Rohstoffveredelung

Ernährung

Nudeln vom Hof

Innovation ist vor allem in der Landwirtschaft gefragt, wenn man sich für die Zukunft rüsten möchte. Nicht nur Bio-Betriebe, sondern auch konventionell arbeitende Landwirte setzen deshalb auf die Veredelung ihrer Produkte, um für ihre regional erzeugten, guten Lebensmittel und ihre Arbeit einen adäquaten Preis zu erzielen. Zudem versuchen sie alle Produktionsstufen der gesamten Wertschöpfungskette abzubilden. Auch Stefan Golze vermarktet die Eier aus seinen Hühnermobilställen nicht nur als Ei pur, sondern auch in Form von Eiernudeln und Eierlikör.

Nach fast zwei Jahren Planungs- und Bauzeit hat nun der „Hof.Genuss Solling“ im südniedersächsischen Dassel die Produktion dafür aufgenommen, teilt der Landvolk-Pressedienst mit.

Dazu hat der 33-jährige Landwirt die einstige Getreidelagerhalle von 250 Quadratmetern nach neuestem EU-Standard zur Nudelmanufaktur umbauen lassen. „2020 entstand die Idee neben der Urproduktion eine Rohstoff-Veredlung aufzubauen. Dass der Weg derart lang und beschwerlich wird, hätten wir aber nicht erwartet. Die rechtlichen Auflagen sind immens“, berichtet Bauherr Golze von den Anfängen. Nach über sechs Monaten Planung und fast einem Jahr Bauzeit wurde die Nudelmanufaktur, die von Familie Golze-Kreuzinger betrieben wird, Anfang dieses Jahres in Betrieb genommen. An drei Tagen in der Woche entsteht hier Pasta aus Hartweizen- und Dinkelgrieß: Mit und ohne Ei – so wie es sich der Kunde wünscht. Das alles, sobald die Zertifizierung erteilt ist, gibt es dann auch in Bio-Qualität. Produktionsleiter ist Golzes Schwager Elias Kreuzinger.

„Aktuell verarbeiten wir als Lohnunternehmen hauptsächlich die Eier von anderen Landwirten. Jeder interessierte Legehennenhalter kann seine Eier zur Weiterverarbeitung an uns liefern und bekommt anschließend die entsprechende Menge Eier-Nudeln seiner Eier verpackt und verkaufsfertig etikettiert zurück“, erklärt Elias Kreuzinger. Als besonderen Service bietet die Nudelmanufaktur ein Rundum-Sorglos-Paket an. „Das heißt, wir kümmern uns nicht nur um die Herstellung, das Verpacken und den Versand der Nudeln – auch bei Gestaltung und Druck eines individuellen Etiketts helfen wir gerne. So werden die Nudeln unserer Kunden zur unverwechselbaren Eigenmarke des jeweiligen Hofs“, zeigt Kreuzinger auf, während er Eier für den Nudelteig aufschlägt.

750 Kilogramm Teig werden in der Manufaktur wöchentlich zu verschiedensten Nudelsorten verarbeitet. „Nach langem Experimentieren haben wir die optimale Rezeptur gefunden. Seitdem steht die Produktion nicht mehr still. Die wenigen freien Minuten widmen wir den besonderen Herausforderungen, die manche Nudelformen, wie beispielsweise Spaghetti, mit sich bringen“, führt Kreuzinger aus und stapelt parallel eine frisch produzierte Kiste mit Nudeln auf die andere. Im Trockenschrank wird die Tagesproduktion von bis zu 250 Kilogramm Nudeln zwischen 24 und 48 Stunden getrocknet und für circa 30 Minuten bei 63 Grad pasteurisiert. „Mit diesem wichtigen Vorgang garantieren wir ein sicheres Endprodukt“, erklärt Kreuzinger. Die Ellipse mit EU-Kontrollnummer auf der Nudelpackung verweist auf den Hof.Genuss Solling als Produzent und garantiert gleichzeitig Rückverfolgbarkeit und Qualität.

„Das Verpacken hingegen ist schwieriger und muss im Prozess noch optimiert werden, sonst kommen wir nicht mehr hinterher“, führt Golze aus. Doch der Junglandwirt hat schon Lösungen parat: Hier ist bereits eine Kooperation der Nudelmanufaktur mit den Harz-Weser-Werken Dassel angestoßen und soll zeitnah Menschen mit Beeinträchtigungen einen inklusiven Arbeitsplatz bieten.

Regionale Wertschöpfung und mehrere wirtschaftliche Standbeine werden für Landwirte und den ländlichen Raum immer wichtiger, ist Golze überzeugt. Mit seinem „Hof Ilmeaue“, wo die landwirtschaftliche Urproduktion mit Rinderhaltung, Ackerbau und Hühnerhaltung in Mobilställen erfolgt, sowie dem veredelnden Gewerbe „Hof.Genuss Solling“ ist dazu ein erster Aufschlag gemacht. Weitere mittelfristige Ziele sind ein Werksverkauf und eine Nudel-Eigenmarke. Ein besonderer Wunsch ist es, zukünftig auch Kooperationen mit Restaurants und Gaststätten zu etablieren, die so ihre Karte um regional-handwerklich hergestellte Pasta-Produkte erweitern können.

LPD

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