Renaissance der tollen Knolle
Ernährung
Die Kartoffel ist zurück auf dem Öko-Teller
Die Kartoffel gilt als das deutscheste Gemüse, hat aber ihre Wertschätzung in der Bevölkerung verloren. Der Kartoffelanbau geht zurück, auf dem Teller ersetzen Pasta und Reis die erdgebundene Knolle und Konsumenten ziehen das veredelte Produkt als Pommes und Chips vor.
Renaissance im Biomarkt
Ganz anders sieht es auf dem Ökomarkt aus. Das liegt, so Monika Tietke, Geschäftsführerin von „Bio Kartoffel Erzeuger e.V.“ an den Konsumenten. Die Bioküche zeichnet sich durch regionale und traditionelle Lebensmittel aus und die Knolle wandert landet immer öfter auf dem Öko-Teller.
Das erreicht auch die Landwirte, denn Deutschland baut in der EU die meisten Bio-Kartoffeln an. Auf 8.250 Hektar werden überwiegend Speisekartoffeln angebaut. Der Handel spielt hier seine große Rolle als Bindeglied zwischen Bauern und Erzeuger, denn Bio-Kartoffeln gibt es in vielen Discountern und Supermärkten. Acht Prozent der Kartoffeln werden von den Konsumenten direkt ab Hof bezogen.
Diesen Trend noch weiter zu bestärken haben sich die „Bio Kartoffel Erzeuger“ zur Zielsetzung gemacht. In ganz deutschland, meist in Niedersachsen und Bayern gibt es mittlerweile 75 Erzeuger, die in der Interessengemeinschaft den Anbau der Kartoffel forcieren wollen, erläutert Christoph Schäfer, Bio-Kartoffel-Landwirt aus Niedersachsen und Vorsitzender des Vereins. Der Verein will mit Information und Beratung die Bauern überzeugen, mehr Kartoffeln anzubauen. Denn ohne Vermarktung ist der Anbau riskant.
Durch eine Vielzahl an verschiedenen frühen und späten Sorten gibt es die Kartoffel regional und frisch an 300 Tagen im Jahr. Verbraucher können mit der heimischen Knolle viel für die Umwelt tun. Nach Monika Tietke verbraucht die Erzeugung eines Kilogramm Kartoffel in Deutschland nur zehn Liter Wasser. Die gleiche Menge Kartoffel aus Israel verbraucht 250 Liter und aus Ägypten sogar 500 Liter Wasser.
Linda und Phytophtora
Linda ist für deutsche Verbraucher zu einem Synonym für Kartoffel geworden. Nach dem Auslaufen der Sortenzulassung hat ein niedersächsischer Bauer die Linda in Schottland wieder vermehrt und importiert die Kartoffel wieder nach Deutschland. Mit Erfolg, denn Edeka in Bayern ist mit der Öko-Linda sehr erfolgreich, erläutert Max Kainz aus dem Verein.
Ein Problem für alle Kartoffelbauern ist die Kraut- und Knollenfäule, die weltweit sehr hohe Schäden anrichtet. Die einen suchen Kartoffeln auf gentechnischem Weg tolerant gegen die Krankheit zu machen, die anderen suchen durch konventionelle Züchtung zum Erfolg zu kommen.
Im Öko-Landbau steht die Sortenwahl im Vordergrund. Vorkeimen ist das Mittel der Wahl, erläuterte Christoph Schäfer. Das gibt der Pflanze 14 Tage Vorsprung in der Vegetation gegenüber dem Pilz. Auch die richtige Sortenwahl gibt dem Bauern Vorteile. Sorten mit weniger, aber größeren Knollen sollen hier im Vorteil sein und bringen den gleichen Ertrag.
Ein großes Thema im ökologischen Kartoffelanbau ist die Keimhemmung bei Lagerkartoffeln. Die ist im Ökolandbau verboten. Solange aber ökologische und konventionelle Kartoffeln über die gleichen Wege vermarktet werden, überträgt sich das Keimhemmungsmittel auch immer wieder auf die Öko-Knolle. Dazu reicht Anhänger aus, der vorher konventionelle Lagerkartoffeln transportiert hat. Lösung ist der Aufbau getrennter Vermarktungswege, was aber nach Monika Tietke einen großen logistischen Aufwand bedeutet.
Lesestoff:
Mehr Informationen über den Verein finden Sie auf www.bke-verein.de
Der berühmte Kartoffelbefehl
Die Eroberung Europas durch die amerikanische Knolle
Kartoffeln bringen Wohlstand
Reduzierung des Kupfereinsatzes im Öko-Landbau
Phytophtora-Resistenz auf züchterischem Weg
Keimhemmung
Roland Krieg
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