Sartane im Berliner Trinkwasser
Ernährung
Blutdrucksenker nehmen alle zu sich
Sartane sind eine Wirkstoffgruppe, die auch als AT1-Antagonisten bezeichnet werden und in ein System eingreifen, das beim Menschen den Blutdruck reguliert. Als Zusatznutzen wird beispielsweise Telmisartan die Steigerung der Insulinempfindlichkeit nachgesagt. Jährlich werden in Deutschland Blutdrucksenker von 15 Milliarden Tagesdosen verschrieben. Das entspricht rund 400 Tonnen Blutdrucksenker, mit einer steigenden Rate von 4,5 Prozent jährlich seit 2007. Die Hälfte der Medikamente haben die Wirkstoffe Metoprolol und Sartane. Die Auswahl der Medikamente trifft der Arzt.
Wie bei Medikamenten üblich werden sie, ihre Reste und Metaboliten zu Hause wieder ausgeschieden und dem allgemeinen Wasserkreislauf zugeführt. Über die Kanalisation und Kläranlagen finden Rückstände den Weg in die Oberflächengewässer. „Bei den Sartanen werden die verordneten Wirkstoffmengen nahezu vollständig im Kläranlagenablauf wiedergefunden“, berichten die beiden Studienautoren Dr. Sebastian Schimmelpfennig und Dr. Claudia Simon auf den Berliner Herztagen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie- Herz- und Kreislaufforschung.
Dr. Schimmelpfennig ist gleichzeitig Experte bei den Berliner Wasserwerken und Dr. Simon arbeitet beim Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin. Sartane sind so hochspezifisch, dass sie als einzige Blutdrucksenker die Qualität des Trinkwassers gefährden. Sartane werden in vergleichsweise hohen Konzentrationen in Oberflächengewässern gefunden. Die Berliner Wasserwerke gewinnen Trinkwasser zu 70 Prozent aus der so genannten Uferfiltration – also aus Oberflächengewässer, die horizontal und vertikal durch eine natürliche Sandschicht wandern und dabei die meisten unerwünschten Stoffe verlieren. Bei den Sartanen ist das anderes: „auch bei der Uferfiltration zum Zwecke der Trinkwassergewinnung ist nur eine geringe Abbaubarkeit der Sartane festzustellen“, sagten sie am Samstag.
Die effizienteste Maßnahme gegen den Eintrag von Sartanen sei die stärkere Beachtung von Medikamenten-Alternativen oder Mittel, die innerhalb der Gruppe der Sartane, die geringsten Umwelt-Effekte besitzen.
Roland Krieg