Skepsis bei „cholesterinsenkender Wirkung“

Ernährung

Kardiologen: Kein Gesundheitsnutzen von Phytosterole

Experten zogen in der letzten Woche die Wirkung von „Cholesterinsenkenden“ Lebensmitteln in Zweifel. Bis zum Samstag trafen sie sich auf der 77. Jahrestagung der deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim.

Negativeffekt möglich

Einen Nachweis für einen messbaren Nutzen der Herzgesundheit habe der Einsatz von Pflanzensterinen, die hinter dem werbewirksamen Versprechen stecken, bislang nicht gebracht: „Statine hemmen die HMG-CoA-Reduktase, das Geschwindigkeits-bestimmende Enzym der körpereigenen Cholesterinsynthese in der Leber und senken dadurch das Cholesterin im Blut“, soweit Dr. Oliver Weingärtner von der Universität des Saarlandes. Große klinische Studien haben diesen Effekt sogar bewiesen. Aber, so Dr. Weingärtner weiter: „Für das Konzept der Cholesterinresortionshemmung durch Nahrungsmittelsupplementation mit Phytosterolen liegen dagegen keine belastbaren Studienergebnisse vor, die mit der Wirksamkeit im Hinblick auf Patienten-relevante klinische Endpunkte wie zum Beispiel Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko belegen.“

Auch ein Rationsproblem

Für die Übertragung der positiven Effekte auf Nahrungsmittel fehlt also ein statistisch abgesicherter Beleg.
Das Gegenargument der Tagesration ist leichter nachzuvollziehen. Solle der Cholesterinspiegel um zehn Prozent reduziert werden, wären mindestens zwei Gramm an Phytosterinen notwendig. Dr. Weingärtner hat das in eine Tagesration umgerechnet: Um das über Obst und Gemüse zu erreichen, müssten beispielsweise 425 Tomaten, 150 Äpfel, oder 11 Tassen Erdnüsse am Tag verzehrt werden.“
Werde „Functional Food“ mit entsprechenden Mengen angereichert, dann wäre die Nahrung mit einem Medikament vergleichbar.
Derzeit gibt es sogar Hinweise, dass sich Phytosterole auch im Körper ablagern können und negativ auf herz und Kreislauf wirken können. Tierversuche haben bereits gezeigt, dass sie die Moleküle an der Lipidbasis von Zellmembranen im Gehirn ablagern können.
Nach Dr. Weingärtner sind weitere Erhebungen notwendig, bevor die Phytosterine in Lebensmitteln eingesetzt werden sollten.

Lesestoff:
Weingärtner et al.: Plant sterol and stanol esters induce differential effects on oxidative stress, inflammation, leucocytes, vascular function and tissue concentrations in mice. Abstract V1268, Clin Res Cardiol 100, 201;
Vanmierlo et al.: Irreversible accumulation of plant sterols in the brain. Abstract P1305, Clin Res Cardiol 100, 201

roRo

Zurück