Sammelstall für mehr Bio-Rindfleisch

Ernährung

Grünlandschutz durch innovatives Bio-Weiderindkonzept

Der Preis ist hoch, die Nachfrage entsprechend zurückhaltend: Bio-Rindfleisch tut sich in Deutschland noch schwer. Auch im Südschwarzwald ist es ein Problem, dass nach dem Abtrieb der Tiere von der Weide viel Fleisch gleichzeitig auf den Markt drängt während zu anderen Zeiten Mangel herrscht. Ein wichtiger Grund: Es fehlt an angemessenen Stallkapazitäten für eine Endmast der Tiere. Das wollen Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart ändern.

Kein Stall für die Endmast

Der Südschwarzwald ist geprägt von Grünland auf kargen Böden. Diese Flächen sind für den Naturschutz sehr wertvoll, doch um die Artenvielfalt zu erhalten, muss Beweidung oder Mahd die Verbuschung verhindern. Eigentlich ideale Voraussetzungen, um dort Bio-Rinder zu halten. Doch das rentiert sich für viele Landwirte nicht.

„Die Weiderinder werden im Herbst abgetrieben, und ein Großteil geht dann direkt in den Schlachthof“, erklärt Projektmitarbeiter Dr. Lukas Kiefer, Agrarökonom an der Universität Hohenheim. „Das vergleichsweise große Angebot zu der Zeit drückt in dem Moment die Preise für Bio-Rindfleisch.“ Zu anderen Zeitpunkten im Jahr stünde dagegen zu wenig Bio-Rindfleisch zur Verfügung. Nun wollen die Forscher das Problem mit einem sogenannten Sammelstallkonzept bei naturschutznaher Beweidung entschärfen: „Wir entwickeln einen Stall, der zunächst einmal die Tiere nach der Weide aufnimmt, so dass dann der Markt kontinuierlich beliefert werden kann“, so Markus Kaiser, einer der initiierenden Landwirte. „Außerdem verbessert diese Endmast nochmals die Fleischqualität, so dass sie auch den hohen Ansprüchen der Verbraucher gerecht wird.“

Grünland- und Artenschutz

„Das Tierwohl spielt bei dem Stallkonzept selbstverständlich eine große Rolle“, betont Prof. Dr. Enno Bahrs, der Koordinator des Projekts „Grünlandschutz durch innovatives Bio-Weiderindkonzept“ von der Universität Hohenheim. Mit im Fokus der Forscher: der Erhalt bedrohter, alter, regionaler Rinderrassen, die gut an die Gegebenheiten vor Ort angepasst sind. Die Vorderwälder und Hinterwälder Rinder sind heute zunehmend auf dem Rückzug.

Vermarktung sichern

Schließlich muss das nach dem neuen Konzept erzeugte Bio-Rindfleisch auch verkauft werden. „Dafür entwickeln wir zusammen mit den Praxispartnern der Edeka-Gruppe eine Vermarktungsstrategie“, legt Prof. Dr. Achim Spiller von der Universität Göttingen dar. „So betrachten wir die gesamte Wertschöpfungskette und wollen letztendlich Ökonomie und Naturschutz miteinander vereinbaren.“

„Diese Form der Kreislaufwirtschaft ist naturschutzbetont, regionalisiert und arterhaltend. Sie soll zukünftig eine Blaupause für viele andere Mittelgebirgsregionen Deutschlands darstellen, die ebenfalls schutzwürdiges Grünland auf vergleichsweise teure Weise erhalten müssen“, fasst Prof. Dr. Bahrs zusammen. „Damit könnte durch zahlungsbereite Verbraucher langfristig regionaler Grünland- und Naturschutz noch besser gewährleistet werden als bislang.“

Florian Klebs; roRo

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