Sauberes Trinkwasser für Sansibar
Ernährung
Dezentrale Meerwasserentsalzungsanlage in Sansibar
Auf
Sansibar – wie auch in vielen anderen Teilen der Erde – haben viele Menschen
keinen Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser. Vor allem in abgelegenen
Regionen, in denen häufig auch keine Elektrizität zur Verfügung steht, ist die
Wasserversorgung oft absolut unzureichend. Brunnen und Quellen liefern in
vielen Fällen kein unbedenkliches Trinkwasser, da das Grundwasser verschmutzt
ist.
Ein
besonderes Problem ist auf Sansibar die zunehmende Versalzung von Brunnen in
Küstennähe. Gründe hierfür sind deren jahrelange exzessive Nutzung sowie der
durch den Klimawandel bedingte Anstieg des Meeresspiegels, wodurch vermehrt
Meerwasser landeinwärts gelangt. So können heute Trinkwasserbrunnen aufgrund
ihrer Versalzung nicht mehr genutzt werden. Für einen großen Teil der
Bevölkerung ist die Trinkwasserversorgung nur über teures Wasser aus
Kunststoffflaschen möglich.
Die
Vertreter der Hochschule Karlsruhe Stefan Schmidt, wissenschaftlicher
Projektmitarbeiter und Maschinenbauabsolvent der Hochschule, sowie Prof. Dr.
Jan Hoinkis, Direktor des Instituts für Angewandte Forschung, mit einheimischen
„Testusern“
Pilotanlage mit Ausbildung
Jetzt
wurde in Anwesenheit des deutschen
Botschafters Klaus-Peter Brandes und Ali Juma Shamhuna, Minister for Lands,
Housing, Water and Energy, Sansibar, eine Pilotanlage zur Trinkwasserversorgung
in Betrieb genommen werden. Das Projekt wird durch die Gesellschaft für
internationale Zusammenarbeit (GIZ) finanziell gefördert. Neben der Hochschule
Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sind verschiedene Firmen an dem Projekt
beteiligt. Als lokale Partner sind die regierungsunabhängige Organisation
Pamoja sowie das Karume Institute of Science and Technology in das Projekt
eingebunden. Zentrales Ziel des Projekts ist die ökologisch nachhaltige und
kostengünstige Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser in
benachteiligten Gebieten Sansibars.
Neben
dem Aufbau von Meerwasserentsalzungsanlagen sieht das Konzept auch die
Ausbildung und Information der Bevölkerung als wichtigen Bestandteil vor. Die
Meerwasserentsalzungsanlagen basieren auf dem Prinzip der Umkehrosmose. In
dieser wird Meerwasser unter Druck durch eine halbdurchlässige (semipermeable)
Membrane gepresst. Dabei werden Salzionen zurückgehalten, sodass sich
hochwertiges Trinkwasser gewinnen lässt. Die in diesem Projekt verwendete
Umkehrosmoseanlage zeichnet sich durch ein besonders energieeffizientes
Entsalzungsverfahren aus, sodass die Energieversorgungseinheiten entsprechend
klein ausgelegt werden können. Die Anlagen werden nachhaltig mittels
Photovoltaik und Wind mit Energie versorgt – sie sind also energieautonom. Sie
produzieren etwa 100 Liter Trinkwasser pro Stunde und werden in Küstennähe
aufgebaut. Zur Entnahme des Meerwassers wird ein bereits versalzener Brunnen
genutzt oder mit Hilfe der Bevölkerung ein neuer Brunnen an der Küste
ausgehoben. Die Pilotanlage wurde zu Demonstrationszwecken errichtet, um unter
realistischen Rahmenbedingungen ein nachhaltiges und an die Bedingungen vor Ort
angepasstes Betriebskonzept für autarke, dezentrale
Meerwasserentsalzungsanlagen vorzustellen. Dieses Konzept wurde in
Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jan Hoinkis, wissenschaftlicher Direktor des
Instituts für Angewandte Forschung an der Hochschule Karlsruhe, entwickelt und
getestet.
Ausweitung geplant
Es
liegen bereits mehrere Bestellungen aus Sansibar für Entsalzungsanlagen vor,
die im Laufe des nächsten Jahres errichtet werden sollen. Zum Betrieb der
Anlagen und zur Ausbildung lokaler Experten sollen in Zusammenarbeit mit der
HsKA Trainingskurse entwickelt und am lokalen Karume Institut of Science &
Technology durchgeführt werden. So können lokale Fachkräfte diese Anlagen dann
selbstständig betreiben. Damit entstehen nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern
auch die Eigenständigkeit der Betreiber wird gefördert.
Insgesamt
kann das Projekt einen Beitrag für die Millenium-Entwicklungsziele der UN für
das Jahr 2015 leisten, nach denen der Anteil der Menschen, die keinen Zugang zu
sicherem Trinkwasser haben, auf die Hälfte reduziert werden soll.