Sekundäre Flora des Stilton
Ernährung
Sekundäre Flora des Stilton
Daniel Defoe, Sohn eines Fleischers, kam für seine Reisebeschreibung „Reise durch England und Wales“ auch durch den Ort Stilton und bezeichnete diesen, rund 130 Kilometer nördlich von London, als Stadt, berühmt für ihren Käse. Doch der blau geäderte Weichkäse wurde nie in Stilton produziert – was seiner Berühmtheit aber nicht schadete.
Geschützte Bezeichnung
Heute ist Stilton ein Käse mit
geschützter Ursprungsbezeichnung. Um ein Stilton zu sein, muss die Milch
ausschließlich aus den drei Grafschaften Derbyshire, Leicestershire und
Nottinghamshire stammen, pasteurisiert sein,
die traditionelle Zylinderform aufweisen, seine eigene Kruste bilden,
ungepresst bleiben und zarte blaue Adern haben, die strahlenförmig von der
Mitte ausgehen.
Stilton war eine Zwischenstation
an der Great North Road und diente Kutschern zum Pferdewechsel. Cooper
Thornhill servierte den Gästen im Bell Inn den Weichkäse mit den blauen Adern,
der bald den Namen Stilton bekam. Gekauft allerdings hat Thornhill den Käse von
der Bäuerin Frances Pawlett aus Melton Mowbray – gut 50 Kilometer nördlich von
Stilton.
Heute gibt es nur sieben
Molkereien, die Stilton herstellen dürfen. Die stellen den Käse heute noch
genau so her, wie die Tradition es verspricht. Frische pasteurisierte Milch
wird jeden Morgen in ein offenes Fass gegeben und mit säurebildenden Bakterien
versetzt. Ein Milchgerinnungsmittel wie Lab und die „penicillium roqueforti“, die
Blauschimmelsporen kommen hinzu. Für acht Kilogramm Stilton brauchen die
Molkereien rund 76 Kilogramm Milch.
Dem Geschmacksgeheimnis auf der Spur
Stilton ist der Stolz der
östlichen Midlands. Der Käse hat bis heute noch nicht alle Geheimnisse bekannt
gegeben, weswegen Forscher von der Universitäten Nottingham und Northhampton
sich dem „König der Käse“ intensiv widmen. Sie versuchen herauszufinden, wie
die Mikroorganismen im Käse arbeiten und ihm Geschmack und Textur verleihen.
Die Starterkulturen sind zwar für
die Käsereifung wichtig, aber frühere Arbeiten haben gezeigt, dass die so
genannte sekundäre Flora, die sich erst im Käse entwickelt letztlich für den
Geschmack verantwortlich ist. Sie ist innerhalb der blauen Adern, der Rinde und
dem Käseanteil sehr unterschiedlich. Offenbar gibt es Mikroorganismen, die das
„blaue Aroma“ des Käses fördern und andere mit fungiziden Eigenschaften, die
eine Ausprägung der Schimmeladern verhindern. In einem mit 245.000 Pfund
ausgestatteten Forschungsprojekt die verschiedenen Mikroorganismen
identifizieren. Vor allem die fungiziden Lebewesen haben sie im Visier, weil
diese innerhalb und auch außerhalb der Nahrungsmittelindustrie große Bedeutung
erlangen können.
Lesestoff:
Kommt Ihnen die Geschichte
italienisch vor?
roRo; Foto: Universität Nottingham