Reisebegleiter H. pylori

Ernährung

Out of Africa with Helicobacter pylori

Bei der Forschung über Aroma und Geschmack von Schokolade stießen deutsche Wissenschaftler im letzten Jahr auf eine neue Stoffklasse im Kakao: N-phenylpropenoyl-L-Aminosäuren. Prof. Peter Schieberle von der Deutschen Forschungsanstalt für Lebensmittelchemie (DFA) entdeckte zusammen mit Prof. Thomas Hofmann von der Universität Münster, dass diese Stoffklasse auch gesundheitsfördernde und entzündungshemmende Eigenschaften aufweist. Sie verhindern beispielsweise, dass sich das Bakterium Helicobacter pylori in die Magenschleimhaut einnisten kann.
Helicobacter Bakterien einige der wenigen Mikroorganismen, die das Säurebad im menschlichen Magen überstehen und vermutlich wegen ihrer schneckenförmigen Struktur gut in die Magenschleimhaut eindringen können. Bis in die 1990er Jahre hinein galten scharfe Gewürze und Stress als Ursache für Magengeschwüre und Gastritis. Dann wurde H. pylori als Verursacher ausfindig gemacht und mit Antibiotika bekämpft.

Prähistorische H. pylori gefunden
Jetzt hat ein internationales Wissenschaftlerteam entdeckt, dass das ubiquitäre Bakterium bereits im menschlichen Verdauungstrakt vorhanden gewesen ist, als er vor 60.000 Jahren Afrika verlassen hat. Das berichtet das Magazin Nature seit gestern in seiner Online Ausgabe. Die Erkenntnisse helfen den Forschern nicht nur, das Bakterium besser zu verstehen, sondern auch das Wanderverhalten des modernen Menschen aufzuzeichnen.
Das Team der Universität Cambridge, des Max Planck Instituts Berlin und der Medizinischen Hochschule Hannover verglich DNS-Muster von Menschen mit denen des Bakteriums und zog Parallelen. Die bei der Wanderung der Menschen entstehenden genetischen Differenzen spiegeln sich auch bei den mitwandernden Bakterienstämmen ab.
Entlang der Hauptwanderrouten begannen im Zeitverlauf, sich die menschliche Populationen genetisch zu isolieren – je weiter von der ostafrikanischen Gesellschaft entfernt, desto größer der Unterschied. In Europa hat die neolithische Wanderungsbewegung der Bauern nach Norden vergleichbare Differenzen hervorgebracht. Die H. pylori – Experten haben fast exakte Differenzierungsvarianten beim Bakterium festgestellt.

Alte Menschenkrankheit
Ein Computermodell hat die Ausbreitung des Bakteriums auf dem Globus nachgestellt und dabei gezeigt, dass auch H. pylori vor rund 60.000 Jahren aus Ostafrika seine Reise begonnen hat. Dr. Francois Balloux, Biotechniker an der Universität Cambridge: „Menschen und ihre Geschwüre verursachende Bakterien sind seit 60.000 Jahren innig mit einander verbunden. Die Arbeit zeigt nicht nur, dass unsere Vorfahren vor zehntausenden von Jahren bereits unter Magengeschwüren gelitten haben, sondern bietet auch neue Möglichkeiten, das frühe Wanderungsverhalten des Menschen zu untersuchen. Da wir gezeigt haben, wie Helicobacter pylori zur gleichen Zeit Afrika verlassen hat, können auch noch kontroverse Fragestellungen der menschlichen Migration beantworten werden. So könnten wir die Ausbreitung des Bakteriums zum Maßstab nehmen, das noch schwache Verständnis der Wanderungsbewegungen in Europa, Afrika und Asien zu erklären.“

Lesestoff:
Die Arbeit „An African origin for the intimitate association between humans and Helicobacter pylori“ ist auf Nature Advance Publication veröffentlicht worden (10.1038/nature05562)

roRo

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