen Pfund für seine neue Gesundheitskampagne gestartet. Die verschiedenen Sorten Chips in den „popchips“-Tüten hatten bislang rund 110 kcal pro Portion. Vereinzelt bereits weniger als 100 und jetzt sogar nur noch 72 kcal pro Portion.

Der Vergleich mit anderen Produkten weist KP-Snacks als Gewinner für gesunde Chips aus. Doch wie groß ist eine Portion? 28 Gramm, rund 20 Chips! Die Briten haben zur Einhaltung der Portionsgröße mittlerweile „Single Serve“-Verpackungen auf den Markt gebracht, die mit dieser kleinen Menge auskommen. Diese „popchips“ sind nach Medienangaben der am meisten wachsende Newcomer eingetüteter Snacks und kam im letzten Jahr auf ein Plus von 30 Prozent. Entweder, weil so viele Briten von dem Produkt überzeugt sind, oder weil es in so kleinen Mengen angeboten wird? Das Mehr an Verpackungen macht die Umwelt zu Verlierern.

Golden Rice

Der Golden Rice ist die bekannteste Züchtung eines gesunden Lebensmittels. Mit zusätzlichem Vitamin A wird aus dem Grundnahrungsmittel Reis eine wichtige Quelle gegen die Unterversorgung mit Beta-Carotin. Offenbar ist Golden Rice erfolgreicher als der Versuch, den Konsum von Obst und Gemüse zu steigern. Neue Züchtungstechniken könnten Rohstoffe künftig gesünder als ihre natürlichen Wildpflanzen machen. Aber auch hier bleibt die Frage offen, wer ist dabei Gewinner  und Verlierer [1]? Was ist die Langfristige Strategie und was der Baustein für die Beseitigung eines Engpasses?

Verlierer ist am Ende immer der, wer auf eine einzige Lösung für alles glaubt.

Lesestoff:

Reduktionsstrategie: www.bmel.de

[1] Nahrungsmittelanreicherung für Arme: https://herd-und-hof.de/ernaehrung-/nahrungsmittelanreicherung-fuer-mangelernaehrte.html

Roland Krieg

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