Reis: Teurer durch rückläufige Erträge?

Ernährung

Wirtschaftskrise könnte Reis verteuern

Am Reismarkt könnte in dieser Saison die weltweite Produktion den Bedarf übersteigen. Allerdings dürfte die Weltwirtschaftskrise Erzeugung und Nachfrage stark beeinflussen.
ReisbestandReis ist für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung das mit Abstand wichtigste Grundnahrungsmittel. Bezogen auf die Erntemenge belegt Reis in der Rangliste der Getreidearten Platz drei, hinter Mais und Weizen. Die Anbaufläche ist das siebte Mal in Folge gestiegen und soll nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) in diesem Jahr weltweit 155,5 Millionen Hektar betragen. Die globale Reiserzeugung konzentriert sich auf Asien, mit mehr als 90 Prozent der weltweiten Ernte.
Die globale Produktion soll in dieser Saison mit rund 441 Millionen Tonnen aufgrund der Ausweitung der Anbaufläche einen Rekord erreichen. Allein 130 Millionen Tonnen entfallen auf China und 97 Millionen Tonnen auf Indien.
Parallel zum wachsenden Angebot steigt auch die Nachfrage stetig. Für 2008/09 veranschlagt das USDA einen Bedarf von 433 Millionen Tonnen Reis. Daher könnten die niedrigen Reisreserven deutlich aufgestockt werden. Nach USDA-Schätzung steigen die globalen Bestände um rund zehn Prozent auf 86 Millionen Tonnen. Vor allem in Indien dürfte am Ende der Saison deutlich mehr Reis in den Lagern liegen.

Gute Ernten der Reisexporteure
Am Weltmarkt werden nur etwa sechs Prozent der Produktionsmenge gehandelt. In der Saison 2007/08 waren es knapp 31 Millionen Tonnen. Wichtigster Anbieter ist Thailand mit einer jährlichen Ausfuhrmenge von 7 bis 10 Millionen Tonnen. Dahinter folgt Vietnam mit 4 bis 5 Millionen Tonnen Reis. Nennenswerte Mengen liefern auch Indien, die USA und Pakistan. Die meisten Reisexporteure erwarten gute Ernten, Rekordernten sind in Thailand, Indien und Pakistan zu erwarten.
Den weltweit größten Importbedarf haben die Philippinen mit bis zu 2,5 Millionen Tonnen jährlich. Darüber hinaus sind Nigeria, Indonesien, Bangladesch, Saudi-Arabien und die EU auf Zukäufe von jeweils mindestens 1 Millionen Tonnen Reis im Jahr angewiesen.

Nachfrage steigt schneller als die Produktion
Nach den Rekordpreisen des vergangenen Jahres hat sich die Situation am internationalen Reismarkt entspannt und die Kurse liegen deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Die Preise sind allerdings immer noch fast doppelt so hoch wie vor zwei Jahren, denn der Markt ist weiter angespannt. Hierfür ist die langjährige Entwicklung von Angebot und Nachfrage die Ursache.
Der weltweite Reisverbrauch überstieg trotz Rekordernten in den vergangenen sieben Jahren fünfmal die Produktion. Die Bestände sind in der Folge auf das niedrigste Niveau der vergangenen 25 Jahre gefallen. Die Rekordernten resultierten aus größeren Anbauflächen und nicht aus höheren Erträgen. Die Ausweitung des Anbaus dürfte ohne eine intensivere Produktion bald an ihre Grenzen stoßen, die Nachfrage dürfte dagegen weiter zunehmen.
Die angespannte Lage am Reismarkt hat zu äußerst volatilen Preisen geführt. Der starke Preisanstieg im vergangenen Jahr wurde durch die Exportbeschränkungen wichtiger Lieferanten verstärkt. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaftskrise den Reismarkt stark beeinflussen.

Reispreis ZMPHöhere Nachfrage, rückläufige Erträge
Nach Einschätzung des International Rice Research Institute (IRRI) könnte die Nachfrage nach Reis 2009 aufgrund der Krise unerwartet stark zunehmen, da Konsumenten weltweit verstärkt zu günstigeren Lebensmitteln als Reis greifen. Gleichzeitig erschwert die weltweite Kreditmarktkrise den Landwirten den Kauf von Saatgut und Düngemitteln. Vor diesem Hintergrund rechnet das IRRI mit rückläufigen Erträgen in vielen Teilen der Welt, die die Ausweitung der Anbaufläche relativieren könnte. So ist bereits die offizielle Ernteschätzung der Philippinen um rund vier Prozent gesenkt worden.
Entgegen der Prognosen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums könnte die weltweite Nachfrage bei kleinerer Produktion also deutlich höher ausfallen. In diesem Fall könnte es in dieser Saison zu einem Angebotsengpass wie im vergangenen Jahr kommen und der Reis dürfte sich auf dem Weltmarkt wieder deutlich verteuern.

ZMP (Text und Grafik)

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