Spaghetti und Gourmet-Öle im Test
Ernährung
Der Spaghetti-Siegeszug begann vor 100 Jahren
Die Geschichte der industriell hergestellten Hartweizennudeln begann vor rund 100 Jahren. Damals erfand der Italiener Fereol Sandragne die erste komplette Nudelproduktionsanlage. Infolge dessen wurde italienische Pasta zur Massenware und zum Exportschlager. Heute werden Nudeln hoch standardisiert hergestellt: vom Teigmischen bis hin zum Trocknen. Das gilt auch für Spaghetti. Umfragen zeigen: Die Langen Dünnen sind quer durch alle Altersgruppen die mit Abstand beliebteste Nudelform.
Noten von gut bis ausreichend
Welche Spaghetti haben das meiste Aroma, kleben nicht nach dem Kochen und sind frei von Schadstoffen? Im Test traten 25 Produkte gegeneinander an: darunter 20 klassisch helle aus Hartweizen, drei aus dunklem Vollkorn und zwei ohne Gluten. Um die vorderen Plätze konkurrierten deutsche Marken wie Bernbacher und Riesa, italienische wie Barilla und De Cecco sowie zahlreiche günstige Handelsmarken. Die Tester prüften sie insbesondere auf Aussehen, Geruch und Geschmack sowie auf Keime und Schadstoffe. Am Ende gibt es insgesamt viele gute und befriedigende Spaghetti. Einmal heißt die Note nur ausreichend. Im Prüfpunkt Sensorische Beurteilung (Aussehen, Geruch und Geschmack) schaffen zwei die Note Sehr gut.
49 Cent pro 500 Gramm kostet der Testsieger, der in allen Prüfpunkten mit „gut“ und „sehr gut“ abschneidet. Auch ein Discounter-Produkt überzeugt im Geschmackstest, erhält jedoch Punktabzug wegen erhöhter Schadstoffbelastung. Die meisten Spaghetti sind nicht frei von Schadstoffen. In fast allen Produkten entdeckte die Stiftung Warentest das Schimmelpilzgift Deoxynivalenol. Bei den getesteten Vollkornspaghetti macht ein Bioprodukt der Marke Dennree mit dem Testurteil „gut“ das Rennen. Vollkornspaghetti gelten aufgrund ihres höheren Ballaststoff- und Mineralstoffgehalts als besonders gesund.
Unter den bekannten Markenherstellern schafft es nur Barilla weit nach vorn. Schlusslicht des Tests sind die Spaghetti von Strauss Innovation. Sie erhalten die Note „ausreichend“, unter anderem weil sie auch nach längerem Kochen noch hart blieben.
Fehler im Aussehen, auffällige Schadstoffe
Der Test offenbart: Trotz standardisierter Produktion laufen nicht alle Spaghetti einwandfrei vom Band. Den Prüfern fielen unter anderem bei den rohen, ungekochten Nudeln Luftblasen sowie ungleich lange oder gebrochene Stücke auf. Solche Mängel entstehen beispielsweise, wenn sich Grieß und Wasser beim Teigmischen ungenügend verbinden, oder die Nudeln nicht langsam von innen nach außen trocknen. Ebenso waren die meisten Spaghetti nicht frei von Schadstoffen: Die Prüfer wiesen vor allem das Schimmelpilzgift Deoxynivalenol (DON) und Mineralölbestandteile nach. Einige Produkte hätten ohne die Schadstoffe eine bessere Note erhalten.
Vollkornnudeln besonders gesund
Gesund, aber gewöhnungsbedürftig sind Vollkornspaghetti. Das liegt vor allem an ihrem typischen Kleie-Geschmack. Sie sehen deutlich dunkler aus als die klassischen Hellen, fühlen sich im Mund rauer und körniger an, schmecken aromatisch, leicht süßlich und leicht nussig. Vollkornspaghetti haben in etwa genauso viele Kilokalorien wie die hellen – um die 350 Kilokalorien je 100 Gramm –, aber oft mehr als doppelt so viele Ballaststoffe, zudem mehr Mineralstoffe. Glutenfreie Spaghetti verzichten auf Gluten, das Klebereiweiß des Weizens. Die zwei Produkte im Test von Lidl und Seitz waren auf Basis von Maismehl. Dass sie ohne Weizen auskommen müssen, macht sich durch Besonderheiten im Geschmack bemerkbar.
