Smacznego - Kujawsko- Pomorskie
Ernährung
Polnische Genüsse in Berlin
Polen hatte in diesem Jahr einen neuen Auftritt auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin hingelegt und gleich fünf Woiwodschaften luden die Besucher zum Verweilen ein. Der Erfolg ist nachhaltig gewesen. Weil viele sich nach polnischen Produkten erkundigten, stellt sich die Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie mit der Hauptstadt Bydgoszcz im Polnischen Haus in Berlin heute und morgen mit ihren Leckereien erneut vor.
Pfefferkuchenmuseum in Thorn
Mehl, Honig, Nelken, Muskatnuss, Zimt und Pfeffer. Wer denkt bei diesen Zutaten nicht schon an Weihnachten? Wenn Nürnberg in Deutschland der Inbegriff des Lebkuchen darstellt, dann ist Thorn die Pfefferkuchenstadt für Polen – und darüber hinaus. Dort gibt es das ganze Jahr über Pfefferkuchen.
Doch nicht alles ist essbar und die weltbekannten Thorner Kathrinchen liegen gleich daneben. Michal Pszczolkowski zeigt, wie er den sehr dunklen Teig knetet. Mehrere Wochen muss der Teig reifen, bevor er bearbeitet und ausgerollt wird. Es sieht ziemlich anstrengend aus. Ausgerollt wird er mit Öl bepinselt und schließlich auf eine Holzform gedrückt. Darin sorgsam eingearbeitet sind Ornamente oder ganze Bilder wie das mittelalterliche Rathaus von Thorn oder sein„schiefer Turm“. Kleine und mehr als handtellergroße Pfefferkuchenbilder reihen sich auf dem Tisch. Sie werden als Dekoration, Geschenk und Souvenir gehandelt. Diese Kunst ist so traditionsreich wie die 335 Baudenkmäler der Altstadt. Nach Krakow besitzt Thorn den größten Bestand an alten Häusern. In der Geburtsstadt Kopernikus´ führt ein Pfefferkuchenmeister sogar das „Lebendige Pfefferkuchenmuseum“.
Das landwirtschaftliche Herz Polens
Gut 2,1 Millionen Einwohner leben in der 18.000 km2 großen Woiwodschaft, die östlich von der Weichsel durchflossen wird. Piotr Calbecki, Marschall von Kujawsko-Pomorskie, und Dr. Artur Piotrowicz, Geschäftsführender Direktor der Wirtschaftsabteilung im Marschallbüro, gaben Herd-und-Hof.de gestern vor der Eröffnungsfeier Auskunft über die Landwirtschaft der Region.
Über 40 Prozent der Menschen leben auf dem Land und noch über 18 Prozent direkt von der Landwirtschaft. Kujawsko-Pomorskie ist für die polnische Landwirtschaft die zweitwichtigste Region mit Schweinezucht und Getreide als wichtigste Produktgruppen. Die Böden sind so gut, dass Zuckerrüben, Kartoffeln, Obst und Gemüse und Raps angebaut werden.
Durch die lange Tradition landwirtschaftlicher Produktion hat sich in der Woiwodschaft verarbeitende Industrie im Fleischmarkt und in der Milchverarbeitung angesiedelt. 18 Prozent des polnischen Pflanzenöls stammen von hier und in Thorn steht die größte Zuckerraffinerie des Landes.
Während der durchschnittliche Betrieb in Polen 9,5 Hektar aufweist, sind die Betriebe zwischen Bydgoszcz und Thorn 14 Hektar groß. 80 Prozent der Agrarprodukte werden aber von Betrieben mit über 100 Hektar Fläche produziert.
Während der Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt in Polen bei vier bis fünf Prozent liegt, erzielt seine Region rund acht Prozent, führt Marschall Calbecki aus.
Polen überrascht Skeptiker |
Vor der Transformation waren 60 Prozent der Betriebe in Kujawsko-Pomorskie in privater Hand. Die Familienstruktur auf den Betrieben hat sich im wesentlichen nicht geändert und die vielen kleinen Betriebe haben noch einen langen Weg vor sich. So hinterlässt die Reform des Zuckermarktes auch in Polen Spuren. Die Raffinerie in Thorn gehört zur „Polnischen Zucker“, die 60 Prozent des Zuckers in Polen produziert. Die „Polnische Zucker“ besteht jedoch aus 46 kleineren Raffinerien, die von einer Vielzahl kleiner Bauern beliefert werden. Sollten die Zuckerwerke durch den Wegfall der Zuckerquote schließen müssen, so hätte das erhebliche Auswirkungen auf die kleinen Ortschaften. Einen Einstieg in die Ethanolproduktion ist nach Angaben von Dr. Piotrowicz in Planung.
