Risiken im Lebensmittelbereich

Ernährung

Wer hat Angst vor dem Essen?

Würde eine ferne Zivilisation außer Zeitungsüberschriften von uns nichts anderes mehr finden - gewänne sie den Eindruck, unser Essen ist vergiftet, verdorben oder gepanscht? Kämen die Archäologen der Zukunft zu dem Schluss, die Menschen hätten sich von den natürlichen Nahrungsquellen abgewandt, oder wären gar durch ihren Genuss ausgestorben? Wer weiß?
Das aktuelle Eurobarometer über die Risikoeinstellung zu Lebensmitteln zeigt ein differenzierteres Bild. Vor allem, dass die Deutschen im europäischen Vergleich mehr Vertrauen in ihre Nahrung haben.

Risiken im Lebensmittelbereich
Die Deutschen verbinden Lebensmittel und Essen nicht nur mit dem Aspekt "Hunger stillen", sie machen sich auch im europäischen Maßstab die wenigsten Sorgen um ihre Nahrung. In „hohem“ und „im gewissen Sinne“ Sorgen macht sich der Durchschnittseuropäer zu 79 Prozent. Die Deutschen lediglich zu 62 Prozent. Dafür schauen sie mehr als andere auf die Kalorien- und Nährstoffwerte.
Auch nur 43 zu europäischen 48 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass der Genuss von Lebensmitteln ihre Gesundheit beeinträchtigen kann. Negative Auswirkungen von Umweltschäden und der Wirtschaftskrise werden als bedrohlicher wahrgenommen..

Pflanzenschutz und Gentechnik
Wenn die Deutschen sich Sorgen machen, dann sind es die „alten Themen“. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln oder Medikamenten stehen ganz oben auf der Liste. Die fürchten die Deutschen auch mehr als ihre Nachbarn. Ebenso stehen gentechnisch veränderte Organismen und Klone weit oben.
Hingegen sorgen sich die Deutschen weniger als Europa um Lebensmittelvergiftungen oder Rückstände aus Plastik, das mit Lebensmitteln in Kontakt gekommen ist. Nur jeder Dritte, fast die Hälfte der Europäer, fürchtet beim Essen eine Gewichtszunahme.
Die Deutschen sind aber hellhöriger als die Nachbarn. Tauchen Informationen über ein unsicheres Lebensmittel auf meiden 36 Prozent das Produkt für eine gewisse Zeit. Ein Drittel sorgt sich nur und unternimmt nichts. Lediglich 11 Prozent greifen umfassend zur Tat und stellen ihre Ernährung um.
Anders sieht es aus, wenn die Gesundheit in Gefahr ist. Dann stellen fast doppelt so viele Menschen ihre Ernährung dauerhaft um.
Dabei stehen Verbraucherverbände und Freunde als vertrauenswürdige Informationsquelle noch vor den Ärzten. Angaben des Handels oder der Hersteller finden gerade einmal bei jedem Fünften Gehör.
Eine große Rolle in der Informationspolitik spielen in Deutschland auch die Medien. Mit 67 Prozent trauen die deutschen Konsumenten der Berichterstattung deutlich mehr als die anderen Europäer. Dort finden nur 48 Prozent die Zuversicht in die Richtigkeit der Angaben.

EU muss mehr tun
Auch wen die europäischen Behörden in der Gunst beim Verbraucher aufgeholt haben: Ihnen trauen die Konsumenten schnelle Informationen, eine gute Arbeit und strenge Gesetze zu. Es bleibt ein unbestimmtes, großes Defizit: 86 Prozent der Deutschen wollen, dass die EU mehr für die Lebensmittelsicherheit unternimmt und 84 Prozent wünschen sich mehr Informationen über gesunde Ernährung. Die Nachbarn übrigens auch.

Lesestoff:
Hier gibt es das Eurobarometer als PDF-Download - - > Eurobarometer im Lebensmittelbereich

Roland Krieg

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