Gourmet-Öle
Die Untersuchung von Gourmet-Ölen ist erschreckend: 11 Produkte sind „mangelhaft“, zwei davon nicht verkehrsfähig, die beiden hätten gar nicht verkauft werden dürfen. Viele der getesteten, vermeintlich erlesenen Produkte enthalten bedenkliche Stoffe, von Lösemitteln bis zu potenziell krebserregenden Substanzen. Die Stiftung Warentest hat für ihre September-Ausgabe von test 25 Speiseöle der Sorten Lein-, Walnuss-, Sesam-, Traubenkern- und Arganöl getestet, darunter 16 Bioprodukte. Die Öle kosten bis zu 112 Euro pro Liter.
Gourmet-Öle sind bei Feinschmeckern beliebt, gelten als erlesen, köstlich und gesund. Doch viele Öle sind ihr Geld nicht wert: Die Tester fanden etliche, mitunter gesundheitlich bedenkliche, sogar krebserregende Schadstoffe. Lediglich sieben Öle sind „gut“, darunter auch ein günstiges Leinöl für 11,80 Euro pro Liter. Immerhin kann die Stiftung Warentest pro Sorte mindestens ein „gutes“ Öl empfehlen, außer bei Traubenkernöl. Hier lauten die Qualitätsurteile einmal „Ausreichend“ und zweimal „Mangelhaft“: In zwei von drei geprüften Traubenkernölen wiesen die Tester potenziell krebserregende Mineralölbestandteile nach. Bei einem der Öle lassen verschiedene Analysewerte darauf schließen, dass es mehr als 10 Prozent fremdes Speiseöl enthält.
In einem Walnussöl fanden die Tester zwei kritische Weichmacher, in einem anderen ungesunde Transfettsäuren – jeweils in hohen Gehalten. Ein Sesamöl enthielt Xylole, Ethylbenzol und Toluol – Lösemittel, die bisher in keinem der vielen Speiseöl-Tests der Stiftung Warentest nachgewiesen wurden. Zwei Leinöle hätten wegen zu hoher Gehalte an krebserregenden polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) gar nicht verkauft werden dürfen.
Auch geschmacklich enttäuschten einige Produkte: So schmecken die beiden mit 95 bzw. 112 Euro pro Liter teuersten Produkte im Test, zwei Arganöle, deutlich käsig. Sie sind wie auch zwei sensorisch fehlerhafte Leinöle im test-Qualitätsurteil „mangelhaft“. Solche sensorischen Fehler können durch Schäden an den Rohstoffen bei Ernte, Lagerung oder Produktion entstehen.
Zwei Leinöle hätten nicht verkauft werden dürfen
Noch nie haben die Tester in einem Speiseöltest so viele verschiedene Schadstoffe gefunden wie diesmal. Von bedenklichen Lösemitteln bis zu krebserregenden und erbgutverändernden Substanzen ist alles vertreten. Zwei Leinöle sind sogar nicht verkehrsfähig und hätten gar nicht verkauft werden dürfen – wegen zu hoher Gehalte an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK).
Sieben Öle sind gut – alle mit Biosiegel
Immerhin können die Tester mindestens ein gutes Öl pro Sorte empfehlen – außer bei Traubenkernöl. Insgesamt schneiden sieben Öle gut ab: ein Leinöl sowie je zwei Walnuss-, Sesam- und Arganöle. Alle sieben sind unraffiniert und tragen ein EU-Biosiegel. Weil der Anteil kaltgepresster Gourmet-Öle im Biobereich besonders hoch ist, sind auch im Test sehr viele Bioprodukte vertreten. Eine Garantie für gute Qualität ist das Biosiegel aber nicht. Auch sechs mangelhafte Produkte tragen es.
Das September-Heft der Stiftung Warentest ist seit heute im Handel
Stiftung Warentest (Text und Bild)