Rodelika, die Markenmöhre

Ernährung

Gemüsesorten im Verbraucherbewußtsein

Adler, Bussard und Julius: Nur wenige wissen, dass hinter den Namen aktuelle Winterweizensorten stecken, zwischen denen die Bauern vor der Aussaat wählen können. Die eine wächst besser auf leichteren Böden, die andere ist ertragsstabiler aber witterungsanfälliger, eine dritte Sorte produziert mehr Eiweiß und erzielt einen Extrabonus. Im Brot spielt die verwendete Sorte für Verbraucher keine Rolle mehr.
Die Sorte steht in der Taxonomie am unteren Ende und gilt als Züchtungsprodukt des Menschen. So gehört die Karotte zur Ordnung der Doldenblütlerartigen, nachfolgendezur Familie der Doldenblütler. Sie steht in der Gattung der Möhren (Daucus), der Art „Möhre“ (daucus carota) und bildet die Unterart Karotte.
Was dann kommt spielt bei Verbrauchern meist keine Rolle mehr. Ganz im Gegenteil zum Apfel. Hier sind die verschiedenen Sorten den Kunden als Differenzierungsmerkmal schon immer bekannt gewesen und haben mittlerweile mit den Clubäpfeln eine exklusive Sortenvermarktung erreicht. Als „Mutter aller Clubsorten“ gilt Pink Lady, dem Apfel mit eigener Vermarktung, die Züchtern und Anbauern einen ökonomischen Mehrwert erzielen soll. Wie bei Weinreben und Kartoffeln.
Seit 2004 vermarktet Demeter die Möhre „Rodelika“ erfolgreich als Sorte. Sie hat es mit spezieller Vermarktung (die Reichhaltige, die Kräftige, die Aufrichtende) in das Verbraucherbewußtsein geschafft und steht kurz vor der Einführung als Saft und ins Gläschen für Kinder.

Bewusstsein schafft Marke

Das die Rodelika von Verbrauchern als eigenständige Sorte erkannt und gezielt nachgefragt wird, ist ein Ergebnis ständiger Informationshäppchen, erklärt Elke Röder, Geschäftsführerin vom Bundesverband Naturkost Naturwaren Herstellung und Waren (BNN). Je mehr Flyer verteilt werden, desto eher wird die Sorte bei den Kunden bekannt.
Dabei haben Ost und Gemüse viel bessere Chancen als Sorte vermarktet zu werden. Getreide sei sensorisch nicht so prägnant ausgeprägt, stellt Müllermeister Volkmar Spielberger fest. Doch habe er begonnen auf seinem Mehl auch die biologisch-dynamischen Getreidesorten aufzuführen.

Bio will eigene Sorten

Nach Ute Rönnebeck von Demeter NRW hat die Bio-Branche bislang die Sorten als Differenzierungsmerkmal verschlafen. Meist ist der Biolandbau auf konventionelle Sorten angewiesen. Doch gibt es derzeit viele Projekte, die der Sorte und ihrer Vermarktung mehr Aufmerksamkeit schenken. Der Verein für Züchtungsforschung und Kulturpflanzenerhaltung „Kultursaat e.V.“ hat neben der Rodelika auch die Möhren Robila, Milan und Fynn im Angebot. Persika und Helena sind schon zwei namhafte Gurkensorten.

Durchsetzungsstärke

Neue Sorten entstehen nicht von ungefähr. Rund zehn Jahre und eine halbe Million Euro sind nach Rönnebeck für die Entwicklung einer neuen Sorte notwendig. Erst die Kommunikation dieser Anstrengungen gegenüber den Kunden wird die Aufwände wieder einspielen.
Nach Elke Röder sind dann noch gärtnerische Herausforderungen und für die Ladenbesitzer eine getrennte Logistik zu bewältigen, bevor die Sorte auch bei den Kunden erfolgreich ankommt. Wurde die Rodelika im Lager einmal mit anderen Möhren vermischt, sind sie kaum noch auseinander zuhalten.

Lesestoff:
www.kultursaat.org

Roland Krieg

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