Auch die Woiwodschaft Kujawsko-Pomorskie hat viele natürliche Reize, auf die in den beiden nächsten Tagen aufmerksam gemacht werden soll. Beispielsweise verwenden die Bauern in Polen nach Aussagen des Marschalls 10mal weniger Dünger als die Betriebe in der EU. Das eignet sich für Einstieg in den ökologischen Landbau und generell für den Agrotourismus. Marschall Piotr Calbecki betont hierbei die enge Beziehungen zu Brandenburg. Beide Länder erkennen gegenseitig ihre ausgestellten Anglerscheine an und Kujawsko-Pomorskie hat die Koordination eines gemeinsamen Projektes übernommen, den Stör in den Gewässern wieder heimisch zu machen.
Öko boomt
Insgesamt gibt es sieben Zertifikationsstellen für den ökologischen Landbau in Polen und die Zahl der Betriebe steigt. Waren es 1991 lediglich 49 Ökobetriebe, 1999 nur 555 schnellte die Zahl 2004 und 2005 auf 3.760 und 7.183. Dieses Wachstum hatte auf der BioFach 2006 Polen zum Bioland des Jahres gemacht.
So ist hat auch im Polnischen Haus der Biomarkt mit einem großen Stand unterschiedlicher Produkte vertreten. Drei Prozent beträgt der Anteil in der Landwirtschaft, sagt Emil Swiniarski von Bio Food. Der Schwerpunkt liegt bei der Milchproduktion. In Polen gibt es in den Städten eine vermehrte Nachfrage durch den Wandel beim Einkauf: Wellness und Gesundheit bekommen im Nachbarland einen gleichen Stellenwert wie in Deutschland.
Allerdings kommen auch in Polen die Bauern nicht mit der Umstellung der wachsenden Nachfrage hinterher. Es gibt jedoch Projekte, dass Rohstoffe in Polen produziert und in Deutschland verkauft werden. Emil Swiniarski stellt einen Teil der möglichen Produkte schon einmal vor.
Smacznego – Guten Appetit
Die polnische Küche ist bekannt für ihre vielfältigen Pilzgerichte. In den ausgedehnten Wäldern schießen rund 100 verschiedene Sorten aus dem Boden. Neben Champignons zählen Pfifferlinge und Steinpilze zu den Spezialitäten. Die Vielfalt macht sich nicht nur auf dem Teller bemerkbar, sondern auch in der Außenhandelsbilanz mit Deutschland. 47 Prozent aller importierten Pilze stammen aus Polen. Mindestens ein Grund, „Gefüllte Champignons polnischer Art“ zu genießen:
Zutaten: (für 4 Personen)
8 große weiße Champignons; 3 Scheiben gekochter Schinken; 3 EL saure Sahne; Petersilie; Muskatnuss; Salz; weißer Pfeffer; 80 g geriebener Ziegenkäse.
Zubereitung:
Die Champignons putzen und von Stielen befreien. Petersilie hacken und den Ziegenkäse reiben. Schinken in kleine Würfel schneiden und mit saurer Sahne, Petersilie, Muskatnuss, Salz und Pfeffer verrühren. Die Champignons mit er fertigen Mischung füllen und in eine gefettete Form geben. Geriebenen Ziegenkäse auf die Pilze streuen und etwa 15 Minuten bei 190 °C im Backofen überbacken. Die gefüllten Champignons mit Brot servieren.
Lesestoff:
Am 05. und 06. Oktober können Sie jeweils zwischen 09:00 und 18:00 Uhr im Polnischen Haus, Potsdamer Straße 63 in 10785 Berlin, die Woiwodschaft Kujawsko-Pomorski kennen lernen.
Die Woiwodschaft ist im Netz unter www.kujawsko-pomorskie.pl zu erreichen und hat ihre Vorstellung auch in deutscher Sprache hinterlegt.
Das Rezept stammt aus der Euroregion Hannover, die eine Partnerschaft zum Landkreis Posen hat. Aus deren Zusammenarbeit ist zum Deutsch-Polnischen Jahr 2005/06 „Ein deutsch-polnisches Kochbuch“ entstanden: www.region-hannover.de
Roland Krieg; Fotos: roRo; Grafik: Agrarministerium Polen