Relevante Hydrochinon-Mengen im Darm

Ernährung

Darmbakterien verwandeln Arbutin

Extrakten der Bärentraubenblätter werden Behandlungserfolge bei Harnwegsinfektionen nachgesagt. Dabei beruht die Wirkung offensichtlich auf dem Inhaltsstoff Arbutin. Im Dezember und Januar sind die Gehalte an Arbutin am höchsten, weswegen diese Monate bei den Arzneipflanzen-Ratgebern als der jeweils beste Erntezeitpunkt. Der Handel mit der Bärentraube folgt immer noch dem englischen Kräuterbuch „Meddygon Myddvai“ aus dem 13 Jahrhundert.
Wild allerdings gibt es die Pflanze bei uns kaum noch, so dass der Ausgangsstoff für Extrakte hauptsächlich aus Spanien und Italien kommt. Aus Osteuropa darf sie nicht mehr importiert werden.

Aus Arbutin wird Hydrochinon
Arbutin ist ein Glucosid, dass in seiner ursprünglichen Form nicht vom Körper resorbiert werden kann. Damit kann es auch nicht wirken. Es wird jedoch im Magen zu Hydrochinon-Derivaten abgebaut, die gut resorbierbar sind. Letztlich gelangen diese in den Urin und werden dort von infektiöse Bakterien aufgenommen, die die Zwischenprodukte schließlich in Hydrochinon umwandeln. Dabei vergiften sich die Bakterien aber selber und sterben ab.

Umwandlung schon im Darm
Man wusste bereits, dass der Körper Arbutin bis zu 64 und 75 Prozent zu Hydrochinon-Derivaten abbauen kann und wieder mit dem Urin ausscheidet. Bislang ist nicht bekannt gewesen ist, wo der menschliche Körper das Glucosid direkt in Hydrochinon abbauen kann. Das aber hat jetzt ein Wissenschaftlerteam um Prof. Michael Blaut und Prof. Hans-Rudolf Glatt vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke (DIfE) herausgefunden und im Fachmagazin Food and Chemical Toxicology veröffentlicht.
Das Expertenteam konnte nun zeigen, das der menschliche Stuhl Darmbakterien enthält, die innerhalb von 24 Stunden Arbutin vollständig in Hydrochinon umwandeln können. Zudem fanden die Wissenschaftler Hinweise darauf, dass mit der Nahrung aufgenommenes Arbutin nicht nur im Dünndarm, sondern auch in den mit Bakterien dicht besiedelten Dickdarm gelangt. Nimmt man viel Arbutin mit der Nahrung auf, folgert das DIfE, könnten somit im Dickdarm relevante Hydrochinon-Mengen freigesetzt werden. Hydrochinon ist eine mutagene Substanz, die im Tierversuch Krebs auslösen kann.
„Ob und welche Rolle dieser Prozess für die Entstehung von Darmerkrankungen wie beispielsweise Darmkrebs spielt, können wir zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sagen. Wir haben daher weitere Experimente in Angriff genommen, die zur Klärung dieser Fragen dienen sollen,“ kommentiert Michael Blaut, Leiter der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie seine Ergebnisse.

Birnen schälen
Zu den Lebensmitteln, die Arbutin in höheren Konzentrationen enthalten, zählen auch Weizenprodukte und Birnen. Eine Portion Birnen umfasst etwa 180 Gramm Obst und kann beispielsweise bis zu 4,8 mg Arbutin enthalten. Weil das meiste in der Schale angereichert wird, empfehlen die Ernährungstoxikologen den Menschen, die sehr oft und viele Birnen essen, diese vor dem Verzehr, lieber zu schälen.
In der Pflanze schützt Arbutin möglicherweise vor Infektionskrankheiten wie dem Feuerbrand, der eine sehr gefährliche und meldepflichtige Krankheit bei Kernobst ist.
Das Roche Lexikon der Medizin weist eine tödliche Dosis der Hydrochinonessigsäure bei oraler Aufnahme in Höhe von 5 bis 12 Gramm aus. Wird häufig Tee aus Blättern der Bärentraube, Heidelbeere oder Preiselbeere getrunken, kann es zu chronischen Vergiftungen kommen.

Lesestoff:
Veröffentlicht wurde die Arbeit des DIfE in : Blaut et al., Mutagenecity of arbutin in mammalian cells after activation by human intestinal bacteria. Food and Chemical Toxicology, 2006 (Vorveröffentlichung vor der Druckausgabe)

roRo

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