Spargel-Hochsaison
Ernährung
Beelitz versorgt die Metropole mit frischem Spargel
Am Donnerstag wurde die Spargel-Saison in Beelitz, südlich von Berlin, offiziell eröffnet und die neue Spargelkönigin wird am Sonntag mit dem Paralmentarischen Agrarstaatssekretär die Spargelpyramide am Brandenburger Tor in Potsdam einweihen.
Früh wie selten
Den lang geplanten offiziellen Terminen ist der Spargel
in diesem Jahr jedoch sehr früh entgegengewachsen. Anfang März gab es bereits
die ersten Stangen aus Folienanbau und Gewächshäusern. Da das die wenigsten
Verbraucher wissen, war in diesem Jahr das frühe Angebot reichlich aber die
Nachfrage knapp. Deswegen lagen die Preise Anfang März rund 30 Prozent unter
dem Vorjahresniveau, beklagte Ludo van Kelst von der belgischen Auktion
„Mechelse Veilingen“.
Auch in England kamen die schlanken Stangen einige
Wochen früher auf dem Markt. Mit Hilfe von Folien hat John Chinn aus
Herfordshire den ersten Spargel für „Marks & Spencer“ und für „Selfridges“
in den ersten Märztagen geliefert. Normalerweise wärmt die Sonne den englischen
Boden erst Ende April oder Anfang Mai für das königliche Gemüse auf.
In Deutschland kommt Asparagus officinalis früher auf
den Markt, weil der Anbau unter Folien in den letzten Jahren ausgebaut wurde.
Die Saison wurde dadurch merklich nach vorne verlängert, bemerkt die
Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Die Folie hat jedoch nicht nur den
Vorteil, Wärme für einen frühen Start zu sammeln, sie schützt die Pflanzen auch
vor Schädlingen und macht eine Unkrautbekämpfung durch Herbizide überflüssig.
Darüber hinaus schützt sie den Boden vor Wind- und Wassererosion.
Der Wettbewerb um den frühesten Spargel fordert jedoch
auch Opfer. Spanien wetteifert um die ersten Stangen auf dem deutschen Markt.
Der meiste Spargel stammt aus Granada in der Region Andalusien. Dort wächst er
auf 6.410 Hektar und erzielt knapp 36.000 Tonnen Ertrag. Frost und Trockenheit
haben die spanische Landwirtschaft in diesem Jahr jedoch erheblich getroffen
und Clara Aguilera, Landwirtschaftsministerin der Region Andalusien, musste vor
kurzem einen witterungsbedingten Ertragsrückgang um 20 Prozent vermelden.
Der Brandenburger Spargel
Der Spargelanbau in Brandenburg hat eine eigene Erfolgsgeschichte.
Nach der Wende nahm die Anbaufläche rasch zu und stieg um das 18,4-fache. Die
Region Berlin-Brandenburg ist Selbstversorger und die Spargelbauern können bei
einem Selbstversorgungsgrad von 216 Prozent auch andere verwöhnen.
In Brandenburg hat sich die Spargelanbaufläche gemäß
dem Bundestrend leicht verringert. 117 Hektar Spargel wurden aus der Produktion
genommen. Derzeit wachsen die Stangen noch auf 2.650 Hektar. Insbesondere in
den Landkreisen fern ab von Berlin ist die Produktion zurückgegangen, was das
Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung
(LELF) schließen lässt, dass das
Potenzial für die Direktvermarktung ausgeschöpft ist. Die Bauern erzielen rund
53,1 Dezitonnen je Hektar und kamen 2011 mit 14.250 Tonnen Spargel auf die
drittgrößte Ernte seit 1990. Nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen steht
Brandenburg auf Platz drei der deutschen Spargelanbauländer.
Spargelimporte
Wenn der Spargel aus den Erdwällen gestochen wird, dann
gehen die Importe deutlich zurück. Die Kunden bevorzugen frischen Spargel aus
der Region. Im letzten Jahr mussten dennoch 24.780 Tonnen Spargel importiert
werden, um die Nachfrage zu decken. Mit 10.833 Tonnen kommt fast die Hälfte des
ausländischen Spargels aus Griechenland. 4.100 Tonnen kommen aus Spanien, 3.100
Tonnen aus Peru und 3.000 Tonnen aus den Niederlanden.
Deutschland exportiert aber auch jährlich steigende
Mengen vor allem nach Skandinavien. Lagen die Exporte im Jahr 1994 noch bei 422
Tonnen, so waren es 2009 bereits 3.750 Tonnen.
Perspektiven Spargelanbau
Nach Einschätzung des LELF wird sich in den kommenden Jahren der Verbrauch nur leicht erhöhen. Je haushalt werden 1,9 Kilogramm Spargel gekauft. Die frische Ware wird den Importen nur in der Vorsaison eine Chance geben, so dass eine Ausweitung der heimischen Produktion den Preisdruck auf die Spargelbauern erhöhen wird. Daher werde jede Ertragssteigerung und tehnologisch bedingte Kostensenkung direkt zu einem Wettbewerbsvorteil bei den Spargelbauern führen.
Roland Krieg; Grafiken: LELF